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Blechbläser-Spektakel begeistert beim Konzert in St. Pius

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Trompetenspektakel in St. Pius: Blechbläser, Orgel und Schlagwerk versetzen die Zuhörer in die Frühzeit der Fanfaren- und Trompetenkunst.
Trompetenspektakel in St. Pius: Blechbläser, Orgel und Schlagwerk versetzen die Zuhörer in die Frühzeit der Fanfaren- und Trompetenkunst. © m

Der Dreiklang, Inbegriff strahlender Tonalität, hatte seinen großen Tag. Weidlich genutzt beim „Trompetenspektakel“ der Emma-und-Wilhelm-Spahn-Stiftung, die jungen Musikern zwischen Hochschule und Konzertsaal ein Forum bietet. Auf historischen Nachbauten versetzten sieben Blechbläser, begleitet von Orgel und Schlagwerk, in die Frühzeit der Fanfaren- und Trompetenkunst.

Obertshausen - Dumpfe Trommelschläge geben den Rhythmus vor: Schon der Einzug der Fanfarenbläser schlägt unmittelbar in Bann. Und wenn Organist Michael Riedel das Präludium C-Dur von Georg Böhm (1661-1733) anstimmt und „Das Schmettern der Posaunen und Trompeten“ von Johann Kuhnau (1660-1722) grandiose Echo-Effekte beschert, ist man mittendrin in einem hochherrschaftlichen barocken Fest. Da darf auch Johann Heinrich Schmelzers „Pferdeballett“ von 1667 nicht fehlen, früher eine Attraktion zu Hofe und hier eine Folge von Tanzstücken der Zopfzeit.

Die üppigen Registerfarben der Beckerath-Orgel reizt Michael Riedel im „Praeludium in e“ des frühbarocken Nicolaus Bruhns voll aus, Blechbläser-Allmacht mit anheimelnden Flötentönen konternd. Eine schon virtuos entwickelte Hofmusik steuert Ignaz Franz Biber (1644-1704) mit seiner „Sonata a 7“ bei, die den sechs Trompetern, unterstützt von Pauken und Orgel-Continuo, gut genutzte solistische Freiräume lässt.

So nebenbei gibt’s auch noch Instrumentenkunde: Im Gegensatz zum kühlen Strahl etwa der barocken Bach-Trompeten sind die „historischen“ Fanfaren vom Ton her wärmer timbriert. Moderne Blechbläser dann bei der „Fanfare For The Common Man“ des klanglich moderaten Neutöners Aaron Copeland (1900-1990), die dem Trommler einmal mehr Schwerstarbeit beschert. Ein beeindruckendes klangliches Szenario, das für Kino-Blockbuster tauglich scheint.

An den Grenzen der Tonalität lustwandelt auch der Franzose Jehan Alain (1911-1940), in dessen 2. Fantasie der Organist psychische Befindlichkeiten in schier gläsernen Registerfarben erkundet. Mit der Sonata eines Anonymus aus dem 17. Jahrhundert und einer weiteren von Biber geht’s dann zurück in die hohe Zeit der Fanfarenkunst.

Den Interpreten gebührt ein Sammellob. Überwiegend blitzsaubere Töne entlocken sie ihren wahrlich schwierig zu handhabenden Instrumenten. Der Nachwuchs in „historisch informierten“ Orchestern ist gesichert. Was in der originellen, nach und nach sämtliche Instrumentalisten auf den Plan rufenden Chaconne des barocken Delalande ohrenfällig wird.

Den mit warmen Worten fürs heiße Trompetenspektakel nicht geizenden Stiftungsvorständen Hubert Gerhards und Thomas Piccard sei ein „Weiter so“ empfohlen. (Von Klaus Ackermann)

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