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„Bunte Bande“ der TGO und Lebenshilfe vereint Spiel und Tanz

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Von: Theresa Ricke

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Beim Rennen durch das Schwungtuch haben alle bei der „Bunten Bande“ Spaß. © Ricke, Theresa

Bei der „Bunten Bande“ können Kinder mit und ohne Behinderung mitmachen. Es geht dabei nicht um Wettkampfvorbereitung, sondern um Spaß an der Bewegung.

Obertshausen – Melissa erklimmt den Parkour aus einer Leiter und zwei Kisten. Mit dem Ball in der Hand stellt sie sich auf den höchsten Kasten und zielt auf den Basketballkorb. Sie wirft und trifft. Mit einem breiten Grinsen reist sie beide Arme in die Luft. Die Freude ist ansteckend. Melissa kann genauso wie alle anderen Kinder entscheiden, welches Bewegungsangebot sie annehmen möchte und wie sie es angeht: Neben dem Korbwerfen gibt es eine große Schaukel, viele Bälle und Reifen, Musik und Bänder. Jede Woche ein bisschen anders.

Melissa ist eines der Kinder bei der „Bunten Bande“, die eine Behinderung haben. In der inklusiven Sport- und Tanzgruppe treffen sich Kinder zwischen sechs und 16 Jahren, um sich gemeinsam zu bewegen – ohne dass der Sport auf einen Wettkampf hinausläuft. Das Konzept ist in einer Zusammenarbeit der Turngemeinde Obertshausen (TGO) und der Lebenshilfe Offenbach entstanden.

Martina Bode ist in beiden Vereinen aktiv. Die „Bunte Bande“ ist ihr Baby, wie sie sagt. Dieses Mal steht sie neben dem Kasten vor dem Basketballkorb und achtet darauf, dass niemandem etwas passiert. Sie feuert jedes Kind beim Werfen an, bejubelt jeden Fortschritt und motiviert bei einem Fehlwurf, es noch einmal zu versuchen. Hier geht es nicht um Wettkampfvorbereitung, sondern um Spaß an der Bewegung. Sie hat selbst eine Tochter mit einer Einschränkung. Sie habe beim Turnen immer gut mithalten können, aber das schafft nicht jeder Mensch mit einer Behinderung. „Für sie kommt dieses Angebot zu spät“, sagt Bode. Für viele andere Kinder nicht. Die Warteliste ist gefüllt mit 40 Namen und deshalb geschlossen worden. Denn „es hört keiner auf“. Eine Mutter bei der Sportstunde am Dienstag in der Halle der Sonnentauschule hat eine Tochter in der Gruppe, ihre zweite Tochter hat keinen Platz bekommen. Sie würde sich wünschen, dass beide teilnehmen dürften: „Wie erklärt man einer Sechsjährigen, warum sie nicht mitmachen darf, aber andere schon?“

Bei der „Bunten Bande“ hat jedes Kind die Chance, sich in verschiedenen Dingen auszuprobieren.
Bei der „Bunten Bande“ hat jedes Kind die Chance, sich in verschiedenen Dingen auszuprobieren. © Ricke

Eine Situation, die Martina Bode auch beschäftigt. Es sei schon über eine zweite Gruppe nachgedacht worden sein. Mehr Hallenkapazitäten könnte der Verein auch bekommen, aber dann fehlt es an Übungsleiterinnen und -leitern. Seit März gibt es die „Bunte Bande“. Ein Trainer sei schon wieder abgesprungen. Aktuell werden zwei Frauen ausgebildet, die neben einer C-Lizenz auch Profilerweiterung Inklusion machen. Die Kosten übernimmt die TGO.

Ein Kind fragt Martina Bode, was es an einem aufgestellten Rahmen eines Kastens machen soll. Es könnte durchkrabbeln, drüber klettern oder balancieren. Bodes Antwort: „Mach was du willst!“ Jeder kann sich hier ausprobieren und so weit gehen, wie er kann und möchte. Für die Regelkinder ohne Einschränkungen sei so ein aufgestellter Rahmen eher langweilig, weiß Bode. Sie lernen hier Rücksichtnahme und Geduld, wenn es bei den Inklusionskindern länger dauert. Denn für Nils, ein Kind mit einer schwereren Behinderung, ist es ein Erfolg, sich mithilfe seiner Mutter durch den engen Durchgang zu schieben. Er und die anderen Kinder mit Handicap können sich von den Regelkindern etwas abgucken, entwickeln den Gedanken, sie nachmachen zu wollen. Bode: „Hier können sie sich nach oben orientieren.“ Das gehe nicht, wenn sie nur unter sich sind.

Martina Bode hofft, dass mehrere Gruppen dieser Art im Kreis entstehen. „Da die schulische Inklusion offensichtlich an vielen Stellen nicht gewünscht ist, bin ich dafür, dass sie gesellschaftlich in Sport und Kultur stattfinden muss“, sagt Bode. Es habe einen Nerv getroffen, nicht anpruchslos aber ohne Wettkampfziele Sport zu treiben.

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