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Neu-Isenburg: Entlastung der Innenstadt knifflige Angelegenheit

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Die Innenstadt von Neu-Isenburg soll durch die Reduzierung des Durchgangsverkehrs entlastet werden. Es gibt allerdings einige Herausforderungen.

Neu-Isenburg – Der Durchgangsverkehr in Neu-Isenburg (Landkreis Offenbach) soll reduziert, die Innenstadt muss entlastet werden. Kein neuer Wunsch. Aber eben auch ganz und gar nicht einfach zu erfüllen. Um weitere Potenziale aufzuzeigen, hat die Stadt die Rodgauer Ingenieurgesellschaft Habermehl und Follmann mit ergänzenden Untersuchungen zum erarbeiteten „Stadtentwicklungskonzept Mobilität 2030“ beauftragt.

Vor allem erhofft man sich im Rathaus von der Untersuchung bekanntlich auch eine Entlastung für die Anwohner in der Karl- und Bansastraße. Die Karlstraße mit der Kreuzung zur Frankfurter Straße ist, was das Verkehrsaufkommen betrifft, ebenso als besonders neuralgischer Punkt bekannt wie die Siemensstraße – als eine Umfahrung des Innenstadtbereichs für den Schwerlastverkehr.

Die Öffnung des Grenzweges mit der Einführung einer Einbahnstraßenreglung für die Karlstraße stellt wohl die einzige weiterzuverfolgende Alternative zur Verkehrsentlastung dar – weil sie günstiger und umweltschonender ist als die große Lösung.
Die Öffnung des Grenzweges mit der Einführung einer Einbahnstraßenreglung für die Karlstraße stellt wohl die einzige weiterzuverfolgende Alternative zur Verkehrsentlastung dar – weil sie günstiger und umweltschonender ist als die große Lösung. © -Postl

Entlastung der Innenstadt von Neu-Isenburg ist knifflige Angelegenheit: Es gibt zwei Varianten

Im Ausschuss für Bau, Planung, Umwelt, Verkehr und Stadtentwicklung stellt Diplom-Ingenieur Hendrik Ilcken sehr ausführlich die Erkenntnisse für die Machbarkeitsstudie vor, wie man diese beiden Bereiche verkehrstechnisch entlasten könnte. „Machbar ist nahezu alles, doch neben der Finanzierung gibt es heute wesentlich höhere Hürden, was die Eingriffe in die umgebende Landschaft und Natur betrifft“, stellt Ilcken voran. Basis war die Verkehrsprognose bis zum Jahr 2030 – was auch die erhoffte Fertigstellung der Regionaltangente West bis zum Birkengewann in Neu-Isenburg beinhaltet. „Aufgrund dieser Berechnungen und Berücksichtigung aller Verkehrsbeziehungen haben wir positive und auch negative Effekte dargestellt“, erklärt der Fachmann.

Was eine Umfahrung der Siemensstraße betrifft, stellt Ilcken zwei Varianten vor. Beide zweigen von der Carl-Ulrich-Straße jeweils östlich der Siemensstraße gen Süden ab – also in den Wald. Die erste Variante führt recht nah der bestehenden Bebauung, also hinter dem Gewerbegebiet und dem Wasserwerk, dann in Höhe des Forsthauses wieder auf die Siemensstraße und weiterführende Rathenaustraße zurück.

Die zweite Variante biegt an der heutigen Einfahrt zu den Kleingärten Fischer Lucis gen Süden in den Wald ab und führt in einem größeren Bogen dann wieder zum Forsthaus. „In beiden Fällen ist der Eingriff in den Wald beträchtlich und eine Entlastung gäbe es nur für die Siemensstraße“, umreißt Ilcken sowohl die negativen als auch positiven Auswirkungen. Dieses Vorhaben wird „einstimmig“ verworfen und auch von Bürgermeister Gene Hagelstein als unverantwortlich bezeichnet.

Innenstadt von Neu-Isenburg: Entlastung von Karlstraße realistischer

Die Lösung für eine Entlastung der Karlstraße und der vom Verkehrsaufkommen geplagten Anwohner könnte dagegen realistischer sein. Hier nimmt Ilcken als „große Variante“ die schon mehrfach ins Gespräch gebrachte Umfahrung in den Blick.

Diese würde an der Kreuzung des Gravenbruchrings mit der Offenbacher Landstraße bereits im Osten den Verkehr zu einer neu zu errichtenden Straße entlang der Autobahn A 3 führen, um über ein Brückenbauwerk sowohl die Isenburger Schneise als auch die Straßenbahn zu „kreuzen“, dann im Bereich des heutigen P+R Parkplatzes wieder Straßenniveau zu erreichen. „Neben den enormen Baukosten stehen hier wohl auch große Eingriffe in den Frankfurter Stadtwald dagegen“, greift Ilcken schon mal der Entscheidung der Mitglieder des Ausschusses vor.

Auch eine „kleine Lösung“ hat der Ingenieur mitgebracht – dergestalt, dass die Karlstraße aus östlicher Richtung als Einbahnstraße ausgewiesen wird und für den „Gegenverkehr“ gen Osten der Grenzweg als Einbahnstraße ausgebaut werden könnte. Ein entsprechender Verkehrsknotenpunkt müsste dann in Höhe der Bansamühle eingerichtet werden. „Wir benötigen normalerweise einen Straßenraumbedarf von elf Metern, den man bei einer Einbahnstraße freilich etwas verringern könnte“, erklärt Ilcken

In der Karlstraße geht es oft eng zu. Linksabbieger, die auf die Frankfurter Straße wollen, verursachen in der Regel den größten Rückstau. Bei einer Einbahnstraße gen Osten würde kein Ausfahrtverkehr mehr auf die Frankfurter Straße erfolgen – und damit Staus vermieden.
In der Karlstraße geht es oft eng zu. Linksabbieger, die auf die Frankfurter Straße wollen, verursachen in der Regel den größten Rückstau. Bei einer Einbahnstraße gen Osten würde kein Ausfahrtverkehr mehr auf die Frankfurter Straße erfolgen – und damit Staus vermieden. © postl

Neu-Isenburg: Belastung von Grenzweg in Innenstadt möglich

Auch hier wäre eine Entlastung nur kleinräumig erreicht. „Mit der Entlastung in der Karlstraße würde man die Anwohner im Grenzweg belasten – so einfach ist das“, betont der Ingenieur. Auch da wäre ein Flächenbedarf auf Frankfurter Gemarkung „abzuzweigen“ – was abzuklären wäre. Mit dieser Variante können sich die Ausschussmitglieder anfreunden, auch aus Sicht des Magistrats stellt sie „die einzig weiterzuverfolgende Alternative dar“.

Der Ausschussvorsitzende Martin Bock (Grüne) schlägt jedoch vor, zunächst die Stadt Frankfurt zu kontaktieren, um deren Bereitschaft zu erfragen, bevor man weitere Planungen in Auftrag gibt. So wird es denn abgenickt. Jedoch ist in der Drucksache zum Thema auch zu lesen: „Eine Zustimmung der Stadt Frankfurt hierfür ist aus Sicht des Fachbereichs Stadtentwicklung sehr unwahrscheinlich. Gleiches gilt für eine Realisierung der Nordtangente.“

Von Leo F. Postl

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