Beim Verein aus Obertshausen folgt ein Jubiläum dem anderen

In diesem Jahr feiert der TV Hausen 150-jähriges Bestehen. 50 Jahre jünger ist die Fußballabteilung des Vereins aus Obertshausen.
Obertshausen – Der älteste Sportverein in Hausen feiert in diesem Jahr runden Geburtstag: Vereinschroniken nennen den 1. Mai 1873 als Gründungsdatum des TV Hausen. Zum 150-jährigen Jubiläum stellt die Redaktion in loser Folge die Abteilungen, den Vorstand und das Festkomitee vor. In Teil zwei geht es um die Fußballabteilung.
Fußball hat eine große Strahlkraft. Und die Mitglieder sind ihrem Verein treu. Das zeigt sich in der hohen Anzahl an Fußballern, die sich im Vorstand des Vereins engagieren. Die zweitgrößte Abteilung des TV Hausen wünscht sich möglichst zwei Meisterschaften passend zum Jubiläumsjahr - und schmeißt im nächsten seine eigene Party. Dann besteht die Abteilung seit 100 Jahren.
„Fast jedes Kind hat schon einmal gegen einen Ball getreten“, sagt Gerhard Sommerfeld, Leiter der Fußballabteilung. Kinder zum Spielen zu bekommen, sei also nicht das Problem. Groß ist die Freude über jedes Tor. Es wird gejubelt wie Cristiano Ronaldo, über den Platz gerollt wie Neymar. Dass die Kinder dabeibleiben, auch wenn sie in ein Alter kommen, in dem Computerspiele und andere Dinge dem Sport Konkurrenz machen, ist schon schwieriger. Besonders wenn es in manchen Jahrgängen keine Mannschaft mehr gibt, in denen sie spielen können. „Denn das wichtigste für alle Fußballspieler in jedem Alter ist es, am Wochenende auf dem Platz zu stehen“, sagt Sommerfeld.
TV Hausen noch nicht im Jugendförderverein in Obertshausen
Ein Jugendförderverein für Fußball, der sich kürzlich in Obertshausen gegründet hat, ist für den TV Hausen und seinen Fußball aktuell zu früh gekommen. „Das Jubiläum und die Feierlichkeiten binden gerade zu viele Kapazitäten.“ Deshalb ist der TV noch nicht Teil des Fördervereins, in dem sich alle Jugendmannschaften vereinen sollen. Gegen das Konzept ist Sommerfeld nicht. Er denkt sogar, dass die Kooperation zwischen den bestehenden Vereinen aufgrund von weniger Ehrenamtlichen in Zukunft verstärkt werden muss. „Ich kann mir vorstellen, dass es in 30 Jahren nur noch einen Verein in Obertshausen geben könnte.“
Doch noch gibt es Stadtderbys wie gegen Teutonia Hausen. Früher sei die Rivalität groß gewesen. Der TV Hausen ist bei seiner Gründung ein Arbeiterverein gewesen. Die Teutonia hat sich 1907 aus Mitgliedern einer anderen sozialen Schicht gegründet. „Das wurde über Generationen an die Kinder weitergegeben“, sagt Brigitte Ott, die sich zum Jubiläum in der Historie vertieft hat. Heute beschränke sich die Rivalität auf das Sportliche. „Alle kennen sich aus der Schule oder der Arbeit. Es ist ein rein sportlicher Wettkampf“, sagt Sommerfeld.

TV Hausen: Fußball muss Vorbildfunktion nutzen - ob in Obertshausen oder in der Bundesliga
Doch nicht immer bleibt es auf dem Platz sportlich – etwa im Umgang mit Schiedsrichtern. Nach einer schweren Knieverletzung musste Sommerfeld seine aktive Fußballzeit beenden. Er wurde Schiedsrichter. „Das war mein Anfang, etwas an den Verein zurückzugeben. Das setze ich jetzt im Vorstand fort.“ Der Umgang mit dem Spielleiter sei schon mal besser gewesen, bedauert Sommerfeld. Der Fußball müsse seine Vorbildfunktion auf allen Ebenen – also sowohl im Profi- wie im Amateurbereich – besser erfüllen. „Unsere Trainer achten darauf, den Spielern Fair Play beizubringen. Bevor sie auf das Feld gehen, wissen sie, dass bei scheinbar zweifelhaften Entscheidungen nur der Kapitän oder der Trainer mit dem Schiri sprechen. Meistens klappt das auch.“
Gerhard Sommerfeld sucht den persönlichen Austausch - egal ob es um Fragen auf dem Platz oder drumherum geht. Beim Jubiläumswochenende kümmern sich die Fußballer um das leibliche Wohl. Drei Tage Essensausgabe müssen organisiert werden. „Ums Nachrichten schreiben kommt man nicht drum herum, aber wenn es darum geht, Leute ins Boot zu holen, spreche ich lieber direkt mit ihnen.“ Das führe öfter zum Erfolg. So sind sich die Fußballer auch sicher, dass sie im kommenden Jahr ihre eigene Feier ausrichten können. „Das gemeinsame Feiern ist wichtig. Sonst gehen solche Jubiläen einfach unter.“ So soll es der Fußball-Abteilung nicht ergehen. (Theresa Ricke)