Ringen um Personal: In Neu-Isenburg bleiben viele Kita-Plätze leer
Auch in Neu-Isenburg ist der Fachkräftemangel im Bereich Kinderbetreuung angekommen: Viele Kita-Plätze können nicht besetzt werden.
Neu-Isenburg – Als eine Art „Insel der Glückseligkeit“ galt Neu-Isenburg viele Jahre, was die Kinderbetreuungsplätze betrifft: Gab es andernorts bis zu 500 fehlende Plätze, ist es in der Hugenottenstadt meist gelungen, alle Kinder in den städtischen, privaten oder kirchlichen Einrichtungen unterzubringen.
Jetzt ist der Fachkräftemangel angekommen: „Wir können eine erhebliche Anzahl von Kita-Plätzen nicht besetzen“, kündigt Erster Stadtrat Stefan Schmitt an, der seit April für die Kitas zuständig ist.
Neu-Isenburg: Weil Erzieher fehlen, können einig Kita-Plätze nicht besetzt werden
„Wir haben keine Probleme mit dem Stein. Kita-Gebäude haben wir ausreichend. Wir brauchen Menschen und wir tun alles bei der Suche nach guten Erzieherinnen“, sagt der Erste Stadtrat. Aktuell werden bei der Stadt 14 Erzieherinnen und Erzieher und bei der NIKi gGmbH weitere Betreuungskräfte mit und ohne pädagogische Ausbildung für die Schulkindbetreuung gesucht. Darunter auch Waldpädagogen für den neuen städtischen Waldkindergarten.

Bei der Stadt arbeiten 281 Menschen in den Kindertageseinrichtungen als Kitaleitungen, Erzieherinnen und Erzieher oder Aushilfen, acht Jahrespraktikanten und 17 Auszubildende für den Erzieherberuf. Im U3-Bereich stehen 355 Plätze und im Kitabereich für Kinder ab drei Jahren 1472 Plätze bereit. „58 Prozent der Kita-Plätze in Neu-Isenburg sind in Einrichtungen von freien oder kirchlichen Trägern, was ein sehr guter Ausdruck für die große Vielfalt bei uns ist“, sagt Schmitt.
Fehlende Erzieher: Um alle Kita-Plätze besetzen zu können, fehlt in Neu-Isenburg Fachpersonal
Isenburg tut viel, um bei den potenziellen neuen Arbeitskräften zu punkten und bietet den Arbeitnehmern in den Erzieherberufen interessante Vorteile: Die Stadt zahlt eine übertarifliche Zulage in Höhe von 50 Prozent zur nächsten Entgeltgruppe. Die Arbeitsbedingungen sind mit über dem Mindeststandard liegenden Betreuungsschlüssel gut, die Arbeitszeiten können flexibel gestaltet werden und die Stadt lockt mit modernen Einrichtungen.
Die im Erzieherberuf so wichtige Fortbildungsmöglichkeit ist ebenfalls gegeben: Neben der höheren Bezahlung setzt Neu-Isenburg auch auf umfangreiche interne und externe Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen der Mitarbeiter. Team- oder Einzelfortbildungen tragen zur Qualifizierung der bestehenden Erzieherinnen bei.
Ein eigener Fachberater und Supervisoren unterstützen und beraten die Teams. Sie profitieren von festen Team- und Konzeptionstagen zur Qualitätssicherung. Und auch bei der Wohnungssuche werden die neuen Fachkräfte unterstützt. Neben den Gewobau-Wohnungen, gibt es in der nagelneuen Einrichtung in Gravenbruch sogar eigens gebaute Erzieherwohnungen.
Fachkräftemangel in Kitas: Neu-Isenburg tut viel dafür, um Erzieher zu finden
„Was wir auch machen, was viele Städte nicht anbieten, ist, dass wir unsere Auszubildenden schon vergüten“, betont Schmitt die Vorteile für die Nachwuchskräfte, die während der fünfjährigen Ausbildung bezahlt werden. Außerdem ist der Bewerbungslauf deutlich reduziert. „Wenn wir eine gute Bewerbung vorliegen haben, laden wir die Leute sehr schnell ein und kommen schon nach 14 Tagen zum Vertragsabschluss“, will Schmitt keine Fachkraft an andere Städte verlieren.
Informationen für Interessierte
Wer als Erzieher einen Job sucht, kann sich mit der Abteilung Personal und Organisation, Tel. 06102 241471, in Verbindung setzen. Bewerbungen für das kommende Schuljahr sowohl für alle Ausbildungsgänge als auch das Anerkennungsjahr können an personal@stadt-neu-isenburg.de oder für die NIKi gGmbH (Schulkindbetreuung am Nachmittag) über info@nikiggmbh.de geschickt werden.
Der Erste Stadtrat hat die vergangenen Wochen und Monate dazu genutzt, die städtischen, kirchlichen und privaten Einrichtungen zu besuchen. „Das persönliche Gespräch ist für mich sehr wertvoll und ich höre, wo der Schuh drückt. Ich habe sehr engagierte und motivierte Erzieher erlebt. Wir haben tolle Mitarbeiter und sie wünschen sich dringend Verstärkung“, weiß Schmitt.
Erzieher aus dem Ausland sollen Kita-Personal in Neu-Isenburg unterstützen
Unterstützung erhofft sich der Stadtrat von der in Isenburg ortsansässigen Ausbildungsakademie Talent Orange, die qualifiziertes internationales Personal – vornehmlich aus Südamerika – aus dem Erziehungswesen vermittelt. Ende Juni hat die Stadt einen Kooperationsvertrag mit dem Unternehmen unterschrieben. Talent Orange sorgt für die Sprachkurse und die Unterstützung der ausländischen Kräfte. In den nächsten Monaten sollen die ersten Kräfte von Talent Orange in Neu-Isenburg anfangen.
Zu dem ohnehin knappen Personal kamen durch Corona in letzter viele Krankmeldungen der Erzieher hinzu. Erst in der jüngsten Kreistagssitzung haben sich die Abgeordneten unter anderem mit dem Fachkräftemangel in Kitas beschäftigt. (Nicole Jost)