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Neu-Isenburg: Entscheidung über Temperatur im Hallenbad steht an

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Die bisherige Energieeinsparung im Hallenbad entspricht dem Jahresverbrauch von 28 Einfamilienhäusern.
Die bisherige Energieeinsparung im Hallenbad entspricht dem Jahresverbrauch von 28 Einfamilienhäusern. © air

Die Stadtwerke Neu-Isenburg haben die Wassertemperatur im Hallenbad um zwei Grad reduziert. Die SPD kann das mittlerweile nicht mehr nachvollziehen.

Neu-Isenburg – Wie warm sollte das Wasser in den Becken des Hallenbades sein? Um die Frage der richtigen Temperatur ist eine heiße Diskussion entbrannt. Bei der nächsten Aufsichtsratssitzung wollen die Stadtwerke in dieser Woche entscheiden, ob die Absenkung der Wassertemperatur um zwei Grad zwecks Energieeinsparung bis zum Ende der Saison bestehen bleibt.

Wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine und der eingestellten Gaslieferungen aus Russland gilt seit Mitte Juni die Alarmstufe des Notfallplans. Der Hessische Städtetag und der Landessportbund hatten den Kommunen schon vor Einbruch des Winters dringend empfohlen, Energie zu sparen und die Badewassertemperaturen zu senken. Die für das Schwimmbad zuständigen Stadtwerke Neu-Isenburg haben daraufhin die Temperatur um zwei Grad Celsius reduziert, auf Warmbadetage verzichtet und die Wasseraufbereitung energetisch verbessert. Die Temperatur in der Schwimmhalle beträgt 28 Grad Celsius, im Schwimmerbecken 26 Grad, im Lehrschwimmbecken 28 Grad und im Planschbecken 30 Grad.

Die SPD-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung ist vom Sinn und Zweck der Reduzierung der Wassertemperaturen offensichtlich nicht mehr überzeugt. „Die im letzten Jahr getroffenen Maßnahmen zur Einsparung von Energie können nur noch bedingt nachvollzogen werden“, heißt es in einer Anfrage an den Magistrat. Es habe den Anschein, als sei die Versorgungslage auf dem Gasmarkt stabil und der Winter überstanden. Es sei zu keiner Gasmangellage in Deutschland gekommen. Die um zwei Grad gesenkten Wassertemperaturen sind nach Ansicht der Sozialdemokraten insbesondere für Schwimmanfänger, Kinder und ältere Menschen sehr unangenehm. Die DLRG Neu-Isenburg habe in Folge dessen bereits die Trainingszeiten im Jugendbereich pro Gruppe verkürzt.

In der Antwort auf die Fragen bestätigen die Stadtwerke die von der SPD beschriebene Energielage. Die Gasversorgung in Deutschland sei stabil, die Versorgungssicherheit gewährleistet. Eine Gasmangellage werde in diesem Winter zunehmend unwahrscheinlich, so die kommunale Energieversorgerin. Sie könne frei entscheiden, wie die Temperatur des Wassers im Hallenbad sein soll. „Es gibt keine rechtlich bindenden Vorgaben“, heißt es wörtlich in der Antwort der Stadtwerke, die die Temperaturen für jedes Becken separat steuern können.

Stadtwerke Neu-Isenburg: Gasversorgung wieder stabil

Ob die Temperaturabsenkung revidiert wird, sagen die Stadtwerke nicht, nur so viel zur Gesamtlage: Die Großhandelspreise seien in den letzten Wochen gesunken. Unternehmen und private Verbraucher müssten sich weiterhin auf schwankende Preise und ein höheres Preisniveau einstellen. Der Gesamtspeicherstand in Deutschland liege bei knapp 80 Prozent, in einem Speicher gar bei 90 Prozent. Dennoch: „Ein sparsamer Gasverbrauch bleibt wichtig.“

Die von den Stadtwerken vorgelegten Zahlen zeigen, dass die Zwei-Grad-Reduzierung schon erhebliche Einsparungen gebracht hat. Von Mitte September bis Ende Dezember seien im Hallenbad rund 700 000 Kilowattstunden Erdgas weniger verbraucht worden. Nach Darstellung der Stadtwerke entspricht diese Menge genau 44 Prozent des Gesamtverbrauchs im Vergleichszeitraum 2019. Der temperaturbereinigte Verbrauch liege 14,5 Prozent unter dem Referenzwert der Jahre 2018 bis 2021.

Wie stark der Gasverbrauch von den Außentemperaturen abhängig ist, dokumentiert ein Blick in die Statistik der Stadtwerke: In der dritten Kalenderwoche dieses Jahres habe der Gasverbrauch im Hallenbad knapp zehn Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021 gelegen. In der zweiten Januarwoche sei es 2,5 Grad kälter gewesen, sodass sich der Gasverbrauch um rund 35 Prozent erhöht habe. Sollten die Wassertemperaturen im Hallenbad jetzt für den Rest der Saison bis Mitte Mai wieder um zwei Grad erhöht werden, würden rund 70 000 Euro Mehrkosten entstehen, heißt es in der Antwort auf die SPD-Anfrage. Die bisherige Energieeinsparung sei so groß wie der Jahresverbrauch von 28 Einfamilienhäusern. (Achim Ritz)

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