Sicherheitsgefühl in Neu-Isenburg stärken

Erklärtes Ziel der Stadt ist es, sich möglichst breit aufzustellen, um die Sicherheit zu erhöhen und das Sicherheitsgefühl der Neu-Isenburger zu stärken. Dafür gibt es den Präventionsrat, dafür ist man 2018 der KOMPASS-Sicherheitsinitiative beigetreten. Gestern haben Stadt und Polizei von bereits Erreichtem berichtet – und die Herausforderungen der kommenden Monate skizziert.
Neu-Isenburg – Manchmal ist ein Spitzenplatz keine gute Nachricht. In der jüngeren Vergangenheit war das zum Beispiel immer wieder mal so im Frühjahr, wenn das Polizeipräsidium Südosthessen die Kriminalstatistik für sämtliche Kreis-Kommunen vorlegt. Denn trotz eines sehr deutlichen Rückgangs der Kriminalitätsrate über die vergangenen zehn Jahre – und trotz diverser Präventionsprojekte – war Neu-Isenburg mehrfach die Stadt mit einer der höchsten (oder gar der höchsten) Raten im Kreis. Was vor allem auch daran liegt, dass in der Hugenottenstadt schon wegen ihrer Lage in Flughafen- und Autobahnnähe einfach mehr los ist als in anderen Kreis-Kommunen.
„Um die Sicherheit weiter zu verbessern“, ist Neu-Isenburg im Juni 2018 der Sicherheitsinitiative KOMPASS des Landes beigetreten – auch, um die Arbeit von Polizei, Kommune, aber auch Bürgern und Vereinen noch aktiver als bisher zu vernetzen.
Über bereits erzielte Erfolge, aber auch Herausforderungen haben gestern Erster Stadtrat Stefan Schmitt, Cornelia Marburger, Leiterin des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung, und Polizeichef Henry Faltin gemeinsam informiert. Und damit zugleich Ergebnisse präsentiert der dritten KOMPASS-Sicherheitskonferenz sowie des Treffens des Präventionsrats. Letzterer hatte vergangene Woche erstmals nach langer, coronabedingter Pause wieder in Präsenz getagt.
„Viele Maßnahmen wurden in den vergangenen vier Jahren bereits umgesetzt, um das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger in Neu-Isenburg zu stärken“, sagt Schmitt. „Ein wichtiger Baustein war, die Präsenz der Ordnungspolizei zu verstärken.“ Mittlerweile gehören zum Team vier Frauen und sechs Männer. Davon wurden 2019 vier neu eingestellt.
Und auch die zehn freiwilligen Polizeihelfer seien ein wichtiger Baustein für die Sicherheitsarchitektur. Deren Einsatz befürwortet auch Faltin: Die Polizeihelfer „finden den richtigen Ton, wenn sie unerwünschte Verhaltensweisen sehen und können positiv einwirken. Sie waren gerade während der Corona-Pandemie bei den Montagsspaziergängen ein wichtiges Bindeglied zwischen der Polizei und dem Ordnungsamt“.
Zum KOMPASS-Programm gehört zudem der Schutzmann vor Ort: Seit 1. August 2021 ist Polizeioberkommissar Marco Gonnermann in dieser Position in Isenburg tätig. Der 45-jährige Gravenbrucher kümmert sich um die persönlichen Anliegen der Bürger von Kernstadt und Stadtteilen. Durch die täglichen Begegnungen auf der Straße, die Vernetzung zu Vereinen, Schulen und Institutionen sowie die Teilnahme an lokalen Veranstaltungen repräsentiere Gonnermann eine bürgernahe Polizei, um in möglichst vielen Bereichen der Prävention beratend tätig sein zu können, betont Schmitt.
Gonnermann ist zu den üblichen Geschäftszeiten über die Polizeistation in der Kernstadt (z 06102 29020) erreichbar. In besonderen Fällen kommt er nach Absprache sogar zu den Bürgern nach Hause und nimmt sich ihrer Probleme an.
