Stadtfotografin 2022: Kamila Utiukova hat einen besonderen Blick auf Neu-Isenburg

Das Forum zur Förderung von Kunst und Kultur präsentiert die Stadtfotografin für 2022. Mediendesignerin Kamila Utiukova streift ein Jahr lang mit ihrer Kamera durch die Hugenottenstadt.
Neu-Isenburg – „Es war eine schwere Auswahl, wir brauchten einen sehr großen Tisch, um uns all die Fotografien anzuschauen“, sagt Kati Conrad, Mitglied der Jury des Forums zur Förderung von Kunst und Kultur in Neu-Isenburg (FFK). Nein, leicht haben es sich Vorstandsmitglied Conrad, Kunsthistoriker Marco Thoms und Gastjurorin und Fotografin Sabine Eggers nicht gemacht – aber die Wahl der neuen Stadtfotografin für das Jahr 2022 war dann doch sehr eindeutig: Utiukova ist Mediendesignerin mit koreanischen Wurzeln, in Belarus geboren und aufgewachsen und hat in Litauen studiert. Sie wird die Stadt vor ihre sensible Linse nehmen. Die junge Frau lebt erst seit September in Neu-Isenburg und ist der Liebe wegen in die Hugenottenstadt gezogen – ihr Mann ist Isenburger.
Die ersten Entwürfe, mit denen sich Kamila Utiukova als Stadtfotografin beworben hat, sind überaus spannend. Sie zeigt auf ihren Fotografien Ecken ihrer neuen Heimat, die die Neu-Isenburger vielleicht noch gar nicht auf diese Weise betrachtet haben. Es sind zumeist Schwarz-Weiß-Fotos, manche fast schon als düster zu beschreiben, aber sie fängt eine besondere Magie ein. Wie die Baumreihe im Sportpark in den Nachtstunden, die kuschelige Leere des Lidl-Parkplatzes am letzten Tag des Jahres in der Silvesternacht oder die Schatten eines Baumes an einer Hauswand.
„Die Fotos haben uns sehr gut gefallen, weil sie einfach anders sind. Künstlerisch sehr gut, immer ästhetisch, aber sie haben nicht den Anspruch, jedem zu gefallen“, ist Marco Thoms fasziniert von den Arbeiten. „Kamila hat eine Außensicht auf unsere Stadt und wird uns mit ihren Fotografien Orte zeigen, die wir so vielleicht noch gar nicht wahrgenommen haben.“
Die Wahl ist auch auf die Mediendesignerin aus Weißrussland gefallen, weil die Situation gerade so ist, wie sie ist: „Kaum scheint die pandemische Lage unter Kontrolle, beginnt in Europa ein Krieg. Unsere Gesellschaft scheint nahtlos von einer Krise in die nächste zu geraten“, sagt Kati Conrad. Kamila Utiukova sieht Menschen mit psychischen Erkrankungen immer mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Sie möchte Neu-Isenburg durch den romantisch-dystopischen Blick eines introvertierten Menschen zeigen. Besonders Einsamkeit und Stille haben es ihr angetan, sie wird die Stadt nachts und in den Morgenstunden erkunden. „Wir haben sonst mit den Stadtfotografen immer einen gewissen dokumentarischen Ansatz verfolgt – das wird in diesem Jahr nicht so sein“, sagt Conrad. „Es ist ein sehr spannendes, ruhiges Annähern an unsere Stadt. Wir freuen uns sehr auf die Ergebnisse der Bilder von Kamila.“
Kamila Utiukova wird nicht die Feste und Menschenmengen in ihr Visier nehmen, beides mag sie nicht sonderlich. Dafür liebt sie die Bäume in Deutschland, die sie als so kunstvoll und beständig beschreibt. Sie ist überrascht, wie viele von ihnen im Isenburger Stadtbild ihren Platz gefunden haben, wie viele Bäume mitten in den Straßenzügen leben. „Es werden sehr persönliche Fotos“, ist Kati Conrad überzeugt. Die Arbeiten werden dann im kommenden Jahr unter dem Titel „My Darkest Hour“ öffentlich gezeigt.
Mit der Präsentation seiner Bilder ist jetzt aber erst einmal der Stadtfotograf von 2021 dran. Daniel Falke zeigt die Fotografien unter dem Titel „Das neue Normal“ in einer Ausstellung im Stadtmuseum Haus zum Löwen. Ein Jahr lang dokumentierte er in der Pandemie, wie die Menschen in Neu-Isenburg mit der Krise umgehen. Die Bilder zeigen, wie sich der Alltag verändert hat, was Probleme bereitete und welche kreativen Lösungen die Isenburger gefunden haben.
Die Vernissage ist am Donnerstag, 10. März, um 19 Uhr im Stadtmuseum in der Löwengasse 24. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen und es gilt die 2G-Plus-Regel.
Von Nicole Jost

