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Unterstützung bei Neu-Isenburger Speisekammer immer willkommen

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Von: Barbara Hoven

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Jeden Freitagmorgen geben die Ehrenamtlichen in den Räumen von St. Josef in der Kirchstraße Lebensmittel an Bedürftige aus – vor Corona, als dieses Bild entstand, noch ohne Maske, inzwischen natürlich mit Maske.
Jeden Freitagmorgen geben die Ehrenamtlichen in den Räumen von St. Josef in der Kirchstraße Lebensmittel an Bedürftige aus – vor Corona, als dieses Bild entstand, noch ohne Maske, inzwischen natürlich mit Maske. © -Postl

Seit 16 Jahren versorgt die Speisekammer – Neu-Isenburgs Pendant zur Lebensmittelsammelinstitution Tafel – in den Räumen der Kirchengemeinde St. Josef bedürftige Menschen mit Essen. Doch hinter dem Team liegen schwierige Monate. Viel Energie war nötig, um trotz Pandemie den Betrieb aufrecht zu erhalten. Nun wollen die Ehrenamtlichen vor Weihnachten den Tafelkunden auch in diesem Jahr eine zusätzliche Freude machen.

Mit Maria Sator-Marx, der Leiterin der Speisekammer, haben wir über die aktuelle Versorgungssituation gesprochen und darüber, was sie sich noch wünscht.

Frau Sator-Marx, seit vielen Monaten befindet sich die Speisekammer in einer so noch nie da gewesenen Situation. Wie wirkt sich die Pandemie auf Ihre Arbeit aus?

In den ersten Monaten der Pandemie haben wir für die Kunden Taschen gepackt. Seit Juni 2020 haben wir ein spezielles Hygienekonzept erarbeitet und mit dem Ordnungsamt der Stadt Neu-Isenburg abgesprochen. Im Gegensatz zu den anderen Lebensmittelausgaben und Tafeln im Umkreis haben wir durchgängig jede Woche einmal Lebensmittel ausgegeben, das heißt keine Pause eingelegt. Darauf sind wir schon ein wenig stolz.

Wie ist Ihnen und Ihren Mitstreitern das gelungen? Und welche Herausforderungen hatten Sie zu meistern?

Die Kundinnen und Kunden müssen im Freien anstehen und werden einzeln aufgerufen. Erstaunlicherweise hat es seit März 2020 erst drei Mal an einem Freitag geregnet, da haben die KundInnen in der Kirche Platz genommen und gewartet, bis wir sie aufgerufen haben. Um die Wartezeiten besser einschätzen zu können, wissen die KundInnen, dass ab 8.30 Uhr Ältere und Beeinträchtigte bedient werden. Für die Jüngeren sind, auch wenn sie erst gegen 10.30 Uhr kommen, noch immer genügend Waren vorrätig. Wir haben mit dem Ärzteteam um Dr. Thomas Trepels Impftermine in St. Josef organisiert, damit alle KundInnen, die dies wünschten, zweimal geimpft werden konnten. Im Moment organisieren wir einen Booster-Termin im Dezember.

Welche Personen kommen zur Speisekammer – und sind es seit Corona mehr Kunden geworden?

In die Speisekammer kommen Menschen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld oder Hartz IV haben, und Menschen mit geringen Renten. Wir registrieren die KundInnen mit Adresse wegen der Kontaktverfolgung, kontrollieren die entsprechenden amtlichen Bescheide und halten jede Woche neue Masken bereit. In den letzten Wochen haben sich zusätzliche KundInnen angemeldet.

Hessischen Tafeln fehle es derzeit an frischem Obst und Gemüse, ist dieser Tage vom Landesverband zu hören. Geht es der Speisekammer ähnlich?

Es ist jede Woche spannend, welche Waren wir auspacken dürfen. Dank unseres Spendenkontos können wir Obst, Gemüse und andere Waren bei Bedarf zukaufen.

Sie sind auf Spenden von Geschäften oder Supermärkten angewiesen. Ist es schwieriger geworden, hierfür neue Partner zu gewinnen – oder alte bei der Stange zu halten?

Das Personal in den einzelnen Märkten wechselt, wir müssen uns also immer wieder neu vorstellen und bekannt machen. „Lebensmittelretter“ und „Hilfsorganisationen“ aus anderen Städten und Gemeinden kommen uns auch immer mal wieder in die Quere.

