Zwölf Lebensgeschichten von Neu-Isenburger Frauen

Eine Stadt ist geprägt durch die Menschen, die in ihr leben – und jede Stadt hat Menschen, durch die die eigene Stadtgeschichte maßgeblich beeinflusst wird. Und dazu zählen auch viele Frauen in den unterschiedlichsten Funktionen. Das ist in Neu-Isenburg nicht anders. Dazu ist jetzt eine Broschüre erschienen.
Die Idee, die Porträts engagierter Neu-Isenburgerinnen zusammenzustellen, entstand ursprünglich im Stadtarchiv. Die Texte wurden bereits 2015 in Form eines Kalenders veröffentlicht. Damit die Arbeit der Autorinnen und die Biografien der zwölf porträtierten Neu-Isenburgerinnen nicht in Vergessenheit geraten, wurden die Texte in einer Broschüre neu aufgelegt.
Die zwölf Porträts stehen stellvertretend für viele Frauen, die sich mit ihren Fähigkeiten, Kenntnissen und Interessen für ihre Stadt und ihre Bevölkerung eingesetzt haben und es bis heute tun. „Sie stehen für die Unterschiedlichkeit von Lebensentwürfen, Mut und Optimismus und sind bis heute Vorbilder. Ob Lehrerin oder Unternehmerin, sportliche oder fürsorgliche Leistungen, eben solche starken und ermutigenden Vorbilder braucht es, als reale Gegenstimmen neben all den ‘Idealen’, mit denen vor allem Mädchen und junge Frauen täglich konfrontiert sind“, schreiben die Verfasserinnen.
Bis heute gibt es wenig Bürgermeisterinnen, Mathilde Rösch zeigte, wie es geht. Sie war in den 50er Jahren in Zeppelinheim überhaupt erst die dritte Frau in Deutschland in dieser Funktion. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als Männer, Elise Streb und andere Wäscherinnen machten vor, wie man solidarisch für faire Arbeitsbedingungen und Löhne kämpft. Sie war 1897 eine der Organisatorinnen des ersten Frauenstreiks in Neu-Isenburg. Bis heute sind Frauen und Mädchen weltweit von Zwangsprostitution bedroht, Bertha Pappenheim wies den Weg der Hilfe zur Selbsthilfe. Sie gründete 1907 das Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg. Als Kämpferin für Frauenrechte ist sie bis heute ein Vorbild für alle Menschen, die sich für eine (geschlechter-)gerechte Gesellschaft einzusetzen.
Vielfach fehlt es an Frauen in Führungspositionen, Katharina Rind übernahm im Familienunternehmen die Führung. Sie war Fabrikantin der Frankfurter Würstchen und Köchin der Linsensuppe. Nicht fehlen dürfen beispielsweise auch die Kammersängerin Anny Schlemm, die auf vielen renommierten Bühnen stand, oder die Hebamme Margareta Müller, die vielen Neu-Isenburgerinnen und Neu-Isenburgern auf die Welt half und nach der nun die Kita im Stadtquartier „Neue Welt“ benannt wird.
Die Zusammenstellung der Lebensgeschichten ist engagierten Frauen zu verdanken. Die Historikerin Dr. Heidi Fogel und die Kulturanthropologin Beatrice Ploch haben Beiträge für die Broschüre erarbeitet. Renate Koenen vom Stadtarchiv übernahm Recherchen sowie Gespräche mit den Nachkommen und das Schreiben von Texten. Ohne ihren Einsatz wäre diese Broschüre nicht zustande gekommen.
Die Übertragung der Texte zu einer Broschüre fand als Kooperation des Stadtarchivs unter der Leitung von Claudia Lack sowie Anna Held von der Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim und dem Frauen- und Gleichstellungsbüro der Stadt Neu-Isenburg statt.
Die Broschüre liegt an verschiedenen Anlaufstellen in der Stadt zur Mitnahme aus – bei Buch78 in der Frankfurter Straße 78, Papier Baumann in der Ludwigstraße, in den Museen, Stadtbibliotheken, Bürgeramt und im Rathaus.
Bei Fragen kann man sich per E-Mail (bertha.pappenheim.haus@stadt-neu-isenburg.de) an die Seminar- und Gedenkstätte Bertha Pappenheim wenden. hok