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Neu-Isenburger Pfarrerin in den Ruhestand verabschiedet

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Großer Bahnhof zur Verabschiedung von Pfarrerin Mechthild Dietrich-Milk (Mitte). Mit dabei sind (vorne von links) Pfarrerin Silke Henning, Pröpstin Karin Held, Brigitte Jahn-Lennig (Kirchenvorstand) sowie (hinten von links) Pfarrer Martin Berker (katholische Gemeinde St. Josef), Matthias Volz (ehemaliger Vorstand) und Dekan Steffen Held.
Großer Bahnhof zur Verabschiedung von Pfarrerin Mechthild Dietrich-Milk (Mitte). Mit dabei sind (vorne von links) Pfarrerin Silke Henning, Pröpstin Karin Held, Brigitte Jahn-Lennig (Kirchenvorstand) sowie (hinten von links) Pfarrer Martin Berker (katholische Gemeinde St. Josef), Matthias Volz (ehemaliger Vorstand) und Dekan Steffen Held. © lfp

Nach mehr als zwei Jahrzehnten in der evangelischen Johannesgemeinde in Neu-Isenburg verabschiedete Pröpstin Karin Held Pfarrerin Mechthild Dietrich-Milk offiziell in den Ruhestand. Von den rund 35 Jahren in Diensten der Landeskirche wirkte sie die weitaus längste Zeit in der Hugenottenstadt.

Neu-Isenburg - Pfarrerin Held entpflichtete die 65-Jährige von ihren Aufgaben und würdigte ihre lange Tätigkeit für die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). „In all den Jahren war sie stets eine zugewandte Seelsorgerin, die immer nah bei den Menschen war“, so die Pröpstin.

Zahlreiche Gemeindemitglieder bereiteten der beliebten Geistlichen einen persönlichen Abschied. Der Chor unter Kantorin Gabriele Urbanski und der Posaunenchor unter Torsten Irion sorgten für den musikalischen Rahmen. Dekan Steffen Held, Pfarrer Jochen Spengler und Brigitte Jahn-Lennig überbrachten den Dank des Dekanats sowie der Gemeinde. „Wir alle haben unglaublich gerne mit Mechthild Dietrich-Milk zusammengearbeitet und sie als fürsorgliche Pfarrkollegin sehr geschätzt“, so der Dekan.

Aus Herborn stammend, engagierte sich Mechthild Dietrich-Milk früh in der Kinder- und Jugendarbeit, leitete Jungschargruppen und half mit bei Kinderfreizeiten. Ihr Gemeindepfarrer brachte sie auf die Idee, Theologie zu studieren. Sonderschulpädagogik wäre die Alternative gewesen. „Ich habe immer gerne für andere mit anderen etwas getan“, sagt sie.

Nach dem Abitur 1975 studierte sie Theologie in Wuppertal und Tübingen und legte 1981 ihr erstes Examen ab. Anschließend arbeitete sie ein Jahr lang in einem Armenviertel von Venezuelas Hauptstadt Caracas im Kinder-Sozialprojekt „Las Torres“ und wohnte bei einer Großfamilie. Das Geld für die Reise hatte sie sich als Putzhilfe in der Tübinger Uni-Frauenklinik verdient. „In der Zusammenarbeit mit Migrantinnen dort lernte ich deren Lebenswirklichkeit kennen“, erinnert sie sich. Diese Perspektivwechsel empfindet sie als prägend: „Die Verbindung zu Menschen, die in einer anderen Situation leben, erdet einen, macht einen dankbarer, lässt einen demütig werden und hinterfragen, welche Dinge im Leben wirklich wichtig sind.“

Dem Vikariat in Niederrad schloss die Theologin ein Spezialvikariat an der Missionsakademie der Uni Hamburg an. 1986 kam sie auf ihre erste Pfarrstelle in Bornheim und wurde ordiniert, 1991 erfolgte dort ihre Wahl zur stellvertretenden Dekanin.