Die Arbeit der Speisekammer funktioniert nur dank ehrenamtlicher Helfer und viele Vereine haben Probleme, Menschen für ein Ehrenamt zu gewinnen. Unter anderem, weil sich kaum noch jüngere Leute dafür finden, hat die Oase in Obertshausen kürzlich die Arbeit eingestellt. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Neu-Isenburg ist eine besondere Stadt, immer wieder rufen Menschen in der Gemeinde St. Josef oder bei mir zu Hause an und bieten ihre Hilfe an. Es sind auch viele jüngere Menschen dabei, die im Rahmen von Kurzarbeit in der Pandemie ihre Hilfe angeboten haben. Durch die Pandemieauflagen können wir gar nicht alle, die freitags die Lebensmittel ausgeben wollen, einsetzen. Wir freuen uns, wenn Hilfe angeboten wird, gerade auch Fahrerinnen und Fahrer, die donnerstags die Waren abholen, werden immer gebraucht. Teilweise müssen dabei schwere Lasten bewegt werden.

Was ist aus der Suche nach neuen, größeren Räumlichkeiten für die Speisekammer geworden?

Wir haben keine geeigneten Räume gefunden, die unsere Situation verbessert hätten. Deshalb bleiben wir nun in den angestammten Räumen von St. Josef in der Kirchstraße, obwohl unsere Kunden und Kundinnen derzeit im Freien anstehen und warten müssen.

Alle Jahre wieder um diese Zeit pflegt die Speisekammer die Tradition der Weihnachtsgeschenke für ihre Kunden. Was ist diesbezüglich in diesem Jahr geplant? Oder, anders gefragt: Mit welcher Art von Spenden können die Isenburger am besten helfen, was können die Bürger tun?

Alle Jahre wieder freuen wir uns über Kaffee, gemahlen und in Bohnen, über schwarzen Tee, Windeln, Shampoo, Duschgel, Waschpulver und Bodylotion. Und wir sind immer auch auf Geldspenden angewiesen und hoffen, dass es Firmen und Einzelspender gibt, die unsere Arbeit unterstützen. Denn wir können sicherstellen, dass unsere Gaben bei den Hilfsbedürftigen vor Ort ankommen.

Für eine zusätzliche Weihnachtsfreude

Zur Vorweihnachtszeit ruft die Speisekammer die Neu-Isenburger wieder dazu auf, Weihnachtspäckchen für ihre Kunden zu packen. In die Päckchen dürfen Kaffee, Tee und haltbare Lebensmittel, wie zum Beispiel Thunfisch, Eintöpfe in Dosen, Nudeln oder Reis. Besonders beliebt sind Toilettenartikel wie Shampoo, Duschgel, Körperlotion, Zahnpasta, Zahnbürsten und Waschmittel. Die Ehrenamtlichen der Speisekammer St. Josef wollen sie dann am letzten Ausgabetag vor dem Fest verteilen. Das Team der Speisekammer nimmt die Päckchen donnerstags zwischen 10 und 16 Uhr im Gemeindezentrum St. Josef in der Kirchstraße 20 entgegen. Fragen beantwortet auch Maria Sator-Marx unter Telefon 0172 6124088.

Auch über Geldspenden freuen sich die Ehrenamtlichen der Speisekammer St. Josef, die davon unter anderem die wöchentlichen Einkäufe frischer Lebensmittel finanzieren. Das Konto „Speisekammer St. Josef“ bei der Sparkasse Langen-Seligenstadt hat die IBAN DE18 5065 2124 0036 1223 07. Eine Spendenquittung kommt nach Team-Angaben umgehend.

Zum Schluss: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Speisekammer?

Unser größter Wunsch wäre, dass Einrichtungen wie die Speisekammer als Lebensmittelausgabe für bedürftige Menschen in einem wohlhabenden Land überflüssig wären, aber so wird es aus unterschiedlichsten Gründen wohl nicht kommen. Von daher sind wir realistisch und wünschen uns, dass es freitags nicht regnet, damit unsere KundInnen beim Warten nicht nass werden. Wir wünschen uns ausreichend engagierte HelferInnen für das Team der Speisekammer. Wir hoffen auf regelmäßige Spenden durch die ortsansässigen Lebensmittelhändler, Bäcker und Metzger und natürlich auch auf Geldspenden, um unsere Arbeit, unsere Ausstattung und unsere Fahrzeuge finanzieren zu können. Wie sicher alle Menschen wünschen wir uns ein Ende der Einschränkungen durch die Pandemie – auch, um unseren KundInnen wie früher ein Frühstück in der Wartezeit anbieten zu können.

Das Gespräch führte

Barbara Hoven

Improvisationstalent war zu Pandemiebeginn 2020 gefragt: Als die Kunden die Räume nicht mehr betreten durften, packte das Team um Maria Sator-Marx (links) und Doris Schleifer Taschen zum Abholen.
Improvisationstalent war zu Pandemiebeginn 2020 gefragt: Als die Kunden die Räume nicht mehr betreten durften, packte das Team um Maria Sator-Marx (links) und Doris Schleifer Taschen zum Abholen. © -Postl

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