Einiges hat sich also getan, aber alle wissen, dass noch Herausforderungen vor ihnen liegen. Derzeit ein großes Thema: Beleuchtung. Gerade in der dunklen Jahreszeit sorgen schlecht beleuchtete Stellen im Stadtgebiet für ein mulmiges Gefühl bei Passanten. Auch darum sei es bei drei Sicherheitsrundgängen gegangen, die die Stadt veranstaltete; vielerorts habe man daraufhin bereits nachgebessert. Nun aber komme ein neues Problem hinzu: einerseits Energie zu sparen, und gleichzeitig andererseits Straßen und Orte auch nachts zu beleuchten, damit die Passanten sich sicherer fühlen können – zum Beispiel im Sportpark.
Auch stets ein viel diskutiertes Thema: die Stadtsauberkeit. Um die zu verbessern, werde aktuell ein Konzept erarbeitet, sagt Schmitt. Zudem soll, so ist aus dem Präventionsrat zu hören, mit dem DLB ein Beschwerdemanagement-System eingeführt werden, mit dem die Bürger Mängel direkt an die Verwaltung melden können.
Und: „Für die Jugendlichen sollen in der Stadt Plätze geschaffen werden, an denen sie sich treffen können, ohne dass es zu Konflikten mit beispielsweise Anwohnern kommt“, berichtet das Trio.
Auch ganz konkrete Aufgaben seien formuliert worden: „Zum Beispiel sollen die öffentlichen Parks und Plätze häufiger kontrolliert werden“, berichtet das Trio gestern. Prüfen lassen soll die Stadt zudem die Installation einer Videoüberwachung auf der Rückseite der Hugenottenhalle, in der dunklen Ecke am Bühnenausgang.
Schmitts Fazit in Sachen KOMPASS: „Wir sind trotz mancher Einschränkung durch Corona in dem Projekt schon recht weit gekommen und wollen nun die nächsten Schritte gehen und diese gemeinsam mit dem Präventi-onsrat der Stadt verstetigen.“
Im nächsten Jahr wolle man noch mehr maßgeschneiderte Konzepte für die unterschiedlichsten Zielgruppen umsetzen, um die Sicherheit zu erhöhen: „Wir wollen in Neu-Isenburg das Thema Sicherheit aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchten und gezielte weitere präventive Angebote aufsetzen“, sagt Schmitt. Dazu soll es gezielte Begehungen geben.
Freiwilliger Polizeidienst
Von guten Erfahrungen mit den sogenannten Freiwilligen Polizeihelfern berichten Stadt und Polizei. Seit August 2004 sind sie ununterbrochen im Einsatz. Zehn Polizeihelfer haben seitdem tagsüber Schulen, Kitas, Spielplätze und Parkanlagen im Blick oder laufen routinemäßig Streife durch Wohngebiete in Neu-Isenburg, rund um das IZ, in Zeppelinheim und Gravenbruch. Ihr Motto: „Präsenz zeigen, beobachten und melden“, um so das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu erhöhen. Seit 2021 verstärken Stephan Mwathi, Nora Graf und Ingemar Reif das Team. Luigi Menga wurde 2021 für seinen zehnjährigen Einsatz geehrt. 2021 fanden die Einsätze des Freiwilligen Polizeidienstes wegen der pandemischen Entwicklung nur eingeschränkt statt. Insgesamt waren sie an 84 Tagen 730 Stunden unterwegs. 2022 wurden bis jetzt laut Magistrat bereits mehr als 1200 Stunden geleistet. hov
Ein konkretes Beispiel nennt Marburger: „Um den Schulweg für Kinder noch sicherer zu gestalten, sollen zum nächsten Schuljahr in die städtischen Schulwegpläne die Kindernotinseln ergänzt werden.“ 83 Unternehmen beteiligen sich an dem Notinsel-Projekt und bieten Kindern Zufluchtsorte an, wenn sie sich bedroht fühlen oder Hilfe benötigen. Diese wichtige Offerte gelte es, noch bekannter zu machen.
Von Barbara Hoven