Gewerbegebiet der Zukunft

„Die Genehmigung für unseren Nachtragshaushalt 2022/23 ist da, jetzt können wir voll durchstarten“, sagt Neu-Isenburgs Bürgermeister Gene Hagelstein. Die Rede ist in diesem Fall im Speziellen von dem Kooperationsprojekt zum Thema „Gewerbegebiet der Zukunft“, das die städtische Wirtschaftsförderung mit der Frankfurt University of Applied Sciences aufs Gleis gesetzt hat.
Neu-Isenburg - „Geplant ist eine Untersuchung im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes darüber, wie ein Gewerbegebiet der Zukunft aus dem Bestand entwickelt werden kann, welche Anforderungen es an den Städtebau gibt und wie eine planungsrechtliche Umsetzung konkret aussehen könnte“, so Hagelstein.
Gewerbegebiete befinden sich aktuell in einem Veränderungsprozess. Aus ehemaligen reinen Produktionsstandorten mit verarbeitenden und produzierenden Unternehmen sind mittlerweile fast zu 90 Prozent produktionsnahe Dienstleistungsstandorte geworden, die durch einen hohen Grad an Technisierung und Akademisierung geprägt sind. Begriffe wie urbane Produktion, Produktion 4.0 oder ESG-Zertifizierung (Environment, Social, Governance Anlagekriterien) beschäftigen sich mit der Transformation von Orten der Arbeit, damit auch mit Gewerbegebieten.
Exemplarisch aufzeigen
Am Beispiel des Gewerbegebiets Süd – an Siemens-, Rathenau-, Dornhofstraße und Hugenottenallee – soll exemplarisch aufgezeigt werden, wie eine nachhaltige Transformation von Gewerbegebieten aussehen könnte. Ergebnisoffen sollen Forschungsfragen abgeleitet werden, zum Beispiel: Wie lässt sich ein Gewerbegebiet der Zukunft aus dem Bestand entwickeln? Wie kann eine hohe stadt- und landschaftsräumliche Qualität im Gewerbegebiet baulich und funktional gesichert werden? Wie kann man die verschiedenen rechtlichen Instrumente einsetzen? Wie können vor allem Eigentümer aktiviert und mobilisiert und die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt werden? Wie kann ein hoher Grad an Flexibilität erhalten bleiben, um Ansprüchen von Unternehmen gerecht zu werden?
Die Stadt unterstützt das Kooperationsprojekt finanziell mit rund 55 000 Euro. Diese Mittel hat das Stadtparlament für das Haushaltsjahr 2023 bereitgestellt und dem Projekt zugestimmt. Es startet am 1. Mai. Erste Ergebnisse werden zum Jahresende 2023 erwartet.
Starker Standort
„Neu-Isenburg ist nach wie vor der wirtschaftsstärkste Standort im Kreis Offenbach und einer der stärksten in der Region. Dazu gehört auch, die bestehenden Gewerbegebiete konzeptionell weiterzuentwickeln und für die Zukunft fit zu machen“, sagt Hagelstein. „Neu-Isenburg wird nach aktueller Flächennutzungsplanung keine neuen Gewerbegebiete mehr ausweisen können, sodass es darum gehen muss, den Bestand zu optimieren.“ Es gehe um die Ausstattung und künftige Bedürfnisse an Gewerbegebiete, Smart-City-Themen, Erschließungsbedarfe, Aufenthaltsqualität und Funktionalität für die ansässigen Unternehmen. „Am Fallbeispiel des Gewerbegebiets Süd sollen in methodischer, systematischer und nachprüfbarer Weise neue wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden. Wir freuen uns sehr, die Frankfurt University of Applied Sciences für diese Untersuchung gewonnen zu haben“, führt der Bürgermeister weiter aus.
Aktuelle Problemstellungen, wie gegebenenfalls geänderte Flächenbedarfe und künftige Anforderungen an Bestandsgewerbegebiete, sollen untersucht und formuliert werden, verbunden mit der Entwicklung einer Vision für das Gewerbegebiet der Zukunft und der Formulierung von konkreten Handlungsempfehlungen. „Wir versprechen uns damit eine deutliche konzeptionelle Weiterentwicklung der Bestandsgewerbegebiete in ihrer Funktion“, sagt Hagelstein.
Kampagne starten
Darüber hinaus ist geplant, eine Kommunikations- und Werbekampagne für den Wirtschaftsstandort Neu-Isenburg aufzulegen, mit der man für Standortvorteile wie den günstigen Hebesatz von 330 Prozent trommeln will. Denn der Wirtschaftsstandort Neu-Isenburg solle „nicht nur im Bestand attraktiver, sondern auch überörtlich beworben werden“, um die Wirtschaftsförderung weiterzuentwickeln. hov