„Wie eine große Familie“: Bridget I. und Edward I. regieren Obertshäuser Narren

Edward Gustav Deninger und Brigitte „Bridget“ Reith führen die Obertshäuser Narren dieses Jahr durch die Fastnacht.
Obertshausen – Es sind schon verschlungene Wege, die an die Schalthebel der närrischen Macht führen. Jene der Obertshäuser Tollitäten verliefen über New York, Bad Hersfeld und das Freizeitpädagogische Zentrum (FPZ) der Waldschule. Begegnet sind sich Edward Gustav Deninger und Brigitte „Bridget“ Reith aber erst beim Tanzsport- und Karnevalsverein „Die Elf Babbscher“. Und unter deren Fahne regieren der Lederbaron und die Comtesse gerade die „liebenswerte Kleinstadt“.
„Am Anfang standen wir vor einem Berg von Aufgaben“, beschreibt Bridget I. die ersten Tage im Amt. „Aber wenn der Zug rollt, funktioniert’s, jetzt läuft alles ab wie im Film.“ Edward I. pflichtet ihr nickend bei. Die Regenten loben die „sehr gute Organisation und Unterstützung“ ihres Teams. „Wir werden mit Kleinbussen gefahren, sind nie allein und werden überall superfreundlich aufgenommen“, staunt die FPZ-Chefin. „Du bist wie ein Teil einer großen Fastnachtsfamilie“, ergänzt der Baron.
Die Comtesse beeindruckt noch die „absolute Offenheit“ der Gleichgesinnten aus den Fastnachtsvereinen. Eine ganze Reihe Kolleginnen und Kollegen sind sie auf dem Tollitäten-Schiff begegnet, das mit einem bunten Programm von Philippsruhe nach Frankfurt fuhr. Zwischendurch haben sie erste Erfahrungen und viele Telefonnummern ausgetauscht.
Eigentlich kennen sich die Herrscher schon vom Zeltlager der Katholischen Jugend Hausen: Bridget und Edwards heutige Frau Doris kochten für 120 Kinder und Jugendliche, Edward und ein Trupp aus der Heimat und raubten das Zeltlager-Banner. Beide beschritten also den „klassischen Weg von der KJH zu den Babbschern“, von denen viele Gründer aus der Pfarrjugend stammen.
Edward kam in Windeln zum Verein: Ein Neffe bat ihn, seinen Platz im Fastnachtszug zu übernehmen, Eddy wusste allerdings nicht, dass er dazu in Pampers schlüpfen musste. Nach seinem gelungenen Auftritt haben sie ihm gleich ein Aufnahmeformular in die Hand gedrückt. Schon immer wäre er gerne Baron geworden, aber die Schichtarbeit am Flughafen ließ das nicht zu.
Am 1. November 2021 ging er in Rente, hat sich gleich nach der Führungsposition erkundigt. Doris wollte allerdings nicht mitmachen, das Rampenlicht ist nicht ihre Welt. Doch „Comtessefänger“ Oliver „Ollo“ Murmann vom Babbscher-Vorstand hatte bereits Brigitte überredet, schon glänzten die „United Colours of Fassenacht“, „das Motto ist auf uns zugeschnitten“, sagt sie und schreibt die Reden für ihre Auftritte auf „denglisch“.
Der 65-Jährige ist in New York geboren, nach Florida gezogen und hat 1977 eine Ausbildung bei der Army in Fort Knox in Kentucky begonnen. Ein Jahr war er in Texas, ab 1978 fünf Jahre in Bad Hersfeld, dann in Büdingen stationiert. Nach der Pensionierung beim Militär 1997 startete er am Flughafen im Frachttransport. Bereits 1980 hatte er sich in der Rhön in das Häuser Mädchen verguckt, ihr 1986 in ihrer Heimat das Ja-Wort gegeben.
Während Ihre Lieblichkeit regelmäßig verschiedene Dienste zwischen Theke und Bühne ausübt, schwingt Seine Hoheit im Männerballett das Tanzbein und hat als Supervisor die Augen über allen Theken, prüft, ob genug Getränke da sind und sorgt für Nachschub. „Elf 30-Liter-Fässer haben am Kölsche Abend nicht gelangt“, plaudert er aus seinem Bereich.
Brigitte Reith hat das Licht der Welt im Schlumberland erblickt, in Seligenstadt ist sie auch aufgewachsen. Wegen der Bank-Lehre kam sie nach Hausen, wo auch ihr Ehemann Jürgen tätig ist. 1987 haben sie geheiratet, nach der Elternzeit 2004 begann sie als Geschäftsführerin des FPZ und des Fördervereins, ist nach der Übernahme der Schulkindbetreuung Verwaltungsleiterin bei der Tochtergesellschaft des Kreises Offenbach.
„Das Schönste in Seligenstadt waren die Weckrufe des Prinzenpaars“, der Vater begleitete die Tradition mit der Querflöte im Spielmannszug. Klein-Brigitte war mit der Indianerperücke auf dem Zug.
Im Mai plant sie mit der ganzen Familie eine Rundreise durch die USA, feiert ihren runden Geburtstag in Florida. Der Baron verreist gleich am Aschermittwoch in die Berge, gefeiert wird aber auch dort – nämlich der Geburtstag seiner Ehefrau. (Von Michael Prochnow)