Blitzer gefordert: Autofahrer in Neu-Isenburg ignorieren Tempo 30 in der Frankfurter Straße
Sicherer, leiser und sauberer sollte die Frankfurter Straße in Neu-Isenburg durch das Tempolimit werden. Bislang klappt das überhaupt nicht.
Neu-Isenburg - Viele, die täglich aus den großen Fenstern ihrer Läden auf die Durchgangsstraße schauen, sagen: „Nein, das Tempolimit ist noch nicht angekommen.“ Veränderungen brauchen Zeit. An das seit Ende November geltende Tempolimit in der viel befahrenen Frankfurter Straße „halten sich die meisten Autofahrer noch nicht“.
Das ist der Eindruck vieler Geschäftsleute entlang der Frankfurter Straße, die vom Watt-Club, der Bürgerinitiative für die Energiewende und den Klimaschutz, sowie anderer Umweltschutzgruppen wie etwa Allgemeiner Deutscher Fahrradclub (ADFC), Naturschutzbund (Nabu) oder Verkehrsclub Deutschland (VCD) befragt wurden. „Haben Sie den Wagen gesehen, das war doch mindestens Tempo 60“, sagt ein Mann im Print- und Copy-Shop und zeigt auf ein Auto, das schneller fährt, als die Polizei erlaubt. Der Blick auf die Frankfurter Straße vermittelt das Gefühl, dass Tempo 30 keine Rolle spielt.
Tempo-30 in Neu-Isenburg funktioniert nicht: Sind die Schilder falsch platziert?
Sind die Schilder mit der schwarzen Zahl 30 in der Mitte des rot-umrandeten Kreises an der richtige Stelle platziert und gut zu erkennen? Der Watt-Club hat hier und da seine Zweifel. So ist eines der Schilder beispielsweise in der Nähe der Schützenstraße hinter einem Baum platziert worden. „Wenn der Baum wieder Blätter hat, wird das Schild verdeckt“, moniert ein Mann aus der Gruppe, die von Süden nach Norden durch die komplette Frankfurter Straße gegangen ist, Menschen nach ihren Eindrücken fragte und alles genau checkte.

Der Lärmschutz sei die offizielle Begründung der Stadt für das Tempolimit, doch es gehe auch um Sicherheit und saubere Luft. „In der Geschäftsstraße wechseln Menschen auch abseits der Zebrastreifen oft die Straßenseite. Bei Tempo 30 ist das einfach sicherer“, meint Gisela Mauer, Sprecherin des Watt-Clubs.
An der Größe der Schilder liegt das Scheitern der Tempo-30-Zone in Neu-Isenburg nicht
Sie hat einen Zollstock mitgebracht, um den Durchmesser der Tempo-30-Schilder messen zu lassen. „Das ist laut Straßenverkehrsordnung das Schild 274-53, das es in den Größen 20, 42, 60 und 72 Zentimeter gibt“, weiß die engagierte Neu-Isenburgerin.
Ein Mann klappt vor dem Eingang des Isenburg-Zentrums den Zollstock auf und hält den Stab mit den Scharnieren und Zahlen in die Höhe. Drei Teile bedecken den Kreis. „60 Zentimeter Durchmesser“, ruft er – und aus der um das Verkehrsschild stehenden Gruppe, zehn Leute mit Hund, heißt es: „Das ist in Ordnung.“ Es sei zwar nicht das größte Schild, aber an dieser Stelle gut zu erkennen.
Grüne Welle funktioniert bei Tempo 30 in Neu-Isenburg
Von den Mitgliedern des Watt-Clubs kommt auch Lob für die Stadt. „Die Grüne Welle funktioniert.“ Wer mit Tempo 30 durch die Frankfurter Straße fahre, habe an den Ampeln immer grünes Licht, so die einhellige Meinung. Warum die Geschwindigkeitsbegrenzung allerdings in Richtung Sprendlingen an der Carl-Ulrich-Straße ende, versteht Gisela Mauer nicht. „Im Süden gibt es viele Gewobau-Wohnungen, da sind die Menschen doch auch vom Lärm betroffen.“
Moniert wird von der Gruppe ferner, die Ampelschaltung beim Überqueren der Carl-Ulrich-Straße an der Kreuzung zur Frankfurter Straße. Die Grünphase ist so kurz, dass Fußgänger lediglich bis zur Mittelinsel, somit nur zur Hälfte über die Straße kommen. „Viele laufen dann bei Rot weiter. Das ist gefährlich“, sagt Simone Just, die mit ihren beiden Kindern an der vom Watt-Club organisierten Begehung teilnimmt.
Grünphase zu kurz: Ampelschaltung in Neu-Isenburg gefährlich für Fußgänger
Als kritisch bewertet die Gruppe auch die neue Schaltung der Grünphasen an der Ampel Frankfurter-, Ecke Bahnhofstraße/Fußgängerzone. Das grüne Licht leuchtet lediglich sieben Sekunden. Wer sich auf der Straße befinde, dürfe zwar weitergehen, wenn es rot werde, aber das verunsichere, heißt es aus der Gruppe. Andererseits komme die Grünphase für Fußgänger jetzt in viel kürzeren Abständen als früher, so das Lob.
Einige Geschäftsleute fordern von der Stadt mehr Selbstbewusstsein bei der Durchsetzung des Tempolimits. Die aufblinkende Tafel, die die gefahrene Geschwindigkeit anzeige, reiche nicht aus. Manche wünschen sich besser sichtbare Zeichen, die rot blinken, wenn Tempo 30 überschritten wird. Es gibt einen weiteren Ratschlag, der sehr wirksam sei, meint ein Geschäftsinhaber: „Die Stadt sollte ein paar Blitzer aufstellen, dann klappt das sofort.“ (Achim Ritz)