Im Rahmen eines Entwicklungshilfevertrags übersiedelte sie Anfang 1995 mit ihrer Familie für sechs Jahre nach Namibia, die Heimat ihres Mannes. Sie kümmerte sich um ihre Tochter, hielt ehrenamtlich Schulgottesdienste, organisierte mit einer Lehrerin aus Sambia die Schulbibliothek.

Auf Initiative der damaligen Pröpstin Helga Trösken landete sie zum Jahresbeginn 2001 in Neu-Isenburg – zunächst mit je einer halben Stelle in der Johannes- und der Lukasgemeinde. Sie war Nachfolgerin der späteren Pröpstin Gabriele Scherle. Mit ruhiger Hand und zielorientiert begleitete sie die Fusion von Johannes- und Lukasgemeinde 2003. Anschließend folgte die Zusammenführung mit der Gemeinde in Zeppelinheim 2009. „Als überzeugte Teamworkerin habe ich die Arbeit mit den Kolleginnen – seit 2003 mit Sybille Neumann und seit 2014 mit Silke Henning – immer sehr genossen.“

„Ich war und bin mit ganzem Herzen Gemeindepfarrerin, aber es war mir immer wichtig, über die Grenzen hinauszuschauen“, sagt Dietrich-Milk. Sie engagierte sich fast 20 Jahre im Dekanatssynodalvorstand und förderte das ökumenische Miteinander, die interkulturelle Verständigung und die sozialdiakonische Arbeit in Kooperation mit der Stadt.

Ein Mittelpunkt war für sie der Gottesdienst: „Das ist eine wichtige Kraftquelle. Als Seelsorgerin wollte ich gerne für die Menschen in der Gemeinde da sein, die mich brauchten“. Stets war sie bestrebt, weltweites gesellschaftliches Engagement mit der Gemeindearbeit zu verknüpfen. „Die Johannesgemeinde ist hier sehr offen“, erklärt sie. Sie etablierte die Zusammenarbeit mit „Brot für die Welt“, die sich in einer Vielzahl von Projekten niederschlug und 2012 in der landeskirchlichen Eröffnung von Brot für die Welt einen Höhepunkt hatte.

Aktivitäten von Brot für die Welt wie die Aktion „5000 Brote“ oder Kunstprojekte waren gut in den Konfirmationsunterricht zu integrieren. „Die Konfi-Arbeit hat mir immer sehr viel Spaß gemacht“, erklärt sie. „Für mich war wichtig, Jugendlichen und Kindern den Zugang zum Glauben zu eröffnen“. Ein Anliegen war ihr daher auch die religionspädagogische Arbeit in der Kita.

Der eifrigen Netzwerkerin gelang es überall, „Strukturen zu schaffen, in denen Menschen gut zusammenfinden, sich treffen und miteinander ins Gespräch kommen“. Ein Beispiel ist das Büchercafé der Gemeinde, wo auch Geld für „ihr“ Sozialprojekt in Venezuela gesammelt wird. Als Vorstandsmitglied bleibt sie „Las Torres“ verbunden. „Das mache ich erst einmal weiter – wie auch die Hintergrundarbeit im Büchercafé“, verspricht sie.

Ansonsten freut sie sich darauf, „tagsüber Zeit zu haben, um mich auch einmal mit Freundinnen zu verabreden“, schmunzelt sie. Zu ihren Hobbys zählen neben Lesen auch Stricken, Nähen, Backen und die Gartenarbeit. Ihren Mann will sie bei längeren Namibia-Aufenthalten begleiten. „Und wenn es dann mal wieder wärmer wird, werde ich auch längere Radtouren ins Auge fassen.“

Nun erfolgt der Umzug in eine Wohnung in der Stadt. So wird die radelnde Pfarrerin mit den wehenden, langen Haaren auch künftig in den Straßen Neu-Isenburgs unterwegs sein.  stk

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