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Senioren ärgern sich über die TSG Neu-Isenburg

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Die kleine Halle der Turn- und Sportgemeinschaft sollte eigentlich erweitert werden, doch dieses Bauprojekt speckte die TSG ab, entstehen sollen jetzt weitere Funktionsräume. Während der Pandemie hat der Traditionsverein Mitglieder verloren. Wie viele es genau sind, konnte Vorsitzender Karl-Heinz Groh nicht sagen.
Die kleine Halle der Turn- und Sportgemeinschaft sollte eigentlich erweitert werden, doch dieses Bauprojekt speckte die TSG ab, entstehen sollen jetzt weitere Funktionsräume. Während der Pandemie hat der Traditionsverein Mitglieder verloren. Wie viele es genau sind, konnte Vorsitzender Karl-Heinz Groh nicht sagen. © air

Die Pandemie hat Sportvereinen seit März 2020 viel Ausdauer und Kraft abverlangt. Turnhallen waren zeitweise geschlossen, das Training eingeschränkt und der Spielbetrieb in der Liga ruhte temporär. Auch die Turn- und Sportgemeinschaft 1885 Neu-Isenburg (TSG) hat es in Corona-Zeiten schwer und schon einige Mitglieder verloren.

Neu-Isenburg - Vielleicht verlassen noch mehr Leute den Traditionsverein, denn die Gymnastikangebote für die ältere Generation befinden sich im Umbruch. Einige Senioren sind wegen einer drastischen Beitragserhöhung und des Wegfalls von Kursen verärgert. Es rumort unter den Senioren. Sie sind sauer, fühlen sich schlecht behandelt und im Stich gelassen. Das Verhalten des Vorstandes der TSG stößt bei den Besucherinnen und Besuchern der Gymnastikkurse auf Unverständnis. Viele wenden sich verbittert ab und suchen nach neuen Angeboten, um gelenkig, sicher und gesund auf den Beinen zu bleiben. „Ist das die Politik, die ein gemeinnütziger Verein verfolgen sollte? Gymnastik zur Gesunderhaltung abschaffen und Senioren ausschalten?“ Diese rhetorischen Fragen stellt Ilse Kalmus öffentlich. Die 78-jährige Neu-Isenburgerin besucht seit rund zehn Jahren zweimal die Woche die Kurse des Gesundheitssports, um sich fit zu halten. Doch damit ist jetzt Schluss.

Ende des vergangenen Jahres musste Anja Faske, hauptberufliche Gymnastiklehrerin und seit 2004 Leiterin der Kurse, im Auftrag des TSG-Vorstandes einen Brief verteilen. Der Verein informierte die Senioren darüber, dass sie künftig 360 Euro statt wie bisher 90 Euro im Jahr für den Sport zahlen sollen. Zu der Vervierfachung des Preises kommt der normale Mitgliedsbeitrag in Höhe von 156 Euro für Erwachsene hinzu. „Damit liegt der Jahresbeitrag bei insgesamt 516 Euro. Das ist der Hammer. Wir sind alle Rentner und haben unserem Verein während der schlimmen Zeit trotz vieler Ausfallstunden durchweg die Treue gehalten“, sagt Ilse Kalmus.

Die ältere Generation ist außerdem unzufrieden über die Kommunikation des Vorstandes. Die Verantwortlichen haben nach Darstellung von Ilse Kalmus keinerlei Anstalten gemacht, selbst einmal vor die betroffenen Vereinsmitglieder zu treten, um zu erklären, warum eine solche Beitragserhöhung gerechtfertigt sein könnte. „So geht man nicht mit langjährigen Mitgliedern um.“ Die Rentnerin glaubt, dass sich viele Senioren eine solche Preissteigerung nicht mehr leisten können und die Gesundheitskurse sowie der Reha-Sport „wahrscheinlich zusammenbröseln oder teilweise abgeschafft werden“.

Diese Befürchtung bewahrheitet sich. Auf Anfrage räumt TSG-Vorsitzender Karl-Heinz Groh ein, dass man der Gymnastiklehrerin Anja Faske bereits gekündigt habe. Doch warum plötzlich diese enorme Preiserhöhung bei den Gymnastikkursen für Senioren? „Wir haben erst jetzt nachgerechnet und festgestellt, dass die Ausgaben für das Angebot für uns viel zu teuer sind“, sagt Karl-Heinz Groh, der im Juni 1986 kurz vor seinem 40. Geburtstag den Vereinsvorsitz übernommen hat und seitdem von den Mitgliedern, die ihn gern „Mister TSG“ nennen, immer wieder gewählt wurde. Der Verein, der sein Bauprojekt mit dem Ausbau der Halle bereits stark abgespeckt hat, könne sich eine hauptamtliche Gymnastiklehrerin nicht mehr leisten. Da sei ein Fehler passiert. „Wir sind erst jetzt dazu gekommen, die Kosten zu prüfen. Da haben wir jahrelang draufgelegt. Das ist ein teure Veranstaltung, die sich der Verein nicht leisten kann“, so Groh.

Die TSG habe die Zusammenarbeit mit der langjährigen Trainerin Anja Faske sofort beendet. „Das kam für mich überraschend“, sagt die Kursleiterin, die wegen der kurzfristigen Absage der TSG keine Möglichkeit hatte, sich von den Teilnehmern ihrer Kurse offiziell zu verabschieden. Faske möchte aber kein Öl in Feuer gießen und die Diskussion in dieser für die Senioren sowie den Verein schwierigen Situation nicht weiter anheizen, denn mit der TSG und den Senioren habe es über viele Jahre ein gutes Miteinander gegeben.

Die Kursleiterin hat sofort reagiert und bietet in Neu-Isenburg im Tanzatelier Capriol von Sandra Gardenier gegenüber dem Schwimmbad in der Carl-Ulrich-Straße 177 wieder neue Senioren-Gymnastikkurse an. In den Übungsstunden konnte sie bereits viele Ältere begrüßen, die vorher bei der TSG in Schwung gekommen sind.

Die Turn- und Sportgemeinschaft, zu der rund 1000 Mitglieder gehören, hat nach Darstellung des Vorsitzenden das Ziel, die Senioren-Gymnastikkurse weiterzuführen und sucht deshalb ehrenamtliche Übungsleiterinnen und -leiter. „Das ist jetzt leider alles so gekommen, wir müssen sehen, dass wir neue Leute finden“, sagt Karl-Heinz Groh.

Die Teilnehmenden der TSG-Gymnastikkurse haben indes vom Weggang ihrer Kursleiterin und dem möglichen Aus des Sportangebotes bis heute offiziell noch nichts erfahren.  air

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