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Seit fünf Jahren Leiter der beiden Neu-Isenburger Museen

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Virtueller Kurztrip in die Vergangenheit: Christian Kunz mit einer VR-Brille auf dem Kopf und Controllern in den Händen. So kann man im Zeppelin-Museum einen digitalen Rundgang durchs letzte große Luftschiff LZ 130 „Graf Zeppelin“ erleben.
Virtueller Kurztrip in die Vergangenheit: Christian Kunz mit einer VR-Brille auf dem Kopf und Controllern in den Händen. So kann man im Zeppelin-Museum einen digitalen Rundgang durchs letzte große Luftschiff LZ 130 „Graf Zeppelin“ erleben. © -Postl

Seit fünf Jahren ist Christian Kunz Leiter der beiden Neu-Isenburger Museen. Er kann auf einige schöne Erfolge zurückblicken. Und die Ideen gehen ihm nicht aus.

Neu-Isenburg - Es war eine recht anspruchsvolle erste Aufgabe, die Christian Kunz damals bekam. „Eine Steigerung der Besucherzahlen um zehn Prozent“ gab der kürzlich aus dem Amt geschiedene Kulturdezernent Theo Wershoven dem Neuen als Ziel mit auf den Weg, als dieser im Juli 2016 – also vor ziemlich genau fünf Jahren – die Stelle als Leiter der beiden Neu-Isenburger Museen antrat.

Und Christian Kunz lieferte. 2019 hatten die Besucherzahlen im Stadtmuseum „Haus zum Löwen“ und im Zeppelin-Museum im Vergleich zu 2015 schon um 75 Prozent zugenommen.

Dazu beigetragen hatte unter anderem das besondere Bezahlkonzept „Zahle was du willst“, das Zugangsschwellen herabsenken und das Museum für neue Besuchergruppen interessant machen soll. Der Museumsleiter ging damit ein Wagnis ein, manch einer war skeptisch – doch der Erfolg gibt ihm Recht: „Nicht zuletzt stiegen dadurch auch die Museumseinnahmen deutlich und ermöglichten neue Projekte, wie etwa ein neuer Museumsführer für Kinder im Stadtmuseum und Museumsführer in deutscher und englischer Sprache in beiden Museen“, heißt es aus dem Kulturbüro.

Die beiden Häuser bieten inzwischen nicht nur dem üblichen Museumspublikum interessante Angebote, sie sind offen für verschiedene soziale und kulturelle Gruppen, Menschen mit unterschiedlichen geistigen und körperlichen Voraussetzungen und laden alle ein, sich mit der Geschichte Neu-Isenburgs von der Gründung 1699 für geflüchtete Hugenotten und der Geschichte der Luftschifffahrt bis in die Gegenwart und die Zukunft auseinanderzusetzen – spontan und selbstständig und nicht nur im Rahmen spezieller Programme.

Einige dieser Programme sind Kunz ein besonderes Anliegen, etwa „Museum vor Ort“. Mit Objekten aus dem Museum oder Sonderausstellungen im Gepäck besucht er Senioreneinrichtungen und Demenzgruppen. Mit Kurzvorträgen und viel Zeit zum Erinnern und Erzählen werden Menschen erreicht, die sonst keinen Zugang zum Museum hätten.

Christian Kunz ist mit ganzem Herzen dabei: „Museum ist für mich Freiheit und Kommunikation. Man ist dort zu nichts verpflichtet, man kann sich frei bewegen und anschauen worauf man Lust hat, neue Erfahrungen sammeln. Wie ein Einkaufsbummel ohne Konsumzwänge.“ Man könne Ruhe genießen und für sich alleine sein, aber auch mit und über Objekte und deren Geschichte kommunizieren. „Unsere Aufgabe im Museum ist es, diese Kommunikation ohne Schwellen für alle zugänglich zu ermöglichen – die Objekte und ihre kleinen Geschichten zum Sprechen zu bringen.“

Zudem schlüpft Kunz gerne für Führungen und Vorträge in die Rolle des Stadtgründers Graf Johann-Philipp zu Ysenburg-Büdingen und ist im rekonstruierten Kostüm nicht nur im Alten Ort bei Stadtführungen unterwegs.

Auch vor modernen Vermittlungsformaten schreckt der 45-Jährige nicht zurück – wie zum Beispiel einem Live-Action-Rollenspiel (LARP) im Stadtmuseum zu den schwierig zugänglichen Themenbereichen „Flucht“ und „Ankommen“.

