1. Startseite
  2. Region
  3. Obertshausen

„Bei uns wird nicht lange rumgefackelt“

Erstellt:

Kommentare

Ständig etwas zu tun: Peter Köhl (links) und Arne Lang stecken viel Zeit und Energie ins Gelände rund um den Angelsee.
Ständig etwas zu tun: Peter Köhl (links) und Arne Lang stecken viel Zeit und Energie ins Gelände rund um den Angelsee. © m

Peter Köhl und Arne Lang engagieren sich beim Angelsportverein Obertshausen und halten alles rund um den See in Schuss.

Obertshausen – Es sind die „Stillen Stars“: Menschen, die nicht immer in der ersten Reihe stehen, aber mit ihrer Tätigkeit das Vereinsleben bereichern. In unserer Serie stellen wir in unregelmäßigen Abständen genau solche Menschen vor. Heute mit Peter Köhl und Arne Lang vom Angelsportverein Obertshausen.

„Kofferraum auf, Greifer raus und Dreck einsammeln.“ Nach dieser Formel beginnt Arne Lang seinen Tag Am Rabenhaus. Der See, den der Angelsportverein (ASV) nutzt, ist auch ein beliebtes Ziel vieler Ausflügler aus den umliegenden Städten. „Die meisten genießen Atmosphäre und Ausblick des Restaurants Seeblick und die Natur“, berichtet das Mitglied. „Aber viele feiern oder campen unerlaubt am Ufer und hinterlassen ihren Abfall.“

Es sind Papiertaschentücher und Zigarettenkippen, Dosen und Flaschen, Pizzakartons und andere Verpackungen von Speisen. „Die Gewässerordnung verpflichtet, alles Mitgebrachte wieder einzusammeln“, lehrt der Helfer, fischt aber selbst Hundetüten aus dem Gebüsch. Mit Angelfreund Peter Köhl hat er die Stühle vor dem Vereinsraum gereinigt, nach 25 Jahren die Türen abgeschliffen, grundiert, lackiert und nachgestrichen – kein Problem für den gelernten Dekorateur Lang. Auch hat das Duo lose Platten befestigt.

„Bei uns wird nicht lange rumgefackelt“, sind sich die Männer einig, „wir packen das sofort an“, und da hindert den 75-jährigen Lang auch keine Arthrose. Selbst seine Ehefrau ist eingespannt, sie gestaltet Grußkarten für die treuesten ASVler, er verschickt sie. Das alles machen sie gerne, „ärgerlich ist nur, wenn mutwillig Einrichtungen beschädigt oder zerstört werden“, sagt Köhl.

Da wurden die rot-weißen Begrenzungspfosten rausgerissen und ins Gestrüpp geworfen. Immer wieder steigen Besucher über den flachen Zaun, der die Insekten- und Blühwiese schützen soll. Selbst fest verankerte Halterungen für Geräte zur Reinigung des Wassers wurden schon zerstört, schimpft Lang, der sein Berufsleben als Manager im Sicherheitsdienst abgeschlossen hat. „Wir holen die Teile aus dem See und setzen sie wieder zusammen.“

Von 2018 bis 2021 war er exakt 1467 Stunden rund um den See aktiv, „das wären mehr als 22 000 Euro Stundenlohn“, hat er zum Spaß ausgerechnet. Im Sommer 2020 kam er sechsmal am Tag, um die Beregnung umzusetzen und die farbenprächtige Blumenwiese zu erlangen. Der ASV hat sich als einer von wenigen Vereinen beworben und die „Saummischung Bunte Vielfalt“ für 100 Quadratmeter erhalten und ausgesät.

Arne Lang begleitete bereits mit sieben Jahren seinen Vater, einen „Offebacher Maafischer“. „14, manchmal 16 Stunden am Fluss sitzen, das war völlig normal.“ Vor zwölf Jahren holte er den Senior zu sich nach Obertshausen und zum ASV, „er genoss noch mit 94 Jahren Idylle und Ruhe am Wasser“, erzählt Lang.

„Ich habe viel von Peter gelernt, wir machen eine Menge gemeinsam.“ Köhl ist beim ASV auch fürs Räuchern und Beizen, dem kalten Garen, zuständig. In Kindergärten und Beruflichen Schulen vermittelt er den Lebensraum rund ums Gewässer.

Der 73-Jährige Köhl kam durch seinen Bruder zum Hobby. „Es ist ein beruhigender Sport, ein Ausgleich“, schwärmt der einstige Ymos-Werkzeugmacher. Er war mehr als 20 Jahre Sportwart, zudem zweiter Jugendwart. Sein größter Hecht maß 1,41 Meter und gut 40 Pfund, war vielleicht 30 Jahre alt. Lang konzentriert sich auf die kleineren Sonnenbarsche. Sie stammen aus den USA, fressen Fisch- und Froschlaich und brüten selbst bis zu viermal im Jahr.

Das Vereinsleben der Angler habe durch die Pandemieregeln arg gelitten, „aber unsere 15 Jugendlichen sind sehr engagiert im Naturschutz, haben gerade Faschinen als Verstecke für Jungfische eingesetzt“, lobt Lang. „Sie informieren sich intensiv und bilden sich weiter.“ Damit liege die Zukunft des 130-köpfigen Vereins in guten Händen. (m)

Auch interessant

Kommentare