Neu-Isenburger Kindergarten wichtig für das Stadtviertel

Auf dem gemütlichen Außengelände des Kindergartens Zum Heiligen Kreuz in Neu-Isenburg spielen die Kinder im Schatten der großen Platane. Sie alle freuen sich schon auf das große Fest anlässlich des zehnten Geburtstags der katholischen Kita in der kommenden Woche. Die Einrichtung im Buchenbusch besteht schon deutlich länger, über 50 Jahre lernen und spielen Kinder in dem Gebäude im Pappelweg.
Neu-Isenburg - Zuvor war das Haus unter der Trägerschaft der evangelisch-reformierten Buchenbuschgemeinde. Als die die Verantwortung abgeben wollte, war die Gemeinde Zum Heiligen Kreuz bereit: „Eigentlich hatte sich die Gemeinde schon lange einen Kindergarten gewünscht“, erzählt Petra Gerecht, die schon seit Februar 2013 Leiterin der Kita ist.
Natürlich sei es zunächst eine Herausforderung gewesen: Die katholische Gemeinde hat damals alle Kinder, die dazugehörigen Familien und auch die Erzieher vom evangelischen Nachbarn übernommen. Auch die Stadt und insbesondere Herbert Hunkel habe die Übernahme sehr positiv begleitet – niemand wollte damals, dass die Einrichtung verloren geht.
Dieses kleine Jubiläum – das zehnjährige Bestehen – ist also wirklich ein Grund zum Feiern: „Besonders, weil wir eine so immense Entwicklung in dieser Zeit genommen haben“, sagt Petra Gerecht. In der evangelischen Kita wurden bis zu dem Trägerwechsel zuletzt 40 Kinder in zwei Gruppen betreut, von denen zwölf über das Mittagessen bis 14 Uhr betreut waren. Nach dem Neustart unter katholischer Flagge wurde schnell eine dritte Gruppe – die zuvor geschlossen worden war – wieder eröffnet.
Die Gruppen wurden auf 25 Kinder aufgestockt und die Öffnungszeiten erheblich verlängert. Heute kommen jeden Tag 75 Kinder in die Einrichtung und zehn Erzieherinnen arbeiten in verschiedenen Schichten bis 16.30 Uhr.
Seit 2018 organisiert Petra Gerecht mit ihrem Team die Kita mit einem offenen Konzept. Statt in festen Gruppen zu spielen, können die Kinder wählen, ob sie in die große Turnhalle gehen wollen, basteln möchten, mit der Waldgruppe einen Ausflug machen oder am Kinder-Yoga teilnehmen wollen. Seit 2020 hat sich die Kita zum Familienzentrum geöffnet und ist noch stärker in den Sozialraum ihres Stadtteils eingebunden. „Wir bieten beispielsweise ein Elterncafé an, die Eltern können für Angebote die Räume nutzen. Wir haben Partnerschaften mit dem Kinderzirkus Wannabe oder auch der Stadtbibliothek“, erklärt Andrea Schulte-Sasse, die ebenfalls schon seit April 2013 als Erzieherin im Haus arbeitet.
Aber wie zeitgemäß ist eine konfessionelle Einrichtung heutzutage und welche Rolle spielt der Glaube im Kindergartenalltag? „Die religionspädagogische Arbeit spielt eine große Rolle und uns ist auch wichtig, dass die Eltern dieses Konzept mittragen“, betont Gerecht. Für die Kinder ist es Alltag, vor dem Essen gemeinsam zu beten, die christlichen Feste zu besprechen und zu feiern und auch bei den Lebensfragen, die Kinder beschäftigen, den Bezug zum Glauben herzustellen. „Für viele Eltern ist genau das ein Grund, ihr Kind bei uns anzumelden. Auch wenn sie vielleicht selbst keine regelmäßigen Kirchenbesucher sind, sie wollen, dass die Kinder einen Zugang zu Gott und zum Glauben haben. Wir erleben auch, dass ganze Familien selbst wieder mehr Zugang zur Kirche und dem Glauben über den Kindergarten gewinnen. Sogar muslimische Eltern suchen uns bewusst aus, weil sie um unsere Wertevermittlung wissen“, erzählt die Leiterin.
Dabei seien die Anmeldungsgespräche wichtig, um zu erklären, dass der religionspädagogische Ansatz in der katholischen Einrichtung fest verankert ist. Gemeinsame Sonntagsgottesdienste, zu denen die Familien eingeladen sind, gehören genauso dazu wie kleine Ausflüge am Kitavormittag in die Kirche. „Das kündigen wir aber immer vorher bei den Eltern an. Es gibt Eltern, die möchten nicht, dass sich ihr Kind bekreuzigt – und das muss auch kein Kind. Und es kommt auch schon mal vor, dass muslimische Eltern ihr Kind an diesem Tag zu Hause lassen – aber das sind seltene Ausnahmen“, so Gerecht.
Die Gemeinde Heilig Kreuz hat Erfolg mit diesem Konzept: Die Plätze, die die Kita-Leitung übrigens selbst vergeben darf, sind alle ausgebucht und auch die Arbeitsplätze innerhalb der Kita sind alle besetzt. „Wir haben tatsächlich derzeit keine offenen Stunden, sind in kompletter Teamstärke. Schade ist nur, dass wir in diesem Jahr keinen Jahrespraktikanten haben. Wir hätten gerne auch ausgebildet“, sagt Petra Gerecht. Andrea Schulte-Sasse ergänzt: „Ich glaube es liegt an unserem guten Klima innerhalb des Teams. Wir haben sehr wenig Fluktuation, die letzten beiden Erzieherinnen, die uns verlassen haben, sind in Rente gegangen“, betont sie, dass die Kolleginnen sehr gerne in der katholischen Kita arbeiten.
Ein kleines Mädchen, das jetzt bald in die Schule kommt, hat die Pädagoginnen erst kürzlich erfreut, als sie sagte, dass sie jeden Tag mit ihrer Mama so weit mit dem Fahrrad fahren muss und wie anstrengend dieser Weg zur Kita sei: „Aber es lohnt sich, weil ich dann ankomme und bin, wo ich sein will!“ Wenn das kein wunderschönes Kompliment für den Jubiläumskindergarten ist.
Von Nicole Jost
Fest zum Jubiläum
Mit einem Fest feiert die Kita Zum Heiligen Kreuz am kommenden Donnerstag, 1. September, ihr zehnjähriges Bestehen. Begonnen wird mit einer Andacht um 15 Uhr in der Kirche im Buchenbusch. Danach gibt es ein Familienfest im Kindergarten. Leiterin Petra Gerecht und ihr Team laden alle Ehemaligen, Interessierte „und alle, die sich mit uns verbunden fühlen“ zum Mitfeiern in den Pappelweg 18 ein. njo