Gerade partizipative Formate sollen Menschen für die Museen begeistern. Und es allen Isenburgern ermöglichen, ihre Erfahrungen im Museum mit dem Museumspublikum zu teilen. So ging es in der Ausstellung „DaSein“ um das Ankommen Geflüchteter in Neu-Isenburg. In der im September anstehenden Ausstellung „JugendOrte“ geht es ganz um die Orte in Neu-Isenburg, in denen Jugend in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat.

Ein besonderes Anliegen ist Kunz auch die Museumspädagogik: Handlungsorientierte Aktionen oder Museumsstationen wie etwa Radtouren, Herbstfeste mit Apfelkeltern, Feuerschlagen oder Experimentier- und Spielstationen runden inzwischen das Angebot der Museen ab. Das museumspädagogische Stichwort hier ist „Gamification“, wie der Leiter erklärt: „Mit spielerischen Mitteln und Methoden aus der Spieltheorie werden normalerweise nur schwer zugänglich Themen spielerisch vermittelt.“ Ein Schwerpunkt der Museumspädagogik bleiben natürlich die Führungen in beiden Museen; 2019 waren es 99 Führungen mit 2223 Teilnehmern. 1075 Schüler aus der Region lernten die Neu-Isenburger Einrichtungen kennen. Die Zahl der Mitmachaktionen ist dank Kunz inzwischen groß: Kostümführungen, Experimentier-, Kreativ- und Konstrukteursworkshops. Zum Weihnachtsmarkt lockt nicht nur ein Kreativmarkt Besucher ins Haus zum Löwen, in der Druckerei kann man gleich selbst künstlerisch aktiv werden.

Auch die Aufgabengebiete von Christian Kunz sind größer geworden – zum Beispiel in Sachen digitale Museumsangebote. Diese werden von Kunz konzipiert, technisch ausgearbeitet oder koordiniert. So gibt es nun Onlineführungen, Kurzfilme, Fotoprojekte, 360-Grad-Rundgänge durch beide Museen und nicht zuletzt das Virtuell Reality-Modell des letzten großen Zeppelin-Luftschiffs LZ 130 „Graf Zeppelin“, welches den letzten Riesen der Lüfte zum ersten Mal und bislang weltweit einzigartig für die Museumsbesucher virtuell zugänglich macht. Kurz: Christian Kunz hat viele neue Möglichkeiten gefunden, Objekte zum Sprechen zu bringen.

Zudem engagiert er sich in den Vorständen des Vereins für Zeppelinluftschifffahrt und des Vereins für Geschichte, Heimatpflege und Kultur (GHK) und ist darüber hinaus aktiv im Hessischen Museumsverband, etwa im Leitungsteam des Arbeitskreis Museumspädagogik.

Bürgermeister Herbert Hunkel gratuliert Kunz zu seinem Jubiläum und bedankt sich: „Christian Kunz ist ein großer Gewinn für die Stadt. Mit ganz viel Schwung und Elan hat er die Museen zu lebendigen Orten der Begegnung gemacht. Man spürt, dass er liebt, was er tut.“ Dazu habe er eine hohe Fachkompetenz. Hunkel: „Kurzum: Wir hätten uns keine bessere Museumsleitung wünschen können.“  hov

In den Ferien täglich geöffnet

In einem Modellprojekt für ein Jahr öffnet das Zeppelin-Museum nun in den hessischen Schulferien täglich. Damit will die Stadt „gerade Familien eine weitere Ausflugsmöglichkeit in einer Zeit ermöglichen, in der Kulturangebote sonst oft schwer möglich sind“. Bis Freitag, 27. August, gilt: Das Zeppelin-Museum ist montags bis freitags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, samstags und an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. Pandemiebedingt gibt es noch Einschränkungen bei einigen Angeboten, zudem dürfen sich derzeit nur 13 Besucher im Haus aufhalten. 

Für Führungen und Vorträge schlüpft Christian Kunz gerne in die Rolle des Stadtgründers Graf Johann-Philipp und ist im rekonstruierten Kostüm nicht nur im Alten Ort bei Stadtführungen unterwegs.
Für Führungen und Vorträge schlüpft Christian Kunz gerne in die Rolle des Stadtgründers Graf Johann-Philipp und ist im rekonstruierten Kostüm nicht nur im Alten Ort bei Stadtführungen unterwegs. © golla

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