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Ansturm in Kinderarztpraxis nicht zu bewältigen

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Von: Holger Klemm

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Kinderärzte arbeiten am Limit.
Kinderärzte arbeiten am Limit - auch in Neu-Isenburg. © dpa

Zu viele Patienten, zu wenig Ärzte: Die Situation in den Kinderarztpraxen ist weiter prekär. Im Kreis Offenbach sind die Praxen am Limit.

Neu-Isenburg - Die aktuelle Gesundheitskrise bei kleinen Kindern wirkt sich auch auf die zuständigen Praxen aus. Das geht es aus den Antworten auf eine Anfrage der SPD-Fraktion zum Stand der kinderärztlichen Versorgung in Neu-Isenburg hervor. „Wir wurden von einigen Eltern angesprochen, dass es bei der Behandlung akuter Erkrankungen Probleme bei der Erreichbarkeit und Terminverfügbarkeit gebe“, berichtet Florian Obst, sozialpolitischer Sprecher seiner Fraktion.

So wollte die SPD wissen, wie viele Kinderarztpraxen und welche Sprechzeiten es gibt und mit welchen Wartezeiten bei akuten Erkrankungen zu rechnen ist. Der Magistrat nennt die Gemeinschaftspraxis von Dr. Adrian Lieb, Dr. Anoosh Esmaeili und Dr. Jörg Brand in der Hugenottenallee 120 und das MVZ Panceum Am Forsthaus 3 in Gravenbruch.

Ansturm bei Kinderärzten: 70 akute Fälle bei nur einer Praxis am Tag

Während es von letzterer keine Antworten gab, berichtete die Gemeinschaftspraxis, dass sie wegen der aktuellen Situation versuche, die Kapazitäten zu erhöhen und auf eigene Kosten Honorarärzte eingestellt habe. So werden zusätzlich fast täglich Akutsprechstunden angeboten. Das Bestreben der Praxis sei es, akute Erkrankungen möglichst, am gleichen Tag zu sehen, in ungünstigen Fällen könne die Wartezeit jedoch zwei bis drei Tage betragen.

„Leider sind selbst diese Maßnahmen nicht ausreichend, um den Ansturm zu bewältigen. Täglich werden wir beschimpft und teilweise sogar bedroht, da wir unsere endlichen Kapazitäten den besorgten Eltern kommunizieren müssen“, teilte die Gemeinschaftspraxis dem Magistrat mit. „Wir und unser Personal arbeiten aktuell über die Kapazitätsgrenze hinaus. Eigene, krankheitsbedingte Personalausfälle führen zur Verzögerungen am Telefon sowie bei der Beantwortung von Mails. Das noch vorhandene Personal wird in erster Linie bei der Patientenversorgung eingesetzt. Täglich sehen wir an die 70 AkutpatientInnen“, heißt es weiter.

Kinderarztpraxen am Limit: Kreis Offenbach angeblich überversorgt

Aus der Anfrage geht hervor, dass das MVZ Panaceum mit zwei Öffnungstagen in der Woche Ende 2022 geschlossen werden soll. Es gebe wohl Bestrebungen, diesen Sitz der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) nach Heusenstamm zu verlegen. Westlich von Neu-Isenburg schließe zum 31. Dezember eine weitere Kinderarztpraxis in Mörfelden-Walldorf. „Von beiden Standorten erhalten wir täglich Anfragen für die Übernahme von Patientinnen und Patienten. Wir haben bereits versucht, diese beiden Sitze zu erwerben“, betont die Gemeinschaftspraxis.

Da die Praxis in Walldorf jedoch im Planungsbereich Groß-Gerau liege, sei eine Verlegung in den Kreis Offenbach nicht möglich. Nach Rücksprache mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen sei die Neuinstallation eines weiteren KV-Sitzes nicht vorgesehen, da der Kreis Offenbach angeblich überversorgt sein soll. „Für uns ist dies eine Katastrophe, da wir unsere Praxis und somit unsere Kapazitäten sehr gerne erweitern würden. Wir hätten sogar Kinderärzte, die bei uns fest arbeiten würden. Die bisherigen Maßnahmen zur Personalaufstockung werden bisher komplett von uns finanziert. Es ist eine Frage der Zeit, wie lange dies wirtschaftlich darstellbar ist“, schreibt die Praxis.

„Die aktuelle Situation der kinderärztlichen Versorgung in Neu-Isenburg ist eine Zumutung. Die kassenärztliche Vereinigung muss dringend handeln“, fordert Florian Obst für die SPD. Das System sei am Limit und kranke Kinder benötigten eine angemessene Versorgung. Die Bürokratie dürfe dem nicht im Wege stehen. (hok)

Auch im rest Hessens ist die Situation angespannt. Die „Situation ist untragbar“, sagt eine Kinderärztin aus Maintal.

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