Wasser wird wieder etwas wärmer

Es gab einen kleinen Aufschrei in der Stadt Neu-Isenburg, als die Stadtwerke im vergangenen Jahr im Spätsommer ankündigten, für die Wintersaison die Wassertemperaturen im Hallenbad wegen der Energiekrise und den notwendigen Einsparungen um zwei Grad zu senken und den Warmbadetag zu streichen. „Es sind nicht so viele Menschen, die sich darüber beschweren, aber die, die es tun, sind sehr laut“, sagt Erster Stadtrat und Stadtwerke-Aufsichtsratsmitglied Stefan Schmitt.
Neu-Isenburg - Für die Winterschwimmer hat Stadtwerke-Geschäftsführer Kirk Reineke nun gute Nachrichten: Der Aufsichtsrat hat beschlossen, dass das Wasser ab dem 1. April – also noch in der laufenden Saison – wieder um ein Grad wärmer wird. Das Schwimmerbecken hat künftig 27 Grad, das Lehrschwimmbecken 29 Grad und im Planschbecken wird die Temperatur 31 Grad betragen. Der Warmbadetag bleibt gestrichen.
„Richtige Entscheidung“
Auch wenn es Kritik gab, für Reineke war die Temperaturregulierung die richtige Entscheidung. „Wir heizen mit Gas, wir haben in den Vorjahren fünf Millionen Kilowattstunden verbraucht, das ist schon ganz schon viel“, so der Stadtwerke-Chef.
Die Verringerung der Temperatur war nicht die einzige Lösung, auch technisch haben die Schwimmbad-Mitarbeiter Optimierungen vorgenommen.
Das war erfolgreich: „Wir haben die Zielvorgabe der Bundesregierung, 25 Prozent des Energieverbrauchs zu reduzieren, deutlich übertroffen. Von Mitte September bis Ende Dezember wurden im Hallenbad rund 700 000 kWh Erdgas eingespart. Das sind mehr als 40 Prozent weniger im Vergleich zu den Vorjahren“, ist Reineke zufrieden. Die Einsparung entspricht ungefähr dem Jahresverbrauch von 28 Einfamilienhäusern, rechnet er vor.
Vergleichbare Messergebnisse
Da auch die Fachleute jetzt nicht genau wissen, welche Maßnahme welchen Effekt gebracht hat (Temperaturdrosselung und technische Veränderungen), wird die Temperatur jetzt um ein Grad erhöht. „Damit haben wir vergleichbare Messergebnisse“, betont Reineke. Diese Informationsgewinnung ist wichtig für die Planung der nächsten Hallenbadsaison, um dann möglicherweise mit einer stufenweisen Absenkung der Wassertemperaturen auf eine kritische Gasversorgungslage reagieren zu können. „Denn wir wissen nicht, was passiert, es muss nur eine Störung kommen, wie beispielsweise ein Ausfall einer Gasplattform in Norwegen oder Stürme im Atlantik, und wir haben möglicherweise ein Problem“, so Reineke.
Der Warmbadetag bleibt weiter ausgesetzt. Der Gasverbrauch ist für die Anhebung um zwei Grad doppelt so hoch wie an normalen Tagen. Auch dafür hat der Geschäftsführer einen anschaulichen Vergleich: Die Warmbadetage verfeuern in einem Monat soviel Gas wie ein Zwei-Familien-Haus in einem ganzen Jahr. „Es geht in dieser ganzen Diskussion nicht darum, für die Stadtwerke Geld zu sparen. Das Schwimmbad ist ohnehin mit rund zwei Millionen Euro ein Zuschussgeschäft“, so Reineke. Es gehe vielmehr darum, im Sinne der Umwelt Energie zu sparen und nachhaltig zu wirtschaften.
Erfreuliche Besucherzahlen
Die Neu-Isenburger Schwimmbäder erfreuen sich größter Beliebtheit: 2022 hatten die Stadtwerke im Hallen- und im Freibad insgesamt 190 000 Badegäste. „Das war ein gutes Jahr für uns“, bilanziert Denis Dörschug, Betriebsleiter der Bäder. Die Vor-Pandemie-Zahlen (2019: 242 000 Besucher) haben sie damit noch nicht wieder erreicht, aber im April stand das Bad auch noch unter der 3G-Regel. Der Trend geht damit deutlich aufwärts. Ganz besonders freut sich der Stadtwerke Chef Kirk Reineke über viele überdurchschnittlichen Bewertungen, die das Waldschwimmbad bei Google bekomme. njo
Von Nicole Jost