Neu-Isenburg: Smart City-Pilotprojekt nimmt Konturen an

Schon länger ist bekannt, dass der sich im Bau befindliche Neu-Isenburger Stadtteil „Neue Welt“ zum Smart-City-Pilotquartier werden wird. Andreas Frache, ehrenamtlicher Stadtrat und Digitalisierungsdezernent, hat nun Projekte vorgestellt, die diesen Begriff mit Leben füllen sollen. Von einem Leuchtturm für die gesamte Stadt spricht Bürgermeister Gene Hagelstein.
In ihrer jüngsten Sitzung haben die Stadtverordneten Haushaltsmittel in Höhe von 200 000 Euro dafür bereitgestellt. „Wir freuen uns darauf, im Stadtteil Neue Welt Smart-City-Anwendungen zu realisieren, welche für die Bürger erlebbar sind und ihnen im Alltag Vorteile bringen“, so Andreas Frache.
Ganz konkret steht schon jetzt fest, dass smarte Straßenleuchten zum Einsatz kommen. Die Mehrkosten trägt die Stadt. Über das sogenannte Smart Lighting wird eine einfache sowie kosten-günstige Wartung und Kontrolle der Straßenlaternen möglich. Durch eine intelligente Vernetzung könnten die Straßenbeleuchtung aus der Ferne gesteuert und Regeln beispielsweise zur Energieeinsparung festgelegt werden. Basierend auf Sensordaten über die Geräteumgebung wird es möglich sein, das Licht zu dimmen, aufzuhellen, ein- oder auszuschalten. Fache nennt als Beispiel eine steigende Beleuchtungsintensität auf Zebrastreifen, wenn Fußgänger die Straße überqueren.
Mit einem IoT-Netzwerk können intelligente Messsysteme der Stadtwerke beispielsweise für die Erfassung von Energie- und Wasserverbräuchen zum Einsatz kommen. Über dieses Telekommunikationsnetz würden somit die verschiedenen Zählerstände geliefert werden können.
Eine weitere mögliche Anwendung wäre Smart Parking – eine sensorgestützte Ermittlung, welche Parkplätze frei sind. Die Bürger würden diese Informationen über Apps oder digitale Tafeln erhalten, sodass sich der Suchverkehr verringert. Dies könnte Zeit sparen und die Umwelt schonen.
Weiterhin ist an den Aufbau einer smarten Sensorik zur Erhebung von Umweltdaten (Luft, Wasser, Temperatur) für Langzeitmessungen gedacht. Zusätzlich wäre es denkbar, Livedaten über ein Dashboard bereitzustellen, um in Zukunft Umweltschutzmaßnahmen weiterzuentwickeln.
Mit Hilfe von Smart Waste (chipgesteuerte Mülleimer und Dog-Stations) lässt sich anzeigen, wann Mülleimer voll sind und entleert beziehungsweise wann die Tüten in den Hundekotbeutelspendern nachgefüllt werden müssten. Erhöhte Sauberkeit und eine optimierte Routenplanung des DLB wären das Ziel, um auch da Zeit und Kosten zu sparen und Emissionen zu vermindern.
Digitale Informationstafeln im öffentlichen Raum liefern tagesaktuelle Daten und teilen Informationen mit (aktuelle Veranstaltungen in der Stadt, Verkehrsstörungen, Belegung der Fahrradboxen am Bahnhof oder der Parkplätze am Schwimmbad).
Vorstellbar ist auch, an konkreten Orten mit dem Smartphone oder Tablet digitale Zusatzinformationen abzurufen – statisch oder mit bewegten Sequenzen. So könnte beispielsweise über den Bau des Stadtquartiers informiert, die Geschichte der Branntwein-Monopolverwaltung erzählt oder die Gaststätte „Neue Welt“ am Original-Platz dargestellt werden. Der Einsatz dieser Technologie sei auch im Alten Ort denkbar, um auf dem Marktplatz eine virtuelle 3D-Version des Alten Rathauses entstehen zu lassen.
Alle diese möglichen smarten Anwendungen werden zu gegebener Zeit im Einzelnen auf Tauglich- und Sinnhaftigkeit geprüft – schon jetzt werden aber im Tiefbau die nötigen technischen Voraussetzungen mitgeschaffen.
Potenziale für die Entwicklung der Stadt
Bereits 2018 hat sich die Stadt auf den Weg begeben, eine Smart City zu werden und das Thema als eigenes Arbeitspaket in das Programm „Stadtumbau“, jetzt „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“, aufgenommen. Konkrete Maßnahmen, die auf Basis von Digitalisierung und neuen Technologien Potenziale für die Entwicklung der Stadt darstellen, wurden definiert und sind die Grundlage für das weitere Vorgehen. Im Dezember 2021 beschloss die Stadtverordnetenversammlung, das Stadtquartier Süd „Neue Welt“ zum Pilotquartier zu machen. Die erforderliche Infrastruktur muss von Beginn an mitgedacht und mitgebaut werden. hok
„Die smarte Stadt versteht Neu-Isenburg als eine Stadt der Zukunft, welche die Potenziale digitaler Technologien nutzt, um den Ressourceneinsatz zu verringern, die Lebensqualität zu erhöhen und die Wettbewerbsfähigkeit der Region zu stärken. Die Aufgabenstellung ist ebenso komplex wie vielfältig“, erklärt Bürgermeister Hagelstein. Er geht auf Bedenken ein, dass die Maßnahmen nur im neuen Stadtquartier zum Einsatz kommen sollen. Das sei selbstverständlich nicht der Fall. Nach einer erfolgreichen Testphase sei an die Umsetzung in der ganzen Stadt gedacht.
Von Holger Klemm