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Nach 40 Jahren Engagement: Gerhard H. Gräber tritt kürzer

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Zum Abschied erhält Gerhard H. Gräber als kleines Dankeschön eine Torte von Bürgermeister Herbert Hunkel und Theo Wershoven. Seine Aufgabe als Sportcoach übernimmt Ayse Tschischka.  (c)Foto: hok
Zum Abschied erhält Gerhard H. Gräber als kleines Dankeschön eine Torte von Bürgermeister Herbert Hunkel und Theo Wershoven. Seine Aufgabe als Sportcoach übernimmt Ayse Tschischka. © hok

Neu-Isenburg - Er zählt zu den engagiertesten Bürgern in der Stadt und hat sich in den unterschiedlichsten Vereinen und Funktionen betätigt. Doch nun muss Gerhard H. Gräber auf Anraten seines Arztes kürzer treten. Für einen Posten gibt es auch schon eine Nachfolgerin. Neuer Sportcoach ist Ayse Tschischka. Von Holger Klemm

Sozialpate, Stadtkümmerer, Sportcoach, Integrationsbeauftragter des Schützenvereins, ehemaliger Fraktionschef der FDP, Erzähler beim Bembeltreff, Führer zur Stadtgeschichte, Heimatforscher, Dialektförderer, Schöffe, Alt hilft Jung-Unterstützer, Lotse beim Kreisprojekt „JOBfit interaktiv - Sport verbindet die Region“ - diese Liste ist beeindruckend und ließe sich fortsetzen. Seit mehr als 40 Jahren setzt sich Gräber für seine Stadt an den unterschiedlichsten Stellen ein. Doch nun legt er aus gesundheitlichen Gründen zahlreiche Posten nieder. Nur sein Vorstandsamt bei der Schützengesellschaft will er noch weiterführen.

Für sein langjähriges Engagement bedankten sich Bürgermeister Herbert Hunkel und Kultur- und Sportdezernent Theo Wershoven mit einer Torte. „Er hat schon fast alle Auszeichnungen und Ehrungen erhalten“, meinten beide zur Begründung für die süße Anerkennung. Dazu zählen unter anderem der Bundesverdienstorden, der Ehrenbrief des Landes Hessen und die Große Ehrenplakette der Stadt. Ein besonderes Augenmerk legte er in den vergangenen Monaten auf sein Amt als Sportcoach. Zwei Stellen dieser Art werden im Rahmen des Projekts „Sport und Flüchtlinge“ durch das hessische Innenministerium in Neu-Isenburg gefördert. Seit Anfang des Jahres vermitteln Gräber und sein Kollege Benjamin Friedrich Sport- und Bewegungsangebote für interessierte Neubürger.

Ziel des Projekts ist es, dauerhafte Strukturen zu schaffen, das Sportangebot zu koordinieren und zu einer Integration beizutragen.  „Gräber hat als Sportcoach Vorbildliches erreicht“, lobt Wershoven. In nur einem Jahr betreute er mehr als 80 Flüchtlinge und vermittelte 24 an Vereine, die meisten an den Schwimmclub, an den ITC und die Karateabteilung der TSG. Weitere kamen bei dem Kraftsportverein, der TSG-Gymnastikabteilung, dem Turnverein, dem Athletik-Sport-Club, dem Tischtennisclub, den Schützen und der Spvgg. 03 unter. Hoch im Kurs stünden bei den Neubürgern Schwimmen und Fußball. Dabei sei es gar nicht so einfach, beispielsweise 40 Interessierte in einen Verein und den Trainingsbetrieb unterzubringen, da die Kapazitäten meist begrenzt sind, berichtet er. Bei ein bis zwei Neubürgern sei dies schon einfacher. Aber die Vereine hätten mitgeholfen, möglichst viele aufzunehmen. Bei der Spvgg. 03 gibt es beispielsweise eine Hobbykicker-Gruppe. Gute Kicker würden dann in die regulären Mannschaften übernommen.

Doch es galt nicht nur, den Kontakt zu den Vereinen herzustellen, sondern auch zu den Neubürgern. So musste Gräber erstmal Adressen sammeln und diese - oft mehrmals - aufsuchen. Manchmal habe er auch mit der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit gerade bei den jungen Männern zu kämpfen gehabt, die das in ihren Herkunftsländern nicht gewohnt seien. Insgesamt ist Gräber zufrieden: „Die Hilfsbereitschaft der Isenburger Vereine ist groß. Zudem bietet das Programm einen sehr guten Ansatz, um Neubürger unkompliziert einzubinden und den zwischenmenschlichen Kontakt herzustellen.“

Mit der Arbeit mit Flüchtlingen ist seine Nachfolgerin Ayse Tschischka bestens vertraut. Seit September 2015 engagiert sie sich in der Flüchtlingshilfe und im Café Grenzenlos. Nach ihrer ersten Schulung als Sportcoach steht sie nun in den Startlöchern, Vorhaben anzuschieben. „Unsere Neubürger sollen unser Neu-Isenburg als ihre neue Heimat kennenlernen, unseren Staat als den ihren anerkennen und sich einbringen. Durch Sport kommt man schnell zusammen und schließt Freundschaften.“ Tschischka, die bestens vernetzt ist, weiß, wovon sie spricht. „Ich kam 1970 aus Istanbul nach Frankfurt und habe selbst erfahren, wie durch das Vereinsleben eine Integration möglich ist.“ Auch durch ihre Kinder habe sie enge Kontakte aufbauen können. In diesem Jahr wurde die Stadt ins Förderprogramm „Sport und Flüchtlinge“ des Landes aufgenommen und bekommt 24.000 Euro für Projekte. Die Sportcoaches erhalten eine kleine Aufwandsentschädigung.

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