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Kleingärten voll im Trend: Pandemie hat Nachfrage explodieren lassen

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Von: Holger Klemm

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Hannelore Steffens, Vorsitzende des Kleingartenvereins Fischer-Lucius, ist stolz auf ihr blühendes Paradies. Auf kleinstem Raum wachsen bei ihr Rosen, Melonen, Erdbeeren, Kartoffeln, Salat und vieles mehr.
Hannelore Steffens, Vorsitzende des Kleingartenvereins Fischer-Lucius, ist stolz auf ihr blühendes Paradies. Auf kleinstem Raum wachsen bei ihr Rosen, Melonen, Erdbeeren, Kartoffeln, Salat und vieles mehr. © privat

Buddeln, entspannen, genießen – und das im eigenen Kleingarten: Was vor wenigen Jahren als spießig galt, finden Familien heute cool. Und Corona hat den Trend noch mal verstärkt.

Neu-Isenburg - Die Pandemie hat auch die Nachfrage bei den drei Kleingartenvereinen in Neu-Isenburg – Engwaad, Fischer-Lucius und im Eichenbühl – explodieren lassen. Leerstände kennen die Vereine nicht. Im Gegenteil, die Nachfrage ist um ein Vielfaches größer als das Angebot.

„Wurden zwischendurch die Schrebergärtner ein bisschen belächelt, zeigt sich doch zunehmend, dass diese grünen Oasen so gefragt sind wie nie. Ich habe im letzten Jahr deswegen gefühlt mit halb Neu-Isenburg telefoniert“, berichtet Andreas Ohm, Vorsitzender des KGV Engwaad. „Gerade junge Familien haben ein großes Interesse an einem Schrebergarten“, beobachtet Klaus Kroll, Vorsitzender des Kleingartenvereins im Eichenbühl.

Neu-Isenburg: Nachfrage nach Kleingärten immens – Image erfährt Wandel

Das Image der Schrebergärten hat sich gewandelt. Auf den Parzellen, die zwischen 250 und 700 Quadratmeter pro Pächter groß sind, wird heute oft Biogemüse angebaut. Bei der gemeinnützigen Arbeit tauschen sich Alt und Jung über Tipps und Tricks beim Obst- und Gemüsebau aus. Zwar gehören viele der schönsten Gärten den Über-60-Jährigen, aber es gibt keinen Garten, der nicht liebevoll gepflegt wird. Statt dem „Schwarzen Brett“ wird zunehmend auch Facebook genutzt. Gerade zu Zeiten von Corona zeigte sich besonders, wie wichtig dieses „Stückchen Grün“ für die Menschen ist. Viele Spaziergänger flanierten durch die gepflegten Anlagen und blickten oft sehnsüchtig auf die Familien, die dort im Garten Unkraut jäteten oder grillten.

„Statt Fernreisen gab es für uns Kurzurlaube in die eigene Parzelle“, beschreibt Hannelore Steffens, Vorsitzende des KGV Fischer-Lucius, das Lebensgefühl der vergangenen Monate. „In der großen Kleingärtner-Familie sind alle willkommen“, ergänzt sie, „alle werden gleich behandelt, unabhängig von der Herkunft. Wir haben für jeden ein offenes Ohr und helfen, wo wir können, mit dem Wissen der Fachberatung. Ich habe mich schon als wir unseren Garten übernommen haben als Fachberaterin ausbilden lassen“.

Kleingärten in Neu-Isenburg: Schrebergärten mit Sicherheit – Flächen vom Land gemietet

„Anders als in vielen anderen Städten, tragen die Kleingärtner in Neu-Isenburg keine Sorge, dass ihre Parzellen irgendwann ehrgeizigen Bauprojekten zum Opfer fallen. Denn in Neu-Isenburg gibt es Rechtssicherheit, weil die Anlagen im Bebauungsplan festgeschrieben wurden“, versichert Bürgermeister Herbert Hunkel. Um den Kleingärtnern diese Sicherheit zu geben, verabschiedete die Stadtverordnetenversammlung bereits in den Jahren 1998 und 2000 die Bebauungspläne 23 und 94, in denen die Ausweisung der Areale als Gartenland festgeschrieben wurde.

Im Umkreis von Neu-Isenburg gebe es keine vergleichbare Grundlage. Auch so etwas wie unlängst in Götzenhain könne in Neu-Isenburg nicht passieren, so der Bürgermeister. Die Kleingarten-Flächen sind größtenteils vom Land gemietet und werden zum gleichen Preis an die Vereine weitergegeben. Insgesamt ist das ein Areal von fast 400 000 Quadratmetern, das bis auf eine kleinere Fläche für Wege und öffentliche Anlagen eins zu eins an die Kleingartenvereine weitergegeben wird. Der Kleingartenverein Fischer-Lucius hat darüber hinaus zusätzliche Flächen direkt vom Land gepachtet. Auch die Kleingärtnerei selbst ist geregelt, nicht nur durch die Vereinssatzung, sondern auch durch das Bundeskleingartengesetz.

Neu-Isenburg: Erholung im Kleingarten – Wichtiger Teil der Integrationshilfe

Christel Passinger hat sich intensiv mit der Geschichte der Kleingärten beschäftigt. „Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gartenhütten als Unterkunft von ausgebombten Mitbürgern genutzt. Wer nur das nackte Leben retten konnte, war froh, ein Dach über dem Kopf zu haben“, schreibt sie. Heute seien die Gartenanlagen ein Naherholungsgebiet, dessen Wert gar nicht überschätzt werden kann.

„Sie sind ein ganz wichtiges Stück Infrastruktur für Neu-Isenburg und auch für die Umgebung. Die Stadt habe hier für viele Familien gesorgt, die zur Miete wohnen und kein eigenes Haus mit Garten finanzieren können. Zudem werde Vorbildliches geleistet. Der Anteil der Mitglieder mit Migrationshintergrund sei in allen drei Vereinen gestiegen. Ein wichtiger Teil der Integrationshilfe für ausländische Mitbürger werde in den Kleingartenvereinen geleistet. Und die Vereinshäuser können von jedermann für kleine Feste genutzt werden, ohne dass Nachbarn sich gestört fühlen. (hok)

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