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Massiver Anstieg bei Fluglärm im Kreis Offenbach befürchtet – Kommunen wollen sich wehren

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Von: Holger Klemm

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Gegen den Probebetrieb des Anflugverfahrens Segmented Approach wenden sich 15 Kommunen. Dazu zählt auch Neu-Isenburg. (Symbolfoto)
Gegen den Probebetrieb des Anflugverfahrens Segmented Approach wenden sich 15 Kommunen. Dazu zählt auch Neu-Isenburg. (Symbolfoto) © Jan Woitas/dpa

Gegen die Pläne des Flughafens in Frankfurt wollen sich nun 15 Kommunen wehren. Sie haben schlimme Befürchtungen.

Kreis Offenbach – 15 Kommunen rund um den Flughafen wehren sich weiter gegen das Anflugverfahren Segmented Approach, das seit 1. März 2021 in mehreren Phasen im Probebetrieb am Flughafen getestet wird. Bei einer Übernahme in den Regelbetrieb befürchten sie eine weitere Verlärmung. Die Betroffenen haben eine Resolution erarbeitet und kündigen Rechtsmittel an. Zudem wurde gestern ein Schreiben an die zuständige Fluglärmkommission verschickt.

Zu der Gruppe gehören Städte und Gemeinden aus den Kreisen Offenbach, Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und Mainz-Bingen. Aus dem Kreis Offenbach sind das neben Neu-Isenburg auch Heusenstamm, Dietzenbach, Hainburg, Mainhausen, Obertshausen, Rödermark, Rodgau und Seligenstadt. In einer Resolution wird der Segmented Approach abgelehnt, weil eine deutliche Lärmzunahme zu erwarten ist – bei einer sehr geringen Entlastung von Städten wie Offenbach und Mainz.

Lärm im Kreis Offenbach: Kommunen wollen sich gegen Fluglärm wehren

Als nächster Schritt werden nun Rechtsmittel gegen den Probebetrieb, der in einer zweiten Phase weitergeführt wird, eingelegt. Als Muster-Klägerinnen treten Heusenstamm, Neu-Isenburg und Rüsselsheim auf. Vertreten werden sie von Rechtsanwalt Thomas Mehler von der Kanzlei Haldenwang aus Frankfurt. Ziel ist es, den Probebetrieb zu stoppen und so die mit dem Anflugverfahren einhergehende Lärmverschiebung zu Lasten der 15 Kommunen schnellstmöglich zu unterbinden.

„Wir vertreten rund 350 000 Bürgerinnen und Bürger mitten im Rhein-Main-Gebiet“, sagt Heusenstamms Bürgermeister Steffen Ball im Namen der 15 Kommunen. Bislang konnten deren Bedenken nicht ausgeräumt werden. Deshalb sei es nur konsequent, jetzt gerichtliche Schritte gegen den erweiterten Probebetrieb einzuleiten.

Fluglärm im Kreis Offenbach: Neu-Isenburgs Bürgermeister wird deutlich

„Unserer Meinung nach überwiegen die Nachteile eindeutig die geringfügigen Vorteile“, betont Neu-Isenburgs Bürgermeister Dirk Gene Hagelstein. Er kann nachvollziehen, dass Städte wie Offenbach und Mainz den Segmented Approach befürworten. Selbstverständlich seien auch die 15 Kommunen ebenfalls für eine Reduzierung des Fluglärms, aber nur, wenn alle davon profitieren, so Hagelstein.

Nach Meinung der 15 Kommunen ist ein ganztägiger Probebetrieb rechtswidrig, da dieser von der Rechtsordnung nicht abgedeckt sei. Zu den Hauptargumenten zählt, dass der Segmented Approach neue Betroffene in Gebieten schaffe, die vorher in den meisten Fällen noch nicht oder wenig unter Fluglärm zu leiden hatten. Diese Neubetroffenen hätten nicht die Möglichkeit, passiven Lärmschutz zu beantragen. Die gesundheitsrelevanten Faktoren wie „nächtliche Aufwachreaktionen“ würden zunehmen.

Eine geringe Lärmentlastung, wie beispielsweise für Offenbach prognostiziert, werde von der Bevölkerung nicht wahrgenommen. Eine isolierte Betrachtung des Fluglärms decke nicht die tatsächliche Belastung durch weitere Lärmimmissionen ab. „Bereits bestehender Schienen- und Straßenlärm verlärmt schon jetzt weite Bereiche unserer Wohngebiete“, schreiben die Kommunen.

Kreis Offenbach: Kommunen wollen gegen Fluglärm vorgehen und kritisieren Segmented Approach

Für sie sei der Segmented Approach zudem nicht fliegbar. In der zweiten Phase des Probebetriebs würden erste Ergebnisse zeigen, dass bei zunehmendem Verkehr und paralleler Abhängigkeit der Landebahnen nur eine geringe Zahl der Anflüge so abgewickelt werden können. Befürwortet werden dagegen verstärkte Anstrengungen des aktiven Schallschutzes wie ein steileres Anflugverfahren.

Seit dem Start des Probebetriebs 2021 stehen die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in einem intensiven Austausch. Obertshausens Bürgermeister Manuel Friedrich bedankt sich für die Solidarität und das gemeinsame Handeln zum Schutz der betroffenen Bevölkerung. (hok)

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