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Laute Musik und grölende Gäste: Anwohner liegen in Obertshausen mit Bar-Betreibern im Clinch

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Von: Jan Lucas Frenger

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Die „Kuka Lounge“ in Obertshausen: Seit Eröffnung beschweren sich Anwohner unter anderem über laute Musik – die Betreiber erzählen eine andere Geschichte.
Die „Kuka Lounge“ in Obertshausen: Seit Eröffnung beschweren sich Anwohner unter anderem über laute Musik – die Betreiber erzählen eine andere Geschichte. © Frenger

In Obertshausen klagen Anwohner seit fast einem Jahr über eine lärmende Bar, die Betreiber fühlen sich hingegen schikaniert.

Obertshausen – Laute Musik bis spät in die Nacht hinein, grölende Gäste und wackelnde Möbel. Damit müssen sich die Bewohner eines Mehrfamilienhauses in Obertshausen scheinbar seit fast einem Jahr herumschlagen. Was ist passiert?

Im September 2021 eröffnet im Erdgeschoss des betroffenen Gebäudes in der Beethovenstraße 19 die „KuKa Lounge“. Geben soll es dort in erster Linie Kaffee und Kuchen, aber auch kleine Snacks und Cocktails stehen auf der Karte. „Von einer Lokalität dieser Art erwartet man eigentlich keine laute Musik mit dröhnenden Bässen, sodass die Fensterscheiben bis in die frühen Morgenstunden wackeln“, sagt Anwohnerin Elke Körner. Doch genau das ist laut der langjährigen Mieterin, die in einer Wohnung direkt über der Bar lebt, seit Eröffnung der Fall.

Obertshausen: „Lärm bis in obere Stockwerke geleitet“

„Ich kann nachts nicht mehr schlafen und auch tagsüber fängt der Lärm so früh an, dass ich nicht mal die Fenster öffnen kann.“ Auch andere Mieter leiden unter der Geräuschkulisse. „Ich wohne hier seit über 40 Jahren, so etwas hatten wir noch nie – das ist eine Zumutung“, beschwert sich Gisela Neumann und ergänzt: „Durch den Stahl, der im Gebäude verbaut ist, werden Lärm und Vibrationen bis in die oberen Stockwerke geleitet.“

Für einige Mieter seien die Ruhestörungen mitunter sogar so belastend, dass sie um ihren Job fürchten müssten. „Ich arbeite oft im Homeoffice, bei dem Krach kann ich mich aber nicht konzentrieren“, moniert Körner. Mit den Betreibern der Bar über die Situation zu sprechen hätten sie und andere Mieter schon häufiger versucht – bisher ohne Erfolg. „Die haben für uns überhaupt kein Verständnis – ganz im Gegenteil, man wird noch ausgelacht und beschimpft.“

Vermeintliche Lärmbelästigung in Obertshausen: Behörden ist der Fall bekannt

Schon oft habe die 61-Jährige aufgrund des Lärms Polizei und Ordnungsamt verständigt – die Kontrollen blieben unauffällig. „Die Sachlage ist uns bekannt, im letzten Jahr sind wir mehrmals wegen angeblicher Ruhestörungen gerufen worden, konnten jedoch keine Verstöße feststellen“, teilt die Polizei auf Nachfrage mit. „Die Örtlichkeit ist zudem mehrmals zu relevanten Zeiten überprüft worden, ruhestörender Lärm konnte nach 22 Uhr nicht festgestellt werden“, heißt es weiter. Für Körner und Neumann scheint die Sache klar: Sie vermuten, dass die Betreiber der Bar vor den anrückenden Ordnungskräften gewarnt werden und die Musik dann leiser drehen.

Der Kreisimmissionsschutzbehörde ist die Situation in der Beethovenstraße ebenfalls bekannt. Sie weisen auf die rechtlich vorgeschriebenen Lärm-Grenzwerte vor Ort hin. Demnach dürfe der Geräuschpegel tagsüber 35 Dezibel nicht überschreiten, nachts liege die Grenze bei maximal 25. „Unsere Behörde ist den Beschwerden nachgegangen, der Bar wurden strenge Auflagen, etwa ein Verbot zum Abspielen von Musik nach 20 Uhr, erteilt“, so eine Kreissprecherin.

Beweise und Dokumente gesammelt: Die Mieterinnen Elke Körner (links) und Gisela Neumann.
Beweise und Dokumente gesammelt: Die Mieterinnen Elke Körner (links) und Gisela Neumann aus Obertshausen. © -

Bar-Betreiber aus Obertshausen: Keine Saufgelage

Besserung habe sich seitdem jedoch nicht eingestellt. Mit einem speziellen Messgerät erfasse Körner auch jetzt noch regelmäßig Werte von über 100 Dezibel. Neben lauter Musik klagen die Anwohner zudem über stark alkoholisierte Gäste, die immer wieder zu später Stunde vor der Bar für Unruhe sorgten. „Mit einem Café hat das nichts mehr zu tun – das ist eine reine Kneipe“, meint die 74-Jährige Neumann.

Doch was sagen die Inhaber, Jenny Gorka und Jannis Fischer, zu den Vorwürfen der Nachbarn? Das Unternehmerpaar aus Rodgau kann die Anschuldigungen nicht nachvollziehen. „Es war von Anfang an klar, dass es auch Cocktails geben wird“, erläutert Fischer. „Das heißt aber nicht, dass wir bis spät in die Nacht Saufgelage veranstalten. Spätestens um 22 Uhr machen wir zu, da wir am nächsten Tag früh aufstehen müssen.“

Zu Gesprächen bereit: Betreiber und Anwohner in Obertshausen geben sich versöhnlich

Über die gesetzlich vorgeschriebenen Lärm-Grenzwerte sind sich die beiden bewusst, bisher sei es erst ein mal – bei einer Geburtstagsfeier – etwas lauter geworden. „Das war blöd von uns, dafür haben wir uns natürlich entschuldigt“, zeigt sich das Paar einsichtig und betont, ihnen sei nicht daran gelegen, den Anwohnern das Leben schwer zu machen. „Wir haben uns eine Musikbox ohne Bass geholt, führen keine Veranstaltungen mehr durch und saugen nur morgens, nach acht – wir nehmen die Anliegen der Mieter ernst“, so Fischer.

Er und Gorka hätten zudem schon oft das Gespräch mit denn Anwohnern gesucht und dabei erfahren, dass sich ein Großteil nicht an der Bar störe. „Es hat sich nur eine Mieterin bei uns beschwert, von den Anderen kommen sogar einige als Kunden zu uns“, erzählt Fischer. Die Jungunternehmer sehen die Vorwürfe daher als „aus der Luft gegriffen“ an und vermuten, dass ein Großteil der Mieter von einer einzelnen Person aufgewiegelt wird, um sie und ihr Unternehmen aus dem Haus zu ekeln. „Das ist furchtbare Schikane, uns soll damit Schaden zugefügt werden“, sagt Gorka. „Dabei wollen wir nur unserem Geschäft nachgehen – wir betreiben die Bar ja nicht zum Spaß, da hängen Existenzen dran.“

Daher sei das Paar auch weiterhin gewillt, in Dialog mit den Anwohnern zu treten. Diese zeigen sich ebenfalls gesprächsbereit. „Wir wollen ja niemanden zerstören, nur, dass mal über das eigene Verhalten nachgedacht wird“, sagt Körner und lässt die Tür damit offen, für eine gemeinsame Zukunft in der Beethovenstraße. (Jan Lucas Frenger)

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