Depressionen: Obertshausenerin ruft Selbsthilfegruppe für Angehörige ins Leben

Nicht nur Betroffene von Depressionen brauchen Austausch und Hilfe. In Obertshausen gibt es jetzt auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige.
Obertshausen – Seine Selbsthilfegruppe in Obertshausen für Männer, die an Depressionen leiden, hat Marc Leisegang schon öfter aufgefangen, sagt er. Aus der Gruppe seien Freundschaften entstanden. Wer Hilfe braucht, jemanden zum Reden oder Gesellschaft bekommt das, wenn er sich meldet. Gerade hat Leisegang eine gute Phase. Trotzdem geht er weiter zu den Treffen. „Die Krankheit verläuft in Wellen. Es kann auch wieder anders aussehen“, weiß der 49-Jährige.
Und diese Wellen spürt auch sein Umfeld. Allen voran sind es Familien, Partner und enge Freunde, die ebenso mit der Krankheit umgehen müssen wie die Betroffenen. Tom Schüler vom Selbsthilfebüro Offenbach vermittelt Erkrankte in Selbsthilfegruppen und weiß, wie wichtig das für sie ist. Für Angehörige von Erkrankten gebe es aber kaum ein Unterstützungsangebot. Umso mehr freut er sich, dass er Sonja Leisegang – die Ehefrau von Marc – als Leiterin einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Menschen, die an Depressionen leiden, gewinnen konnte.
Depressionen: Anlaufstelle für Angehörige in Obertshausen
Am 12. September ist das erste Treffen. Anmeldungen seien bei Schüler schon eingetroffen und noch möglich. „Das ist eine Lücke, die Selbsthilfe bisher nicht erkannt hat“, sagt Schüler und rechnet mit einem hohen Interesse. Gruppen für Angehörige – sowohl bei Depressionen, als auch bei Krebs oder Schlaganfällen – gebe es deutschlandweit kaum.
Das hat auch Sonja Leisegang festgestellt. Vor drei Jahren hatte ihr Mann eine schlechte Phase. Er hat schließlich die Obertshausener Selbsthilfegruppe gefunden. Sie hat für sich kein passendes Angebot gefunden. „Ich habe gemerkt, wie schwierig es ist als Angehörige. Ich rede mit Freunden, aber die sind alle nicht direkt betroffen“, sagt die 44-Jährige. Es täte besonders gut, wenn man sich mit anderen austauschen kann, die sich in derselben oder einer ähnlichen Situation mit einem an Depressionen erkrankten Familienmitglied befinden. Leisegang: „Es ist unwahrscheinlich hilfreich zu sagen, dass es einfach anstrengend ist.“ Also hat sie sich beim Selbsthilfebüro informiert und beschlossen, eine Selbsthilfegruppe speziell für Angehörige zu gründen.
Ort des Austauschs: Selbsthilfegruppe aus Obertshausen ist für jeden offen:
Dort ist für die Mitglieder ein geschützter Raum gegeben, in dem sie sich unterhalten können, ohne Angst davor haben zu müssen, dass sie mit Kritik die Erkrankten noch weiter belasten. „Es ist die Gelegenheit, mal alles abzuladen“, sagt Leisegang. Denn die Angehörigen werden durch Situationen, in denen die Erkrankten nur leer an die Decke gucken oder nicht aus dem Bett kommen, auch belastet. Tägliche Arbeiten müssen dann oft vom Partner übernommen werden. Auch Beziehungen können leiden: „Ich habe meinen Mann manchmal gar nicht mehr wiedererkannt“, sagt Leisegang. Bei manchen aus der Gruppe ihres Mannes seien schon Beziehungen zerbrochen. Marc Leisegang sagt: „Das belastet den depressiven Teil der Partnerschaft sehr.“ Er fühlt sich schuldig.
Die Selbsthilfegruppe ist für jeden offen. Sonja Leisegang ist sehr gespannt, wie das Kennenlernen verlaufen wird. Einen Plan hat sie nicht gemacht, denn man müsse sehen, wer kommt und wie die Gruppe zusammenpasst. Sie wünscht sich, dass auch unter den Angehörigen Freundschaften entstehen. (Theresa Ricke)
Selbsthilfegruppe Obertshausen
Das erste Treffen der Selbsthilfegruppe ist am 12. September. Fragen und Anmeldungen an das Selbsthilfebüro Offenbach unter z 069 824162 oder selbsthilfe.offenbach@paritaet-projekte.org.