1. Startseite
  2. Region
  3. Obertshausen

Die Firma Hildebrandt & Co hat mit weltweiten Lieferengpässen zu kämpfen

Erstellt:

Kommentare

Gefragter denn je: Kartons wie dieser in den Händen von Jürgen Krapp sind mittlerweile knapp.
Gefragter denn je: Kartons wie dieser in den Händen von Jürgen Krapp sind mittlerweile knapp. © m

„Es gibt keine Klebestreifen mehr, brauchen sie noch vor Weihnachten welche?“ Jürgen Krapp sitzt hinter seinem abgerundeten Schreibtisch, den Telefonhörer am Ohr. Schon wieder eine Anfrage von einer Kundin, die noch vorm Fest eine Bestellung aufgeben möchte. Kann sie machen, erklärt der Kaufmann mit einem Lächeln, „aber wir sind bei einer Lieferzeit von zehn bis zwölf Wochen!“

.

Obertshausen – Die weltweiten Lieferengpässe bremsen auch Hildebrandt & Co. aus. Der Großhandel für Industrieverpackung in unmittelbarer Nachbarschaft zur Burg Im Hain sei ein „reiner Dienstleister, ein klassischer Händler“, erklärt der Chef. Er vermittle wiederverwertbare, umweltverträgliche Produkte, die bis zu 90 Prozent aus sortenreinem Altpapier hergestellt werden. „Unsere Partner verarbeiten fast keine Frischfaser “, betont er. Doch inzwischen sei auch Altpapier ein rares Gut.

„Wir lassen nach Kundenauftrag fast immer in Deutschland produzieren“, zeigt Krapp auf deckenhoch gefüllte Regale in seiner Lagerhalle. Da stapeln sich auch Kartons mit Trockenmittelbeuteln für Teile für die Auto- und Maschinenbauindustrie. Die speziellen Säckchen kommen aus der Türkei“, präsentiert der Geschäftsführer eine Ausnahme. „Die ziehen Feuchtigkeit heraus, um Korrosion zu vermeiden.“

Das Hauptprodukt der Firma Hildebrandt sind Faltkartons für alle Industriezweige, gestanzt, geklebt oder geheftet. „Wir beliefern schon von je her unsere Nachbar Karl Mayer und Feintool.

Das Haus sei zudem Generallieferant von Europas größtem Sitzheizungshersteller in Gründau, bringt Verpackungen für den Werkstattbedarf eines namhaften Heusenstammer Unternehmens sowie Handy-Transportkartons. Sogar Krematorien beliefern die Obertshausener, Hüllen für Urnen, Luftpolsterfolie, Klebebänder, bedruckt oder unbedruckt. Die Kunden sitzen im Umkreis von etwa 200 Kilometern.

Krapp entwickelt auch individuelle Verpackungen nach Kundenvorgabe, die von den Partnerbetrieben hergestellt werden – kostengünstig oder sicher, mit einer oder mit fünf Farben bedruckt, mit oder ohne Kleber – „alles, was technisch umsetzbar und mit den bis zu 100 Meter langen Maschinen in den Werken machbar ist“. Ein Standardprogramm an Kartons hat der Händler immer auf Lager. Der größte misst 1,20 auf 0,90 auf 1,10 Meter, der kleinste neun mal neun mal zwölf Zentimeter in Wellpappe. „Graukarton mit Duplex-Beschichtung geht noch kleiner“, informiert er, „der wird oft für Werbegeschenke verwendet“.

In der Pandemie fehle es jedoch an Rohstoff. „Die Papiercontainer müssen sortiert werden, der asiatische Markt hat stark angezogen, die Europäer haben viel zu spät Material geordert und den Betrieb nach den ersten Lockdowns nur langsam hochgefahren“, erklärt der Ein- und Verkäufer. „Der Markt ist abgegrast, die Energiekosten sind enorm.“

Krapp registriert Preissteigerung von mehr als 40 Prozent seit Jahresbeginn, vor allem bei Faltkartons, „und da ist kein Ende abzusehen“.

Das Problem: Niemand kann ohne Verpackung liefern, obwohl gerade im Rhein-Main-Gebiet die größte Händlerdichte für Industrieverpackung zu verzeichnen sei. Und laut des erfahrenen Inhabers ist vorerst keine Änderung in Sicht. (Von Michael Prochnow)

Auch interessant

Kommentare