Arbeitsbedingungen in Kitas „katastrophal“ – Erzieherinnen im Kreis Offenbach streiken
Sechs der sieben Kitas in Obertshausen beteiligen sich am Warnstreik der Gewerkschaft Verdi. Die meisten Eltern reagieren verständnisvoll.
Obertshausen – Je nach Kindertagesstätte ist der Freitag in Obertshausen für Eltern völlig unterschiedlich abgelaufen: von einer geschlossenen Kita aufgrund streikender Mitarbeiter bis zu einem normalen Betrieb mit allen Erzieherinnen und Erziehern.
Denn an dem Warnstreik, zu dem die Gewerkschaft Verdi aufgerufen hatte, hat etwa die Kita Vogelsbergstraße komplett teilgenommen und die Kita „Mühlheimer Straße“ gar nicht. In anderen Kitas wie der „Im Trinkborn“ und der Kita „Richard-Wagner-Straße“ haben Teile des Personals gestreikt.
Insgesamt habe sich nach Angaben der Stadt Personal von sechs der sieben städtischen Kindertagesstätten beteiligt. Teilweise habe das Auswirkungen auf den Kita-Betrieb gehabt – gerade wenn zu den Streikenden auch noch Erzieherinnen und Erzieher wegen Krankheit oder Urlaub ausgefallen seien, teilt die Stadt weiter mit.
Streik in Kitas in Obertshausen: „Wir waren sehr motiviert“
Eine Erzieherin, die nicht namentlich genannt werden möchte, spricht von einem positiven Resultat für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. „Wir waren sehr motiviert“, sagt sie. Sie stehe hinter den Forderungen der Gewerkschaft und sei deshalb dem Aufruf zum Streik gefolgt. Verdi fordert für die 2,5 Millionen Beschäftigten des Bundes und der Kommunen 10,5 Prozent mehr Geld – jedoch mindestens 500 Euro. Für Auszubildende soll sich das Gehalt um 200 Euro erhöhen. In Hessen sind 120 000 Beschäftigte betroffen. Ein paar von ihnen arbeiten in Obertshausen. Auch wenn manche Eltern an diesem Freitag eine andere Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder organisieren mussten, hätten sie sehr verständnisvoll auf die Beteiligung am Streik reagiert, schildert die Erzieherin. Zwei Familien seien sogar mit zu dem Streik gekommen, um die Erzieherinnen und Erzieher aktiv zu unterstützen.

Obertshausen: In manchen Kitas waren alle Gruppen geöffnet
Die Auswirkungen des Streiks haben nicht alle Einrichtungen gleich zu spüren bekommen. In der Kita „Im Trinkborn“ sind drei Erzieherinnen für den Tag ausgefallen. Trotzdem sind alle Gruppen geöffnet gewesen. Die verbliebenen Teammitglieder hätten sich entsprechend auf die Gruppen aufgeteilt, sagt eine Erzieherin, die ihren Namen ebenfalls nicht in der Zeitung lesen möchte. Die Eltern seien darum gebeten worden, ihre Kinder zu Hause zu behalten. Das hätten viele Eltern auch so gemacht. Da sich aber angekündigt hätte, dass Kinder kommen werden, habe sich die Erzieherin gegen den Streik entschieden: „Prinzipiell hätte ich gerne gestreikt, aber es ist wichtiger gewesen, die Kinder aufzufangen, die gekommen sind.“ Dabei habe sie besonders an die Jüngsten gedacht: Die Kita betreut auch Kinder unter drei Jahren.
In der Kita Badstraße, die wegen eines Wasserschadens laut Stadt derzeit für die Kinder geschlossen sei, haben sich zwei Mitglieder des Kita-Teams am Streik beteiligt. Darunter ist auch Kitaleiterin Eva Uschmann gewesen. Die Arbeitsbedingungen seien „so katastrophal“, dass sie ihre Arbeit am Freitag hat ruhen lassen und zum Streik gegangen ist. „Der Mindeststandard liegt fernab der Realität: Entweder muss der Personalschlüssel erhöht oder die Anzahl der Kinder pro Erzieher in einer Kita reduziert werden“, ist die Meinung der Kitaleiterin. Der Betrieb in der Kindertagesstätte Badstraße sei von dem Streik nicht beeinflusst worden. Es habe keine Einschränkungen gegeben. (Theresa Ricke)