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Repair-Café: Kaputtes wird wieder ganz

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Zu schade zum Wegwerfen! Diese Einschätzung ist wohl jedem mal durch den Kopf geschossen, wenn es um kaputte Dinge ging. Uwe Neumann, Rainer Schuster und Viktor Herzog (von links) beraten im Repair-Café, wie sie das Laptop von Viktor Herzog retten können.
Zu schade zum Wegwerfen! Diese Einschätzung ist wohl jedem mal durch den Kopf geschossen, wenn es um kaputte Dinge ging. Uwe Neumann, Rainer Schuster und Viktor Herzog (von links) beraten im Repair-Café, wie sie das Laptop von Viktor Herzog retten können. © col

Neu-Isenburg - Einige Isenburger haben handwerkliches Talent, andere defekte Dinge. Das neue Repair-Café bringt beide Gruppen zusammen – ganz ohne Geld. Die Premiere am Donnerstagnachmittag war ein Erfolg, das Tüftler-Team hatte alle Hände voll zu tun.

Gisela Mauer kommt mit ihrer Lampe unter dem Arm in den Räumen des Jugendcafés an. Das gute Stück hat einen Wackelkontakt. Zum Wegwerfen dennoch viel zu schade. „Unsere Familie hängt an der Lampe, es ist ein altes Bauhaus-Stück. Ich würde mich sehr freuen, wenn sie hier gerettet werden könnte“, sagt die Neu-Isenburgerin mit einem Lächeln. Winfried Eichhorn nimmt sich dem Familienerbstück an. Der ehemalige Fernmeldetechniker mit dem Gesellenbrief in Elektronikhandwerk hat das Problem schnell erkannt: „Die Fassung hat einen Wackelkontakt, das sollte doch zu beheben sein“, sagt der Fachmann und beginnt in Zusammenarbeit mit Wolf Munari die Lampe erst einmal auseinander zu nehmen.

Das Repair-Café, das Nick Timm zusammen mit Klaus-Peter Martin vom Verein Mobile Jugendhilfe/Streetwork Neu-Isenburg am Donnerstagnachmittag aus der Taufe gehoben hat, war bei der Premiere direkt ein voller Erfolg. „Uns wundert es nicht, dass unser Angebot nachgefragt ist. Damit haben ja andere Städte durchaus auch schon Erfolg gehabt“, sagt Nick Timm. Was ihn viel mehr überrascht hat, war das große Interesse der Isenburger, sich selbst aktiv an dem Projekt zu beteiligen. „Wir haben jetzt einen Helferkreis von 16 Leuten, darunter sehr viele Menschen, die beruflich aus dem Fachbereich Elektrotechnik kommen. Das sind natürlich sehr gute Voraussetzungen, dass wir die kaputten Gegenstände, die uns gebracht werden auch tatsächlich reparieren können“, so der Initiator des Repair-Cafés. Wenn er einen Wunsch äußern dürfte, dann wäre das vielleicht noch der ein oder andere Schreiner, der bei Reparaturen der anderen Art helfen könnte.

Es ist ein entspanntes Arbeiten in den Räumen des Jugendcafés, wo das Repair-Café zwei Mal im Monat donnerstagnachmittags untergekommen ist. Am Nachbartisch frickelt Uwe Neumann an einem Laptop herum, den Viktor Herzog vorbei gebracht hat. Auch der Computer hat den Geist aufgegeben. Als sich die Herren beim auseinander bauen nicht mehr zu helfen wissen, geht Uwe Neumann an den Computer des Jugendbüros und druckt schnell eine Bedienungsanleitung des Herstellers aus dem Internet aus.

Nick Timm und Wolf Munari auf der Suche nach Infos aus dem Internet – um den Netzstecker von Timms Rasenmäher zu reparieren.
Nick Timm und Wolf Munari auf der Suche nach Infos aus dem Internet – um den Netzstecker von Timms Rasenmäher zu reparieren. © Privat

An diesem Nachmittag wird auch das Banner der Kolpingfamilie von Heilig Kreuz repariert. Zwei Haken waren abgebrochen, die Winfried Eichhorn mit einer zurecht gefeilten Holzschraube ersetzen kann. Der Rasenmäher von Nick Timm ist erst einmal nicht zu retten – für den abgebrochenen Netzstecker muss zunächst ein Ersatzteil bestellt werden. „Das ist ja auch ein Grund, warum wir das Repair-Café ins Leben gerufen haben: Es besteht durchaus der Verdacht, dass die Industrie Dinge mit Sollbruchstellen herstellt, die sich eben nicht mehr reparieren lassen. Wenn wir es dann aber doch hinbekommen, ohne eine teure Reparaturrechnung zu produzieren, haben wir wertvolle Ressourcen geschont. Denn es werden viel zu viele noch wertvolle Materialien einfach achtlos weg geworfen,“ betont Timm. Der gesellschaftliche Wert des Repair-Cafés kommt an diesem Nachmittag ebenfalls nicht zu kurz. Die Jugendlichen aus dem Jugendcafé hatten Kuchen gebacken und die Initiatoren schenkten köstlichen Kaffee aus. „Wir wollen auch ein Treffpunkt für Neu-Isenburg sein“, sagt Nick Timm.

Am Ende des Nachmittags ist Gisela Mauer überglücklich. Ihre alte Lampe brennt, völlig ohne Flackern. Wer ebenfalls ein defektes Lieblingsstück hat, der kann sich an die Aktiven des Repair-Cafés wenden. Die nächste Gelegenheit, kaputte Dinge vor der Mülltonne zu retten, ist am Donnerstag, 14. April, zwischen 16 und 18 Uhr in der Hugenottenallee 88. 

col

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