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Zu wenige nutzen Abholservice - Gastronomen in der Corona-Krise

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Leere Stühle und Tische: So wie bei Wirt Miron Mioc im Bürgerhaus-Restaurant sieht es zurzeit in jedem Lokal aus. Foto: Prochnow
Leere Stühle und Tische: So wie bei Wirt Miron Mioc im Bürgerhaus-Restaurant sieht es zurzeit in jedem Lokal aus. Foto: Prochnow

Gastronomen und ihre Mitarbeiter in Obertshausen stehen wegen der Corona-Krise mit wenigen oder gar keinen Einnahmen da. Einige von ihnen erleiden sogar herbe Verluste.

Obertshausen - Einer von ihnen ist beispielsweise der Wirt des Bürgerhaus-Restaurants. Miron Mioc hält mit versteinertem Blick eine Rechnung in seinen Händen. Er soll mehrere 1000 Euro Strom nachzahlen – und das gerade jetzt. „Seit dem 10. März ist der Umsatz rapide gefallen“, berichtet der Wirt, „am Sonntag haben wir nur noch 100 Euro eingenommen“.

Wegen Corona: Wichtige Buchungen fallen weg

Da saßen die Chöre schon nicht mehr am Stammtisch. Veranstaltungen – Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Tagungen der Stadt – wurden abgesagt. Für die Zeit über Ostern und dem Weißen Sonntag war das Haus ursprünglich komplett ausgebucht. Jetzt muss Mioc die Kautionen zurückbezahlen. Er ist sich sicher, dass viele der Termine überhaupt nicht mehr stattfinden werden.

„Wir haben unsere Lager überprüft“, sagt Mioc und bilanziert einen „unermesslichen Schaden“: Waren im Wert von 7000 bis 10 000 Euro musste er vernichten, nur manche Fleischsorten konnte er einfrieren. Auch den Inhalt angezapfter Bierfässer kippte er in den Ausguss.

Jahre um wieder auf Vor-Corona-Niveau anzukommen

Wenn sie irgendwann wieder öffnen dürfen, müsse er komplett neu einkaufen. Doch dann fehle ihm die Liquidität. Für seine sieben Festangestellten habe er Kurzarbeitergeld beantragt, der Geschäftsführer gehe leer aus. „Zwei, drei Wochen können wir das durchhalten“, sagt der erfahrene Gastronom. Mioc fürchtet, „es dauert mindestens zwei Jahre, bis wir wieder auf dem Vor-Corona-Niveau ankommen“.

Für einen Lieferdienst fehle seinem Betrieb die Infrastruktur. „Wegen zwei Gerichten nach Bieber zu fahren, lohnt sich nicht.“

Ähnlich hält es Giovianni Membola. Er führte lange die „Krone“ im Herzen Hausens, wechselte nach Offenbach und richtete vor zweieinhalb Jahren das „La Corona“ in der ehemaligen Metzgerei Schnellbacher ein. Sohn und Tochter erhalten Kurzarbeitergeld, berichtet der Italiener. Wegen Vorerkrankungen können sie keinen Lieferdienst anbieten. „Anfangs haben wir Speisen zum Mitnehmen angeboten, aber das haben zu wenige genutzt“, rechnet Membola die Ausgaben für Energie und Personal gegen.

Vor kurzem noch Gelächter über Corona-Witze

„Wir waren abends immer ausgebucht“, sagt Membola. „Aber schon im Februar haben die Leute Angst gehabt und blieben weg.“ Mehl und Nudeln halten, Fleisch hat er eingefroren und zuletzt noch reichlich über die Corona-Witze seiner Gäste gelacht. Einen Monat sei das Pausieren möglich.

„Wir sind seit Oktober in Quarantäne“, sagt Petar Duvnjak. Er hatte sein Eiscafé im Herbst geschlossen und wollte nächste Woche das Einjährige der „Eis Mia“ am Marktplatz feiern. „Erst hieß es, wir dürfen öffnen“, sagt er. „Dann mussten wir schließen, dann durften wir einen Abholservice anbieten, dann wieder schließen. Dann hieß es, Lieferservice sei okay“, schildert der Kroate. Also haben sie telefonisch und per Mail Bestellungen angenommen und mit Mundschutz und Handschuhen ausgefahren. „Am Samstag mussten wir komplett schließen.“

Das bereits produzierte Eis halte nicht ewig. „Wir haben es bereits einmal komplett entsorgt, und niemand kommt für die Kosten auf“, sagt der Unternehmer. „Vielleicht erlauben sie uns, einmal pro Woche auszufahren, so könnte man die Krise leichter überbrücken.“

VON MICHAEL PROCHNOW

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