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Neu-Isenburg: Strom fließt vom Dach in die Mietwohnung

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Mehrfamilienhäuser mit flachen Dächern gibt es in Gravenbruch viele. Sie bieten nach Ansicht der Stadt Platz für Photovoltaik-Anlagen zur Solarstrom-Produktion.
Mehrfamilienhäuser mit flachen Dächern gibt es in Gravenbruch viele. Sie bieten nach Ansicht der Stadt Platz für Photovoltaik-Anlagen zur Solarstrom-Produktion. © -air

Neu-Isenburg möchte klimafreundlicher werden. Deshalb erhöht die Stadt die Förderungen für den Ausbau von Photovoltaik-Anlagen auf 40.000 Euro.

Neu-Isenburg – Bei der Umsetzung der Klimaziele richtet die Stadt Neu-Isenburg den Fokus auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien und da vor allem auf die Solarstrom-Produktion durch Photovoltaik-Anlagen. Auf die Dächer der Häuser sollen mehr Module. Viel Potenzial für Photovoltaik und Solarthermie steckt in den Mehrfamilienhäusern in Gravenbruch. Die Stadtwerke haben geprüft, welche Dachflächen geeignet sind und werden jetzt mit den Eigentümern und Genossenschaften sprechen, wie das sogenannte Mieterstrom-Modell umgesetzt werden kann.

Die Frage nach der ökologischen Bilanz eines Produktes spielt nicht nur beim Kauf von Kartoffeln oder Äpfeln eine Rolle. Verbraucher interessiert immer mehr, wie weit der Weg vom Feld, von der Produktionsstätte, bis zum Haushalt ist – und wie viel Kohlendioxid bei der Herstellung und dem Transport ausgestoßen wurde. Kommen die Sorten Linda und Sieglinde oder Elstar und Braeburn aus der Wetterau, vom Bodensee oder aus Frankreich und Neuseeland? Kurze Wege belasten die Umwelt weniger.

Auch bei der Stromlieferung bringt die kürzeste Strecke den größten Vorteil für die Umwelt. Vom Dach direkt in die Wohnung, das ist die optimale Lösung, die jetzt auch für Gravenbruch angestrebt wird. In dem Stadtteil mit den knapp 6500 Einwohnern stehen viele Mehrfamilienhäuser, die flache Dächer haben. Darauf gäbe es viel Platz für Photovoltaik-Anlagen, die Sonnenstrahlen umweltfreundlich in elektrische Energie umwandeln, so die Stadt. Aus dem Ortsbeirat Gravenbruch kam nach Darstellung des Magistrates der Wunsch, die Möglichkeiten der Solarstrom-Produktion zu prüfen.

Neu Isenburg: Es herrscht „eine gewisse Trägheit“ der Mieter gegenüber Photovoltaik-Anlagen

Die Stadtwerke haben die Dächer untersucht und werden mit den Eigentümern und Genossenschaften der ausgewählten Gebäude Kontakt aufnehmen. Die Vermieter oder auch Dritte, die die Dachfläche pachten und dort eine Anlage installieren, treten bei diesem Konzept als Stromlieferanten auf und sorgen dafür, dass der Saft vom Dach direkt in die Mietwohnungen darunter fließt. Nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Mieterinnen und Mieter bringe das Vorteile, sagt Dirk Wölfing (Grüne), ehrenamtlicher Stadtrat und Dezernent für Klimaschutz und Energiewende. Laut der gesetzlichen Rahmenbedingungen muss der Preis des Mieterstroms mindestens zehn Prozent unter dem lokal angebotenen Grundtarif liegen.

Nach Einschätzung des Dezernenten gibt es für Mieter eigentlich keinen Grund, sich gegen dieses Solarstrom-Modell vom Dach zu entscheiden – und doch spürt Dirk Wölfing eine Zurückhaltung bei den Bürgern. Die Stadtwerke haben bereits am Calvinplatz und an der Offenbacher Straße im Birkengewann das Mieterstrom-Modell realisiert und festgestellt, „dass da eine gewisse Trägheit herrscht“, so Wölfing. Viele würden alles, was vom Vermieter komme, misstrauisch und mit großer Skepsis betrachten, so seine Erfahrung. Der Dezernent wünscht sich, dass die Ampel-Koalition in Berlin das Mieterstrom-Modell verbessert. „Das ist noch extrem bürokratisch.“ Der Dezernent hofft, dass sich in Gravenbruch viele Hausbewohner für den grünen Strom vom Dach entscheiden.

Deutliche Zuwächse von Photovoltaik-Anlagen auf Miethäusern in Neu-Isenburg

Bei der Installation von Photovoltaik-Anlagen auf privaten Gebäuden sieht Dirk Wölfing für Neu-Isenburg noch Luft nach oben. Vor zwei, drei Jahren sei die Entwicklung noch desaströs gewesen, „doch dann haben wir Geschwindigkeit aufgenommen. Wir sehen jetzt deutliche Zuwächse“, so der Stadtrat. Nach Angaben des Solarkatasters Hessen könnten Photovoltaik-Anlagen auf Neu-Isenburgs Dächern rund 77 Gigawattstunden Sonnenstrom im Jahr produzieren. Derzeit seien 184 Anlagen installiert, die 3700 Megawattstunden produzierten. Damit könnten rechnerisch etwa sechs Prozent der Bevölkerung mit Sonnenstrom versorgt werden.

Und wie unterstützt die Stadt den Ausbau? Das Förderprogramm in Höhe von 30 000 Euro sei vergangenes Jahr vollständig ausgeschöpft worden. „Für 2022 haben wir die Förderung auf 40 000 Euro erhöht“, sagt Dezernent Wölfing auf Nachfrage. (air)

Weitere Infos gibt es bei der städtischen Klimaschutzmanagerin Ester Vogt, Tel. 06102 241726 oder per Mail (Ester.Vogt@ stadt-neu-isenburg.de).

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