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Ein Tenor als Schnippelhilfe

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Koch Daniele Medori (mit Mütze) stehen mit Opernsänger Carlo Assogna (links) und den Schülern der 12 HBF II-7 kundige Küchenhilfen zur Seite. -  Foto: m
Koch Daniele Medori (mit Mütze) stehen mit Opernsänger Carlo Assogna (links) und den Schülern der 12 HBF II-7 kundige Küchenhilfen zur Seite. © m

Obertshausen - „Le Marche in Valigia“, „Marken im Gepäck“ hatten die Gäste aus den Provinzen Macerata und Fermo in der Georg-Kerschensteiner-Schule (GKS). Von Michael Prochnow

Bis vor einigen Jahren kamen Austauschschüler aus Ostitalien, jetzt wirbt eine Initiative für biologische Speisen, Handwerk und Tourismus in der vom Erdbeben heimgesuchten Region. Aus der professionell ausgestatteten Restaurant-Küche der „Kerschensteiner“ ziehen appetitanregende Düfte. Dampfwolken liegen über den überdimensionalen Edelstahl-Kochtöpfen. Junge Leute in weißen Hemden wuseln mit Schöpfkellen und Salatköpfen durch den Raum. Nur zwei haben die Ruhe weg, Koch Daniele Medori und Opernsänger Carlo Assogna. Richtig gelesen, hier kocht der Tenor.

Zumindest steht er dem aktuellen Küchenchef helfend zur Seite. Am Abend wird er vor rund 70 Gästen in der Cafeteria der Beruflichen Schulen die Stimme erheben. Die Idee der Italiener der Gruppe Agritur ASO ist, ihre Heimat vorzustellen – in Bildern und Liedern, mit Kunsthandwerk und kulinarischen Erlebnissen. Das Angebot umfasst auch Workshops am Herd, und dafür sind die Schüler der 12 II-7 der Georg-Kerschensteiner-Schule prädestiniert. Die jungen Leute haben ihren Schwerpunkt in der Höheren Berufsfachschule auf die Felder Gastronomie und Tourismus gelegt.

Sie bereiten eingelegte Oliven und Crostini mit Olivenpaste als Aperitif zu. Als Vorspeise stehen frittierte und gefüllte Oliven auf der Karte sowie Ciauscolo, eine typische Wurstspezialität aus den sibyllinischen Bergen. Dazu wird eingelegtes Gemüse gereicht. Es folgen eine Hülsenfrüchtesuppe und Maccheroncini di Campofilone, Pasta mit Bauernragout. Das Hauptgericht besteht aus Schweinegeschnetzeltem mit Mela Rosa, einer alten Apfelsorte der Gegend, und aus wilden Kräutern aus der Pfanne. Zum Dessert gibt’s haugemachte Kuchen zu süßen Weinen.

Angereichert wird das opulente Mahl mit Musik und Informationen über Historie und Kultur der Provinzen Pesaro, Ancona, Macerato und Fermo sowie Ascoli Piceno. Die reizvolle Landschaft des Apenin-Gebirges habe auch zahlreiche Deutsche angelockt, die in der biologischen Landwirtschaft arbeiten, berichtet Roberto Ferritti, Organisator und Koordinator des Projekts. Cinzia Galassi, Übersetzerin und einstige Deutsch-Lehrerin in Macerata, motiviert bis heute Schüler, deutsch zu lernen. Leider sei die Mission von immer weniger Erfolg gekrönt. Der Austausch mit den Obertshausenern begann vor mehr als 20 Jahren – der letzte ist allerdings schon vier Jahre her.

Macerata, beruhigt Signora Galassi, hatte beim Erdbeben nur wenige Sachschäden zu beklagen. Die Region versuche nun, mit hochwertigen Bio-Produkten Besucher und Kunden zu gewinnen. Ihre Lebensart und die Ernährungsweise mit viel nativem Olivenöl seien als immaterielles UNESCO-Kulturerbe geschützt. Zum italienischen Abend haben GKS-Abteilungsleiterin Susanne Hausmann und Italienisch-Lehrer Helmut Wallner vor allem viele ehemalige Kollegen eingeladen.

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