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Persönliche Gegenstände für die Gedenkstätte Bertha Pappenheim

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Neue Exponate für die Gedenkstätte Bertha Pappenheim
Eine kleine Handtasche, eine Ausgabe von Bertha Pappenheims „Sisyphusarbeit“, ihrer Studie über Mädchenhandel und Prostitution in Osteuropa und dem Orient sowie ein handgeschriebener Brief gehören zu den neuen Exponaten. © Stadt Neu-Isenburg

Dank einer Spende aus Israel zählen Briefe, Bücher und bislang unbekannte Fotos künftig zu den Exponaten in der Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim.

Neu-Isenburg – Sie kam mit der Post und hatte einen langen Weg hinter sich, die großzügige Spende an die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim. Anfang Oktober schickte Semadar Bar-Nathan ein Paket aus Tel Aviv an die Neu-Isenburger Historikerin Dr. Heidi Fogel, mit der sie schon seit vielen Jahren Kontakt hält. Darin fanden sich verschiedene Gegenstände, die sie im Haus ihrer Mutter Tamar Grizim gefunden hatte und von denen sie vermutete, sie könnten für die Gedenkstätte von Interesse sein.

Und so war es auch. Denn neben einer kleinen Bibliothek sind auf diesem Weg nicht nur bisher unbekannte Fotos nach Neu-Isenburg gekommen, sondern auch Gegenstände aus dem persönlichen Nachlass von Bertha Pappenheim.

Tamar Grizim (geborene Stamm), die im Herbst des vergangenen Jahres in Israel starb, kannte Bertha Pappenheim noch persönlich. Gemeinsam mit ihrer Mutter Iska Stamm lebte sie ab 1923 zwölf Jahre im Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg, das Bertha Pappenheim 1907 gegründet hatte. Dort arbeitete Iska Stamm als Kindergärtnerin und Säuglingspflegerin. Als sie erkannte, dass es in Deutschland keine Zukunft für sie gab, wanderten sie 1935 aus und zogen nach Tel Aviv, wo Iska durch gute freundschaftliche Beziehungen eine Anstellung in einer Montessori-Kinderstätte in Jerusalem fand. Sie verstarb am 1. Dezember 1984 im Alter von 93 Jahren in Israel. Ihre Tochter Tamara Stamm, die in Neu-Isenburg zunächst die Pestalozzischule und dann ein Jahr das Gymnasium besuchte, nahm im Exil den hebräischen Namen Tamar an. Als sie das hebräische Gymnasium in Jerusalem abgeschlossen hatte, trat sie in die Fußstapfen ihrer Mutter und machte eine Ausbildung zur Kindergärtnerin. Später ging sie zur englischen Armee, um als Lastwagenchauffeurin für ihre Heimat zu kämpfen. Dies tat sie für vier Jahre, zusammen mit 5 000 anderen jungen jüdischen Frauen.

Ein Teil kehrt zur Gedenkstätte Bertha Pappenheim zurück

Seit 1951 trug sie den Nachnamen ihres Ehemanns Tanchum Grizim, mit dem sie zwei Kinder hatte. Die Familie lebte lange in Europa, doch auch nach ihrem Umzug nach Israel war Tamar Grizim regelmäßig, auch mit ihrer Tochter und Enkeltochter, zu Gast in Neu-Isenburg und berichtete bei Veranstaltungen von ihren Erinnerungen und Erlebnissen. Mit der Spende kehrt nun ein Teil von ihr wieder nach Neu-Isenburg zurück und nicht nur von ihr, sondern auch von Bertha Pappenheim selbst. Denn unter den gespendeten Büchern ist beispielsweise auch eine Ausgabe von Bertha Pappenheims berühmter „Sisyphusarbeit“.

Von ganz besonderer Bedeutung sind auch drei weitere Spenden. In einem blaugrünen fleckigen Umschlag, auf dem mit dunkler Tinte in Schreibschrift der Name Tamara Stamm geschrieben steht, befindet sich ein Brief, in dem zu lesen ist: „Tamara Stamm, vergiss nie, dass du in Isenburg deine deutsche Heimat, deine jüdische Erziehung, Verständnis für rechtschaffene Arbeit und deine volle Ehre gefunden hast – Bertha Pappenheim.“ (jsc)

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