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Sängerkreis Offenbach feiert 75 Jahre

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Die Vielfalt der Chormusik präsentierten verschiedene Chöre aus dem Sängerkreis Offenbach, die die Veranstaltung musikalisch umrahmten – darunter der Isenburger Jazzchor „Soundsation“ unter Leitung von Dr. Matthias Becker.
Die Vielfalt der Chormusik präsentierten verschiedene Chöre aus dem Sängerkreis Offenbach, die die Veranstaltung musikalisch umrahmten – darunter der Isenburger Jazzchor „Soundsation“ unter Leitung von Dr. Matthias Becker. © -Postl

Es war am 13. April 1947, als in der Aula der Meisterschule Offenbach die Kreisgruppe Offenbach im Deutschen Allgemeinen Sängerbund gegründet wurde. Von den eingeladenen 70 Vereinen, die bis zu diesem Zeitpunkt von den Besatzungsmächten Lizenzen zur Vereinsarbeit erhalten hatten, traten 52 der Kreisgruppe bei. Nun feierte der Sängerkreis Offenbach (SKO), der heute 56 Vereine mit 104 Chorgruppen im Kreis Offenbach repräsentiert, 75-jähriges Bestehen in der Hugenottenhalle in Neu-Isenburg.

Neu-Isenburg - Mit der Zusammenkunft wollte der Sängerkreis seine Mitglieder auch motivieren und eine Plattform der Kommunikation bieten, die in den letzten zwei Corona-Jahren sehr gelitten hat. Wie groß die Wertschätzung ist, die die besonderen Kulturförderer, wie Chöre auch genannt werden, seitens der Politik erfahren, sieht man daran, dass die Ehrenveranstaltung vom Fachdienst Ehrenamt des Kreises Offenbach unter Leitung von Marcel Subtil organisiert und ausgerichtet wurde. Neben zahlreichen Reden und Grußworten lässt man auch der Musik viel Raum – Gruppierungen aus dem Sängerkreis präsentierten die Vielfalt der Chormusik. Durch das Programm führen Ehrenkreischorleiter Bernhard Seelbach und Dr. Christiane Bucher. Beim abschließenden Büffet kommen die Gäste aus Vereinen, Politik und Wirtschaft ins Gespräch, dazu bereichern die Isenburger „Melodia Boys & Girls“ den Ausklang.

„Chöre sind – wie andere Vereine auch – gelebte Demokratie, sie sind ein Bollwerk gegen Leichtfertigkeit im Umgang mit der Demokratie oder extremistisches Gedankengut“, betont Claus-Peter Blaschke. Der Präsident des Hessischen Sängerbundes und Vizepräsident des Deutschen Chorverbandes macht sich Sorgen um die Zukunft des Singens generell in der jungen Generation. „Bei uns wurde in der Familie, im Kindergarten und in der Schule gesungen – und die Kirchen waren voll, auch dort wurde viel gesungen“, blickt Blaschke zurück. „Die Lehrer konnten, ja mussten mindestens ein Instrument spielen und hatten eine Gesangsvorbildung.“ Sein Appell: „Wir müssen unsere Kinder gleich von früh auf wieder mehr zum Singen bringen.“

Neu-Isenburgs Bürgermeister Gene Hagelstein freut sich, dass der Sängerkreis ganz bewusst Neu-Isenburg als Ort der Jubiläumsveranstaltung gewählt habe. „Das ist eine Hommage an die Stadt der 1000 Sänger, in der das Singen immer noch gepflegt wird und einen hohen Stellenwert hat“, meint Hagelstein, der auch auf den Slogan des Sängerkreises – „Singen ist gesund“ – eingeht.

„Beim Singen wird das Herz-Kreislauf-System stabilisiert, die Lunge gestärkt und Abwehrkräfte mobilisiert. Genau das können wir gerade in diesen Zeiten sehr gut gebrauchen“, so Hagelstein. Auch rückt er die vielen Ehrenamtler in den Fokus, die im Hintergrund laufen, bevor die Sänger auf der Bühne stehen. „Da müssen Proberäume, Probentermine und Auftritte organisiert werden. Mitgliederverzeichnisse und Kassen müssen verwaltet werden. Schön, wenn es dann noch ein Netzwerk gibt, das hilft, mit Beratung und einer guten Öffentlichkeitsarbeit unterstützt“, lobt der Rathauschef die engagierte Arbeit unter dem Dach des SKO.

In Doppelfunktion steht Landtagsvize Frank Lortz am Rednerpult. Er übermittelt die Glückwünsche der Landesregierung und zeichnet die Vorsitzende des SKO, Ute Hermsdorff, mit dem Ehrenlöwen des Landes Hessen aus. „Meist wird eine solch besondere Auszeichnung am Ende einer Ära zum Dank für die geleistete Arbeit vergeben, wir machen es diesmal etwas anders und möchten diese Ehrung als Motivation für die anstehende, sicherlich nicht einfache Zeit an der Spitze des SKO verstehen“, so Lortz.

Den Ehrenlöwen des Landes Hessen überreichte Landtagsvizepräsident Frank Lortz an die Vorsitzende des Sängerkreises Offenbach, Ute Hermsdorff.
Den Ehrenlöwen des Landes Hessen überreichte Landtagsvizepräsident Frank Lortz an die Vorsitzende des Sängerkreises Offenbach, Ute Hermsdorff. © postl

Eine eloquent-humorvolle Laudatio hält Dr. Ralph Ziegler auf den Jubilar – den Sängerkreis: Keine langwierige Aufarbeitung der Chronik, sondern eine aktuelle Zeitbetrachtung aus durchaus realem Blickwinkel. Eigentlich widerstrebe es ihm, über die Pandemie zu sprechen, die dem gesamten Musikleben und dem Ehrenamt „eine beträchtliche Schlagseite verschafft“ habe, so der Amtsleiter Kultur und Sportmanagement der Stadt Offenbach. Manche Menschen, die noch im Februar 2020 gut gelaunt zur Probe gegangen seien, hätten in den zwei Jahren für sich herausgefunden, dass sie sich zu Hause vor dem Fernseher noch wohler fühlen, als sie es zuvor schon taten. Ziegler: „Alle mussten allzu lange warten auf den Tag, an dem dann endlich wieder – und sei es nur unter freiem Himmel – gesungen werden durfte. Damit umzugehen, Begeisterung zu vermitteln, wo man selbst ratlos ist, und mit der berühmten Metapher „auf Sicht fahren“, aber dabei den Optimismus der Vorfreude auf eine Zeit voller Sang und Klang schüren: das war uns ist für die Vereine als auch für den Verband eine Herkulesaufgabe für die Zukunft.“

Großes Lob für die Gesangvereine im Kreis Offenbach und ihr Engagement um die Pflege der Kultur kommt auch von Offenbachs Oberbürgermeister Dr. Felix Schwenke und Landrat Oliver Quilling. „Die in den Vereinen geleistete Arbeit an sich ist unschätzbar und unbezahlbar und wir sind froh, solch engagierte Gesangsvereine in unserem Kreis zu haben, die sich auch bei Veranstaltungen des Kreises selbst immer wieder mit ihren Darbietungen einbringen“, betont Quilling.

Für Sonntag, 3. Juli, plant der SKO einen „Tag der Chöre“ in Heusenstamm, der vielen Chören das Singen bei einem breiten Publikum wieder ermöglichen soll.  lfp

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