Wünsche der Breitensportler

Die Hugenottenstadt ist als „Sportstadt“ weit über ihre Grenzen hinaus bekannt und angesehen. Doch Neu-Isenburg wächst und damit soll das sportliche Angebot entsprechend „mitwachsen“. Deshalb wird an einem Konzept zur Sportstättenentwicklung gearbeitet. Nun gab es im Rathaus einen Workshop zur abgeschlossenen Befragung zum Breitensport – mit überraschenden Erkenntnissen.
Neu-Isenburg - Die Stadt hat sich das ISE (Institut für Sportstättenentwicklung) an die Seite geholt. Auf der Basis von bereits vorhandenen Angeboten und den Wünschen aus der Bevölkerung will das ISE ein bedarfsgerechtes Konzept für die Zukunft vorlegen.
Die Sportstättenerfassung und deren Auslastung sind bereits erfolgt, ebenfalls Workshops mit Leistungssportlern und Vereinen. Jetzt folgte, nach dem Abschluss einer Online-Umfrage, der letzte Workshop zum Breitensport. Allerdings waren nur wenige Interessierte in den Stadtverordnetensitzungssaal gekommen – abgesehen von Vertretern der Fraktionen.
Gesundheitsaspekt wichtig
„Die Beteiligung über das Online-Portal war mit 822 Personen schon wesentlich besser“, betonte Sebastian Schneider vom ISE. Er stellte die bereits ausgewerteten Zahlen vor. Die grundlegende Frage war: „Warum möchte ich Sport treiben oder mich im Rahmen meiner Möglichkeiten sportlich betätigen?“ Da stach mit über 70 Prozent der Gesundheitsaspekt hervor. Weitere Gründe waren Spaß an der Bewegung, um Stress abzubauen, das Gewicht zu regulieren – oder einfach, um sich zu entspannen. „Der rein sportliche Aspekt, sich mit anderen zu messen, spielte eine eher geringe Rolle, ebenso wie der Aspekt, andere kennenzulernen“, umriss Schneider die wichtigsten Fakten.
Welche Arten von sportlicher Betätigung sind gewünscht? Da standen der Fitnesssport und das Radfahren mit rund 37 Prozent ziemlich gleich an der Spitze, gefolgt von Joggen/Laufen/Walken, dann Gymnastik, Schwimmen und Wandern. Ganz ausgeprägt ist der Wunsch, sich „selbstorganisiert“ sportlich betätigen zu können – dies äußerten 79 Prozent der Befragten. Danach folgten – bei Mehrfachnennungen – kommerzielle Anbieter (31,8 Prozent), Sportvereine (28,7), Freunde/Familienangehörige (11) und Weiterbildungseinrichtungen (10). Ein Sportangebot über den Arbeitgeber wünschten sich nur 3,4 Prozent.
Flexible Gestaltung
Weiterhin war die flexible Gestaltung, also unabhängig von einer zeitlich begrenzten Nutzung einer Sportstätte, ein großer Wunsch, zudem sollte die Möglichkeit der Betätigung „ziemlich wohnortnah“ sein. Überraschend war, dass auf einer Skala von fünf Punkten die Feststellung „die Angebote der Sportvereine sprechen mich nicht an“, bei 2,93 Punkten landete, was ein ziemlich schlechter Wert ist. Kaum gefragt waren auch „digitale“ Angebote – dagegen wurden Toiletten im Bereich der Sportstätten gewünscht.
Gravenbruchs Ortsvorsteher Eddi Fischer (CDU), einst Sportlehrer an der Goetheschule, bemerkte, dass nur ein Drittel der Bevölkerung sich überhaupt sportlich betätigt. Die Vereine decken einen Großteil der Nachfrage. Er gab zu bedenken, ob öffentlich nutzbare Sportgeräte ohne Anleitung sinnvoll sind. Christian Andersch, der viele Radkurse organisiert, verwies auf geschlechterspezifische Betätigungen, Gymnastik komme mehr bei den Frauen, Kraftsport bei den Männern an. Auch CDU-Fraktionschef Dr. Oliver Hatzfeld wünschte sich eine geschlechterspezifische Auswertung der bisherigen Zahlen. Für Sportdezernent Christian Beck (SPD) liegt ein Lösungsansatz darin, wie man Leistungs-, Vereins- und Individualsport auf gemeinsam nutzbaren „Sportstätten“ zusammenführen kann.
Die noch im Sommer zu erwartende Analyse mit dem Abschlussbericht wird dann dem Magistrat zugeleitet und öffentlich gemacht. Welche Erkenntnisse daraus erfolgen, werden die Diskussionen in den politischen Gremien zeigen. Aber Kämmerer Stefan Schmitt verweist schon mal auf mögliche finanzielle Einschränkungen in der nahen Zukunft.
Von Leo F. Postl