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Mit VR-Brille durch Riesen der Lüfte reisen

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Von: Barbara Hoven

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Virtueller Kurztrip: Marianne Großjohann vom Museums-Team mit einer VR-Brille auf dem Kopf und den beiden Controllern in den Händen. Erläuterungen gibt’s von Michael Gödde (von links) und Christian Kunz.
Virtueller Kurztrip: Marianne Großjohann vom Museums-Team mit einer VR-Brille auf dem Kopf und den beiden Controllern in den Händen. Erläuterungen gibt’s von Michael Gödde (von links) und Christian Kunz. © Strohfeldt

Schon seit einer Zeit besteht im Zeppelinmuseum in Zeppelinheim die Möglichkeit, mit einer VR-Brille durch den LZ 130 Graf Zeppelin zu reisen. Darmstädter Studenten haben den virtuellen Rundgang nun weiter aufgewertet.

Neu-Isenburg – Die Raucherlounge ist nur eines von vielen Details, die manchen Besucher verblüffen dürften, der sich im Zeppelinmuseum mit der VR-Brille auf Zeitreise durch das virtuelle Modell des letzten großen Zeppelins LZ 130 Graf Zeppelin begibt. Rauchen? Im Luftschiff? Das war doch bei den ersten Atlantiküberquerungen wegen der Explosionsgefahr streng verboten; schließlich gab es ungeheure Mengen Wasserstoff direkt über den Köpfen der Reisenden.

Jedoch waren Sicherheitsvorkehrungen gegen Brände und elektrische Funken bei LZ 130 so weit perfektioniert, dass an Bord dieses Luftschiffs sogar geraucht werden durfte, wie Museumsleiter Christian Kunz erklärt. Natürlich nur im speziell gesicherten Raum, wo der Chef-Steward, in Besitz des einzigen – elektrischen – Feuerzeugs an Bord, die Zigarren und Zigaretten anzündete und alles genau überwachte. „In einer Zeit, als rund 80 Prozent der Bevölkerung als Raucher galten, war das Thema Rauchen und Zeppeline sehr wichtig“, erzählt Kunz. Bei den ersten Atlantiküberquerungen sei es gar mal zu Tumult gekommen, weil ein Passagier starke Entzugserscheinungen bekam.

400 Arbeitsstunden investiert

Entstanden ist der neue, aufgewertete virtuelle Rundgang durchs Luftschiff in einem Seminar mit dem Titel „VR Projekt Management & Production“ des internationalen Studiengangs Expanded Realities an der Hochschule Darmstadt, das in dieser Woche endet. Mehr als 400 Arbeitsstunden haben sechs Studierende investiert. Unter Anleitung der beiden Dozenten Michael Gödde und Julian Hölgert war oberstes Projektziel „die Vermittlung von theoretischem und praktischem Know-how für die Planung und Durchführung von Virtual-Reality-Projekten, insbesondere mit externen Kunden“, wie Gödde gestern beim Ortstermin erklärt. Dazu passte das Zeppelinheimer Museum, das der Dozent mit ins Boot holte, bestens.

Denn dort kann bekanntlich bereits seit 2019 das virtuelle Modell von LZ 130, welches von dem Luftschiffenthusiasten Hendrick Stoops in den USA erstellt wurde, von den Besuchern mit zwei VR-Brillen erkundet werden. Das Museum fungierte im Seminar als „Auftraggeber“ des Projekts, welches in den verschiedenen Projektstufen – von Ausschreibung über Zeitplanung bis hin zur Finalisierung – simuliert wurde.

Der Kontakt, so erzählt Christian Kunz, sei beim ersten Neu-Isenburger Digital-Tag im Juni 2022 in der Hugenottenhalle zustande gekommen. Da lernte der Museumsleiter Michael Gödde kennen, der dort in seiner Funktion als Mitgründer des Frankfurter Unternehmens Time-Leap VR vor Ort war.

Anfangs, erzählen die Macher gestern, sei gar nicht klar gewesen, ob eine Virtual-Reality-Installation entstehe, die auch wirklich im Museum zum Einsatz kommt.

Mehr über Riesen der Lüfte erfahren

Doch die Studierenden übertrafen die Erwartungen von Christian Kunz deutlich: Sie erstellten auf Grundlage des virtuellen Modells die „LZ 130 Experience“, eine geführte Tour durch den Zeppelin, angefangen mit dem Fahrschein in der Hand vor dem Luftschiff, über weitere Objekte, die im Museum auch im Original angesehen werden können, die im Modell entdeckt und von allen Seiten erkundet werden können. Die Texte hat Christian Kunz eingesprochen. Als Passagier erfährt man so in etwa fünf Minuten selbstgesteuert etwas über die große Zeit der „Riesen der Lüfte“.

Es ist eine Zusammenarbeit, von der beide Seiten eindeutig profitieren. Praxiserfahrung im Studium für die jungen Leute, eine kostenlose Aufwertung des Angebots für das Zeppelinmuseums und damit gespartes Geld für die Stadt: „Es ist eine klassische Win-Win-Situation“, betonen Christian Kunz, Bürgermeister Gene Hagelstein und Dozent Michael Gödde gestern unisono.

Dabei wurde das Modell noch einmal realistischer. Dimensionen, Lichteinfall, Schattenwurf und die Oberflächentexturen wurden von den Studierenden deutlich verfeinert. Auch nach dem Seminar bleibt eine Gruppe der Studierenden am Ball und verbessert die virtuelle Experience, an deren Ende man mit dem Luftschiff eine Landung auf dem Empire State Building im New Yorker Stadtteil Manhattan ansteuert, weiter.

Noch allerdings muss sich gedulden, wer das Update der virtuellen Erfahrung erleben möchte: Erst ab dem Beginn der hessischen Sommerferien, also ab dem 21. Juli, wird die LZ 130 Experience im Zeppelin-Museum den Besuchern zur Verfügung stehen.

Beim Eintritt gilt in den beiden Neu-Isenburger Museen nach wie vor das Motto „Zahle, was du willst“ – auch für die Nutzung der VR-Brillen in Zeppelinheim.

Von Barbara Hoven

Besuch in der Raucherlounge: 1940 endete die Geschichte der Transatlantik-Luftschiffe, doch im Museum können Besucher mit VR-Brille LZ 130 erkunden. screenshot: p
Besuch in der Raucherlounge: 1940 endete die Geschichte der Transatlantik-Luftschiffe, doch im Museum können Besucher mit VR-Brille LZ 130 erkunden. © -Privat

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