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Yvonne Lammersdorf will in Neu-Isenburg für bessere Bedingungen für Radfahrer sorgen

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Sie kennt sich bestens aus auf den Straßen, Radwegen und unbefestigten Pfaden durch den Wald in und rund um Neu-Isenburg und weiß, wo der Schuh drückt: Fast täglich ist Yvonne Lammersdorf mit ihrem Rad unterwegs.
Sie kennt sich bestens aus auf den Straßen, Radwegen und unbefestigten Pfaden durch den Wald in und rund um Neu-Isenburg und weiß, wo der Schuh drückt: Fast täglich ist Yvonne Lammersdorf mit ihrem Rad unterwegs. © air

Der Straßenverkehr gleicht oft einer Arena. Wie in der römischen Antike scheinen auf dem Asphalt Gladiatoren unterwegs zu sein. Menschen in Blechkarossen kämpfen nach der Spielregel „Jeder gegen Jeden“. Alle wollen auf der Überholspur fahren – Rücksicht bleibt auf der Strecke. Und mittendrin befinden sich Radfahrende. Auch sie können sich aggressiv verhalten und Fußgänger gefährden, doch zwischen all den Autos ziehen sie – ohne Knautschzone und Protektoren – immer den Kürzeren.

Neu-Isenburg - Yvonne Lammersdorf (SPD) möchte für Gleichberechtigung im Straßenverkehr sorgen, das Miteinander stärken, aber vor allem die Bedingungen für alle Zweiradfahrenden, die sich lautlos und umweltfreundlich fortbewegen, verbessern. Die Gravenbrucherin ist ehrenamtliche Stadträtin im Magistrat. Seit rund sechs Jahren sitzt sie als Fahrradbeauftragte der Stadt fest im Sattel.

Der 55-Jährigen macht so schnell keiner etwas vor. Sie kennt sich bestens aus auf Neu-Isenburgs Straßen, Radwegen und unbefestigten Pfaden durch den Wald, die Radelnde gern nutzen, auch wenn dort Pfützen stehen und Wurzeln den Untergrund uneben machen. Fast täglich ist Yvonne Lammersdorf mit ihrem Rad unterwegs. Sie pendelt selbst bei Wind und Wetter zwischen Gravenbruch und der westlichen Bahnhofstraße in der City, wo sie in einer Apotheke als Pharmazeutisch-Technische Assistentin arbeitet.

Gut ausgebaute Radwege zwischen dem Kern von Neu-Isenburg und den beiden Stadtteilen Gravenbruch und Zeppelinheim stehen bei ihr ganz oben auf der Agenda. Der Weg im Wald auf der Seite des Autokinos bei Gravenbruch sei holprig und an einigen Stellen eng bewachsenen. Das müsse sich ändern. Derzeit werde geklärt, wer für das Zurückschneiden des Grüns zuständig sei, sagt die Fahrradbeauftragte, die aus eigener Erfahrung weiß, „wie man nach einer Fahrt bei Regen über eine unbefestigte Waldstrecke aussieht. Gute Radwege müssen alltagstauglich sein“, betont sie – und meint damit den Komfort, dass Mensch und Material auch bei nassem Untergrund nicht dreckig werden dürfen.

So werde es auf dem Radschnellweg, der derzeit zwischen Frankfurt und Darmstadt gebaut wird und der durch Neu-Isenburg führt, sein. Diese „Fahrrad-Autobahn“ tangiert den Neu-Isenburger Bahnhof, wo man in den Zug umsteigen kann.

Als Fahrradbeauftragte arbeitet Yvonne Lammersdorf die Punkte des vom Stadtparlament beschlossenen Radverkehrskonzeptes ab und setzt neue Ideen um. Das Netzwerk ausbauen und Verbindungen schaffen, diese Ziele projiziert sie auf die Menschen in der Arbeitsgemeinschaft Radverkehr und ebenso auf den Bau neuer Radwege, auf denen man in einigen Jahren nach Gravenbruch, Zeppelinheim, Heusenstamm oder zum Flughafen fahren kann. Die Pläne dafür sind in Arbeit.

Die Strecke von und nach Offenbach ist erst vor ein paar Wochen eröffnet worden. Auf der geraden Asphaltpiste kurz vor Offenbach wurden die vier Spuren für Autos halbiert. Radfahrenden steht jetzt ein abgegrenzter Weg zur Verfügung. So könnte es nach der Vorstellung von Lammersdorf eines Tages auch auf der B 44 nach Zeppelinheim aussehen.

Neben den neuen Radwegen außerhalb der City warten auf die Fahrradbeauftragte viele Herausforderungen in der Stadt, die den Fahrradfahrenden das Leben schwer machen. Eigentlich dürften Radfahrende auf weiten Strecken der Hugenottenallee nördlich der Carl-Ulrich-Straße von Autos nicht mehr überholt werden, weil der neuerdings vorgeschriebene Abstand von 1,50 nicht eingehalten werden kann.

Im nächsten Jahr soll die Fahrradstraße, eine Verbindung von Nord nach Süd, von der Friedensallee durch die Ludwigstraße bis zur Carl-Ulrich-Straße, realisiert werden. Auf der Kreuzungsfläche Gartenstraße/Ludwigstraße werde ein Kreisel markiert. Fahrradstraßen bringen nach Darstellung der Stadträtin den Vorteil, dass auf Radfahrende besondere Rücksicht genommen werden muss und man nebeneinander radeln darf. „Die Politik in Neu-Isenburg ist vorsichtig. Die Fahrradstraße läuft zunächst ein Jahr auf Probe“, sagt Yvonne Lammersdorf.

Wer sich für mehr Gleichberechtigung auf den Straßen einsetzt, führt einen Verteilungskampf um den öffentlichen Raum. Mehr Platz für Fahrräder bedeutet nach Darstellung von Yvonne Lammersdorf, dass Spuren für Autos zugunsten von Radwegen aufgegeben werden oder an manchen Stellen Parkplätze wegfallen. Oftmals sei der Ärger programmiert, wenn Stellplätze entfielen, obwohl viele Autofahrer doch auch gern Rad fahren.

Die Umsetzung der Pläne für Radwege und Fahrradstraßen sei ein langer Prozess. Er verzögere sich nicht, weil kein Geld da sei. Es dauere manchmal wegen der am Verfahren beteiligten Behörden viel zu lang, sagt die Fahrradbeauftragte.  air

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