Neuer Nahverkehrsplan im Kreis Offenbach: Neu-Isenburg sieht Verbesserungsbedarf

Der Kreis Offenbach hat den Nahverkehrsplan für die nächsten fünf Jahre beschlossen. In Neu-Isenburg sieht man noch Ausbaupotenzial.
Neu-Isenburg - Die Neu-Isenburger Stadtverordneten haben in ihrer jüngsten Sitzung die städtische Stellungnahme zum Entwurf des neuen Nahverkehrsplans für den Kreis Offenbach für die Jahre 2022 bis 2027 beschlossen. Daraus geht hervor, dass die Stadt Neu-Isenburg an einigen Stellen Verbesserungsbedarf sieht.
Alle fünf Jahre passt die Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach (kvgOF) dieses Planungsinstrument für den Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) an, um dem geänderten Mobilitätsbedarf Rechnung zu tragen. Zahlreiche Akteure sind in das umfangreiche Abstimmungs- und Beteiligungsverfahren eingebunden. Und so waren die Kommunen aufgerufen, zu dem weit mehr als 200 Seiten dicken Entwurf Stellung zu beziehen, bevor der Kreistag einen Beschluss fasst.
Neu-Isenburg: Potenzial bei Endhaltestelle der Straßenbahn und beim „Hopper“
Die Stadt Neu-Isenburg begrüßt die Einrichtung einer neuen Expresslinie zwischen Egelsbach und Frankfurt-Niederrad (entlang der ehemaligen B3-Achse) sowie die geplanten Taktverdichtungen für die Linien 551 und 653. In der Stellungnahme zum Regionalen Nahverkehrsplan (RNVP) des RMV hat die Stadt Neu-Isenburg bereits auf die Dringlichkeit der Realisierung der vorgesehenen Anbindung des Flughafens durch die Linien S7 (Riedbahn) und RE 70 hingewiesen.
Verbesserungsbedarf wird hinsichtlich des Bedienungsangebots der Straßenbahn-Endhaltestelle und für das On-Demand-Angebot „Hopper“ gesehen. Beispielsweise sind die Mindeststandards für den Hopper eindeutig festzulegen, insbesondere hinsichtlich des emissionsfreien Antriebs und der Barrierefreiheit. Darüber hinaus sollte der Hopper auch in den Hauptverkehrszeiten zum Einsatz kommen. „Die Anbindung der Straßenbahnendhaltestelle im 15-Minuten-Takt ist aus Sicht der Stadt Neu-Isenburg eine wichtige und sinnvolle Maßnahme und sollte in das Maßnahmenkonzept mit aufgenommen werden“, sagt Bürgermeister Gene Hagelstein.
Die von den Stadtwerken geplante Optimierung der Stadtbuslinien im Stadtbusverkehr müsse noch im Nahverkehrsplan berücksichtigt werden.
Pilotphase für den Hopper im Juli 2023
Der von der Kreisverkehrsgesellschaft angebotene Hopper (ein per Handy auf Zuruf bestellbares Sammeltaxi), der im Ostkreis schon seit 2019 unterwegs ist und nun seit gut einem Monat auch in Langen und Egelsbach, soll in Neu-Isenburg im Juli 2023 für die Pilotphase eingeführt werden. Das hat die Stadtverordnetenversammlung nun ebenfalls beschlossen. Der Hopper verursacht laut Drucksache für Neu-Isenburg zunächst Kosten in Höhe von 114 297 Euro für das Jahr 2023. (Der Stadt werden 50 Cent pro Einwohner im Monat in Rechnung gestellt. Das sind die Kosten in der Pilotphase, in der die kvgOF noch Fördermittel vom Bund beantragen kann.)
Die entsprechenden Haushaltsmittel werden im ersten Nachtragshaushalt 2022/23 für das Haushaltsjahr 2023 bereitgestellt. Wichtiger dürfte für Neu-Isenburg jedoch die oft gestellte Frage sein, was der Hopper die Kommunen über 2024 hinaus kosten wird, falls er denn nach der Pilotphase endgültig eingeführt wird. Denn dann müsste die Hugenottenstadt damit rechnen, über die Kreisumlage zu den Kommunen zu gehören, die die Hauptlast der Hopper-Kosten tragen. hov
Finanzierungslage aus Sicht Neu-Isenburgs noch nicht geklärt
Einen großen Abstimmungs- und Klärungsbedarf sieht Neu-Isenburg hinsichtlich der Finanzierung und der Zuständigkeiten, wenn die kvgOF zu einer Mobilitätsgesellschaft umgewandelt werden soll. Eine Erhöhung der Kreisumlage zur Finanzierung der zahlreichen geplanten Maßnahmen und Projekte im ÖPNV wird abgelehnt. „Wir fordern stattdessen, alternative Fördermöglichkeiten auf der Bundes- und Landesebene zu suchen“, so Hagelstein.
Fragen der Zuständigkeit und Finanzierung sieht die Stadt auch beim Bau von Mobilitätsstationen. Nach der Auffassung Neu-Isenburgs liegt die Zuständigkeit für den Bau von Mobilitätsstationen nicht zwangsläufig bei den Kommunen. Im Zuge der Realisierung der Regionaltangente West (RTW) ist der Bau von zwei Mobilitätsstationen, an dem Haltepunkt „S-Bahnhof Neu-Isenburg“ (West) und an der zukünftigen Endhaltestelle in Höhe des Neubaugebiets „Birkengewann“ am östlichen Stadteingang, beabsichtigt.
„Mit unseren Kritikpunkten wollen wir dazu beitragen, den öffentlichen Nahverkehr im Kreis Offenbach klima- und nutzerfreundlicher zu gestalten. So können wir gemeinsam ein attraktives Angebot für die Bürgerinnen und Bürger schaffen, mit gut getakteten und für die Kommunen finanzierbaren Busverkehren“, sagt Bürgermeister Gene Hagelstein. (hov)
Infos im Internet: Wer die Stellungnahme im Wortlaut oder den gesamten Entwurf des Nahverkehrsplans nachlesen möchte, wird im Ratsinformationssystem über die Stadt-Homepage (neuisenburg.more-rubin1.de) fündig.