Parkwatcher

Ständig Ärger um Knöllchen an Tankstelle im Kreis Offenbach

Das Unternehmen Parkwatcher überwacht die Aral-Tankstelle in Neu-Isenburg – und verteilt dort eifrig Knöllchen. Darüber ärgern sich Kunden und Pächter.

Neu-Isenburg – Auf dem Grundstück der Aral-Tankstelle in der Friedhofstraße in Neu-Isenburg (Kreis Offenbach) ist viel Bewegung. Werktags herrscht zwischen 6 und 22 Uhr ein Kommen und Gehen. Morgens um kurz nach 6 Uhr treffen sich in der Ecke, wo die Staubsauger-Automaten stehen, zig Handwerker, um gemeinsam in Kleinbussen zu Baustellen zu fahren. Auf dem Areal wird es manchmal eng, Parkplätze sind rar.

Autos dürfen nur kurz und auch nur von Nutzern der Tankstelle abgestellt werden, sonst gibt’s ein Knöllchen. Und das kommt häufig vor. „Zu Unrecht“, sagen viele und sprechen von Abzocke durch das Unternehmen Parkwatcher.

Auf dem Areal der Tankstelle in der Friedhofstraße erhalten viele Autofahrer Knöllchen, obwohl sie sich nach eigenen Aussagen korrekt verhalten haben.

Aral-Tankstelle in Neu-Isenburg: Hanauer Unternehmen Parkwatcher überwacht komplettes Areal

An Videokameras auf dem Hof von Tankstellen haben sich alle gewöhnt. Mit den Aufzeichnungen wollen die Pächter Autokennzeichen erkennen und festhalten, wer Benzin tankt und ohne zu bezahlen verschwindet. An der Tankstelle in der Friedhofstraße befinden sich allerdings mehr Videokameras als gewöhnlich. Das Unternehmen Parkwatcher aus Hanau überwacht im Auftrag des Tankstelleninhabers das komplette Areal und achtet penibel darauf, wer sein Fahrzeug abseits der Zapfsäulen falsch oder zu lange parkt.

Kurz den Wagen abstellen, um den Reifendruck zu checken, um im Shop Blumen, Zigaretten, Zeitungen oder etwas anderes zu kaufen, das ist kein Problem. Doch wenn jemand aus dem Auto steigt und nicht zur Kasse geht, sondern das Grundstück verlässt, dann geht bei den Überwachern von Parkwatcher sozusagen die rote Warnlampe an. Blaue Hinweistafeln an der Tankstelle informieren darüber, dass bei einer vertragswidrigen Nutzung der gesamten Privatfläche eine Strafe von mindestens 30 Euro erhoben wird.

Knöllchen in Neu-Isenburg: Widerspruch einlegen äußerst schwierig und fast unmöglich

Kunden der Tankstelle berichten unserer Zeitung, dass sie ein Knöllchen erhalten hätten, obwohl sie nur kurz zum Einkaufen im Shop gewesen seien. Ein Leser erzählt, er habe sein Motorrad für einen Moment auf einer schraffierten Fläche der Tankstelle abgestellt, um im Shop etwas zu holen und habe danach von Parkwatcher einen Strafzettel über 40 Euro erhalten. Dagegen Widerspruch einzulegen, das sei nur über die Homepage www.parkwatcher.de möglich, ein äußerst schwieriger Prozess und fast unmöglich, klagt der verärgerte Motorradfahrer aus Neu-Isenburg.

Das Unternehmen baut keine Brücken zu „Falschparkern“ oder Geschäftspartnern. Der Kontakt ist schwierig. Nur zwei Stunden am Tag sollte unter einer Telefonnummer, die man auf der Homepage erst nach mehreren Klicks entdeckt, jemand zu erreichen sein. Fehlanzeige. Kein Mensch zu sprechen. Auf mehrere Mails der Redaktion mit der Bitte um Rückmeldung oder Anruf bei unserer Zeitung reagiert niemand.

Das sind Hessens meistbefahrene Straßen

Laut Bundesanstalt für Straßenwesen ist die A3 (hier am Flughafen Frankfurt) die Autobahn, mit der im vergangenen Jahr am meisten befahrenen Stelle in Hessen. Die BASt misst jedes Jahr an verschiedenen Stellen die Anzahl der durchfahrenden Pkws.
Platz eins der meistbefahrenen Stellen in Hessen belegte laut BASt im vergangenen Jahr die A3 bei Heusenstamm (Landkreis Offenbach). Über 148.000 Fahrzeuge (ausgenommen den Schwerverkehr) fuhren hier in 2021 täglich durch.
Auch zwischen dem Frankfurter Kreuz und der Ausfahrt Frankfurt am Main Süd ist die A3 eine viel befahrene Straße.
Platz zwei der meistbefahrenen Stellen in Hessen belegte 2021 laut BASt die A5 zwischen dem Bad Homburger Kreuz und dem Nordwestkreuz Frankfurt auf.  Mehr als 132.000 Fahrzeuge kamen hier im vergangenen Jahr jeden Tag vorbei.
Das sind Hessens meistbefahrene Straßen

Aral-Tankstelle in Neu-Isenburg: Beschwerden über das rigorose und „falsche Vorgehen“

In den sozialen Medien häufen sich die Beschwerden über das rigorose und „falsche Vorgehen“ für die Aral-Tankstelle in der Friedhofstraße. Parkwatcher wirbt auf seiner Homepage, dass „freie Parkplätze mehr Umsatz“ bringen und weist potenzielle Kunden darauf hin: „Von Fremdparkern blockierte Parkplätze kosten Unternehmen bis zu 75 Prozent des Umsatzes.“

„Wenn man an dieser Tankstelle Luft kontrolliert, bekommt man einen Strafzettel von 40 Euro. Unter dem Deckmantel der Kundenparkplatz-Behinderung soll man hier abgezockt werden“, schreibt ein User und kündigt an: „Ich war mindestens drei Mal die Woche an dieser Tankstelle Kunde, das hat sich von nun an erledigt.“ Ein anderer teilt im Internet mit, er habe trotz Tankquittung ein Knöllchen von 40 Euro bekommen.

Jemand, der für knapp 70 Euro getankt und sein Auto kurz abgestellt hat, berichtet ebenfalls von einen „Parkticket“. Nach mehrmaligen Versuchen, das Problem mit der Geschäftsleitung persönlich und auch schriftlich zu klären, „habe ich während des Wartens auf Antwort ein Inkassoschreiben in Höhe von über 100 Euro bekommen.“

Ärger mit Parkwatcher: Ein Fachanwalt kritisiert die Praktiken zur Parkraumbewirtschaftung. Das Unternehmen dementiert die Vorwürfe.

Rubriklistenbild: © air

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