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Neu-Isenburg: Kulturerbe im Bewusstsein verankern

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Von: Nicole Jost

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Hier führte einst der Fluchtweg der Hugenotten hin: Klaus Hart beklebt einen der neuen Laternenpfähle am Marktplatz mit dem Hugenotten- und Waldenserpfad-Logo. Ein wichtiger Abschnitt der 15 Kilometer langen Strecke.
Hier führte einst der Fluchtweg der Hugenotten hin: Klaus Hart beklebt einen der neuen Laternenpfähle am Marktplatz mit dem Hugenotten- und Waldenserpfad-Logo. Ein wichtiger Abschnitt der 15 Kilometer langen Strecke. © jost

Der Neu-Isenburger Klaus Hart ist bestens ausgerüstet. Auf dem Gepäckträger seines Fahrrads ist ein Kistchen befestigt, das die drei kleinen Farbtöpfe sicher hält: Der 84-Jährige führt die Farben grün, blau und weiß des Hugenotten- und Waldenserpfades mit sich. Darüber hinaus ein paar Pinsel und die Aufkleber des Pfades zur innerstädtischen Markierung des geschichtsträchtigen Wegs.

Neu-Isenburg - Seit der Gründung des Deutschen Trägervereins für die Realisierung des Hugenotten- und Waldenserpfades im Jahr 2009 in Neu-Isenburg, als Teil einer europäischen Kooperation mit Partnern in Italien, Frankreich und der Schweiz, kümmert sich der sehr rüstige Senior um die Ausschilderung des Weges.

Die Gründung des Vereins hatte zum Ziel, gemeinsam Verantwortung für die Umsetzung und Erhaltung des Europäischen Kulturwanderweges „Auf den Spuren der Hugenotten und Waldenser“ von Südfrankreich über Italien, die Schweiz nach Deutschland bis nach Bad Karlshafen, dem Sitz des Deutschen Hugenotten-Museums, zu übernehmen.

„Der Kulturwanderweg erinnert daran, dass Flucht, Exil, Toleranz und Integration auch heute ein Schwerpunkt gesellschaftlicher und politischer Fragestellungen in Europa bleiben. Das historische Kulturerbe der Hugenotten und Waldenser in seiner herausragenden Bedeutung für die kulturelle Identität soll im öffentlichen Bewusstsein verankert werden“, erklärt Neu-Isenburgs ehemaliger Bürgermeister Herbert Hunkel, der den Vorsitz des Vereins 13 Jahre nach der Gründung an den Bad Karlshafener Bürgermeister Marcus Dittrich abgegeben hat. Der Verein hat 100 Mitglieder und hat mehr als 1000 Kilometer Hugenotten- und Waldenserpfad markiert. Europaweit sind es 1800 Kilometer. 2013 wurde der Pfad von der EU als Europarat-Kulturroute anerkannt, nachfolgend bereits zweimal erfolgreich zertifiziert.

„Für mich war der Zeitpunkt, den Vorsitz jetzt abzugeben, einfach gut. Ich habe es lange gemacht – und ich freue mich, dass der Hauptsitz in Neu-Isenburg bleibt. Die Sitzungen werden zentral weiter im Rathaus stattfinden. Der Deutsche Trägerverein ist ein Sternchen für Neu-Isenburg“, betont Hunkel. In der Gemarkung der Hugenottenstadt beträgt die Wegstrecke 15 Kilometer: von der Gemarkungsgrenze am Walldorfer Badesee führt er über Zeppelinheim, den Gehspitzweiher, Bahnhof Neu-Isenburg, die Friedensallee entlang in die Frankfurter Straße, Kronengasse, Marktplatz, Pfarrgasse, Schulwiesen bis zur Bansamühle in den Frankfurter Stadtwald. Insgesamt sind es elf Kilometer Waldweg und vier Kilometer im Stadtgebiet.

Und hier kommt das Kistchen auf dem Fahrrad von Klaus Hart zum Einsatz. „Schon die erste Auszeichnung des Weges habe ich übernommen“, erzählt er. Im Gründungsjahr war das natürlich ein größerer Auftrag. Mit dem Fahrrad hat er die 15 Kilometer lange Strecke über mehrere Tage abgefahren und den weißen Hintergrund, den blauen Kreis und den grünen Strich für den Weg als Erkennungszeichen auf die Bäume gepinselt. Im Stadtgebiet werden Laternenpfähle mit Aufklebern mit dem Logo versehen. „Zum Start war das mehr Arbeit, jetzt schaue ich nur noch ein bis zwei Mal im Jahr nach, ob alle Kennzeichnungen gut erkennbar sind“, berichtet Klaus Hart.

Mittelfristig würde er diese Aufgabe gerne abgeben und sucht ab sofort einen Neu-Isenburger, der ihn auf dem Weg der Ausbesserungen begleiten würde. „Jemand, der gerne Rad fährt und sich für die Geschichte interessiert. Es dauert auch nicht lange“, wirbt er für sein Ehrenamt.

Kontakt

Interessenten können sich unter Tel. 06102 33376 bei Herbert Hunkel melden.

Von Nicole Jost

Wer einen blauen Punkt mit einer grünen Welle darunter entdeckt, der ist auf dem Hugenotten- und Waldenserpfad unterwegs, wie hier im Wald am Gehspitzweiher.
Wer einen blauen Punkt mit einer grünen Welle darunter entdeckt, der ist auf dem Hugenotten- und Waldenserpfad unterwegs, wie hier im Wald am Gehspitzweiher. © postl

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