1. Startseite
  2. Region
  3. Neu-Isenburg

Was 1100 Feuerwehrhelme zu erzählen haben

Erstellt:

Kommentare

Zur Schiffsbrandbekämpfung wurde dieser besondere, futuristisch anmutende Spezialhelm, wie ihn die Truppführer bei Royal Caribbean verwenden, eingesetzt. Er ist mit integriertem Lungenautomaten und Wärmebildkamera ausgestattet.
Zur Schiffsbrandbekämpfung wurde dieser besondere, futuristisch anmutende Spezialhelm, wie ihn die Truppführer bei Royal Caribbean verwenden, eingesetzt. Er ist mit integriertem Lungenautomaten und Wärmebildkamera ausgestattet. © 5Vision News

Angefangen hat alles 1994. Frank Burger war damals mit dem Motorrad in Kroatien unterwegs. Dort wurde der Neu-Isenburger Feuerwehrmann Zeuge, wie seine Kollegen einen ganzen Karren Feuerwehrhelme entsorgten, weil das jugoslawische Emblem veraltet war. Ein Exemplar schenkten sie dem deutschen Brandschützer. Es sollte das erste Stück einer beeindruckenden, außergewöhnlichen Sammlung werden: Inzwischen besitzt Burger 1100 Feuerwehrhelme aus aller Welt.

Neu-Isenburg - Ein raumintensives Hobby. Vor allem, wenn man es mit einer solch großen Begeisterung wie Burger und über fast drei Jahrzehnte betreibt. Lange hatte der Isenburger nach einem passenden Platz dafür gesucht – und ihn sich schließlich selbst geschaffen: In seinem Privatmuseum in der Ludwigstraße 4 – in einem eigens dafür errichteten Anbau an sein Elternhaus – kann man auf 140 Quadratmetern Exemplare aus 115 Ländern betrachten.

Der 52-Jährige gibt einen Einblick in die Entwicklung und Unterschiede der Helme, sein ältester ist von 1830. Aber zum Beispiel auch ein Helm der Pariser Feuerwehr von 1852 und, im Vergleich, ein aktueller Helm derselben Feuerwehr aus dem Jahr 2020 sind zu sehen.

Zumal da noch dieser spezielle, weitere Auslöser für seine Sammelleidenschaft war. „Als Kind habe ich mir immer die Serie ‘Kampfstern Galactica’ angeschaut“, erzählt er. „Da gab es die Zylonen.“ Deren Kopfbedeckungen sahen so ähnlich aus wie die Feuerwehrhelme der Franzosen. Einen solchen wollte Frank Burger deshalb unbedingt haben. Des Weiteren findet man in den Regalen und Vitrinen heute Modelle aus Korea, Italien, USA, aus Schottland, von den Philippinen, aus Singapur. Nicht überall ist er selbst gewesen, manche Helme hat er gekauft oder getauscht.

Schon als Kind entdeckt Burger auch seine Liebe zur Feuerwehr. Er wohnte in der Nähe der Wache und fuhr mit seinem Fahrrad, damals noch mit Stützrädern, den Feuerwehrautos nach. Er wollte schauen, was sie für einen Einsatz haben. Seit seinem 14. Lebensjahr ist er aktiv in der Isenburger Wehr, damals noch in der Jugendfeuerwehr. Heute ist er einer von rund 120 aktiven Freiwilligen, auch hauptberuflich arbeitet er für die Feuerwehr Neu-Isenburg.

„Am Anfang war es der Helm, dann wurde es viel mehr: Es sind viele Urlaubserlebnisse und Freundschaften entstanden“, sagt Burger. Das Hobby bringt ihn mit Feuerwehrkollegen weltweit in Kontakt. Die meisten Helme nimmt er persönlich entgegen. Dafür betreibt er Recherche, nimmt Kontakt zu den Feuerwehren auf und plant dann seine Reise zu der Zielfeuerwehr. Seine Frau und Kinder unterstützen ihn dabei, die Reisen sind der gemeinsame Familienurlaub. Auch gab es Besuch von Feuerwehrkollegen aus Korea, die ihm nicht nur einen Helm, sondern auch eine Uniform mitbrachten. Die Helme im Museum unterscheiden sich auch im Aufbau, sie sind auf verschiedene Einsatzsituationen spezialisiert. Auch Helme von Polizei, Bergwacht und Wasserrettung sind Teil der Ausstellung. Zu fast allen Exemplaren hat Frank Burger intensive Recherche betrieben und Informationen zu deren Geschichte – auf über zwei Seiten pro Helm – zusammengefasst.

So manches Exemplar möchte der Fachmann im Ernstfall aber nicht auf dem Kopf haben. Der Helm aus Vietnam etwa erinnert eher an einen Tropenhut – Schutz vor Verletzungen bietet er nicht.

Das Museum ist auf beiden Etagen anschaulich gestaltet, Burger legt viel Wert darauf, dass es auch rund um die Helme schön aussieht. So hat er im Keller um die Vitrinen die Optik einer alten Sandsteinwand geschaffen, da diese besser zu den alten Helmen passt. Und wer glaubt, sich an einem normalen Treppengeländer festzuhalten, der irrt: Statt eines üblichen Handlaufs gibt’s einen speziell verstärkten Feuerwehrschlauch.

Bei den amerikanischen Helmen findet man eine Leinwand zum Gedenken an die 343 verstorben Helfer vom 11. September 2001. Einen Ehrenplatz im Museum hat auch eine Lampe, die einst Burgers verstorbener Isenburger Feuerwehrkollege Ulrich Müller aus vier Helmen gebaut hatte. Das Unikat habe früher in der „Florian-Stube“, dem Treffpunkt auf der Isenburger Wache gehangen, erzählt Burger.

Viel Platz ist zwar schon jetzt nicht mehr im Museum, aber der Sammler betreibt sein Hobby weiter mit Leidenschaft: Helme aus Land Nummer 116 und 117 sind schon eingetroffen, noch tüftelt Burger aber an der Beschriftung der nächsten Exponate aus Trinidad und Tobago sowie aus Myanmar.

Zum Museumsbesuch

Wer „Franks Welt der Feuerwehrhelme“ in der Ludwigstraße 4 besuchen möchte, kann einen Termin direkt mit Frank Burger vereinbaren unter Tel. 06102 787961 oder per E-Mail an franks@welt-der-feuerwehrhelme.de. Eintritt erhebt der Isenburger nicht, Spenden sind willkommen.

Von Andreas Köhler

Sogar eine Lampe aus Helmen, die einst Frank Burgers verstorbener Feuerwehrkollege Ulrich Müller konstruierte, hat einen Ehrenplatz im Museum bekommen. Zuvor hing sie in der „Florian-Stube“ auf der Neu-Isenburger Wache.
Sogar eine Lampe aus Helmen, die einst Frank Burgers verstorbener Feuerwehrkollege Ulrich Müller konstruierte, hat einen Ehrenplatz im Museum bekommen. Zuvor hing sie in der „Florian-Stube“ auf der Neu-Isenburger Wache. © 5Vision News

Auch interessant

Kommentare