Im Kleingärtnerverein wird seit Bestehen Gemüse angebaut

In der Parzelle von Siegfried Wilz, der seit zehn Jahren Vorsitzender des Kleingärtnervereins Obertshausen ist, dominiert eine Farbe: Grün. Sympathisch ungeordnet wächst im Großteil seines Gartens Obst und Gemüse.
Obertshausen – Die ersten Tomaten sind schon rot, die Apfelbäume voller Mini-Früchte, den Mangold will er noch pflücken und im Gewächshaus gucken seine Enkel immer nach kleinen Snack-Gurken.
Bei den Kleingärtnern ist es kein kurzfristiger Trend, sein eigenes Obst und Gemüse anzubauen. Im Gegenteil: Es ist sogar Pflicht, ein Drittel der Fläche dafür zu nutzen. So steht es im Bundeskleingartengesetz. Trotzdem behält jeder Pächter auch seine Freiheit: „Manche haben lieber mehr Platz zum Feiern oder freien Rasen für die Kinder, andere nutzen ihren Garten hauptsächlich zum Anbauen“, sagt Wilz.
Besonders seit der Corona-Pandemie sind die Gärten sehr beliebt. Zeitweise hätten über 80 Menschen auf der Warteliste des Vereins gestanden, erzählt Wilz. Dann wurden keine neuen Anfragen mehr aufgenommen. Denn auch sonst stehen bis zu 30 Namen auf der Liste, die durchschnittliche Wartezeit auf eine Parzelle liege bei sieben Jahren. „Es hat keinen Sinn ergeben, die Liste noch zu verlängert“, sagt Wilz.
Pro Jahr würden zwei bis drei der 97 Parzellen den Pächter wechseln. Die Fläche zu betreiben – mit eigenem Wasser und Storm – kostet ungefähr einen Euro pro Tag, gibt Wilz an. Langsam vollzieht sich ein Generationswechsel, auch wenn der Altersdurchschnitt noch bei 63 Jahren liege. „Jüngere Paare, auch mit Kindern, wollen selbst ein bisschen Gemüse ziehen, die Natur erleben. Die älteren Mitglieder pflanzen seit Jahrzehnten hier an.“
Im Verein spielt Zusammenhalt eine große Rolle. Nicht nur die Bewirtschaftung des eigenen Gartens kostet jeden Tag eine Stunde Zeit, auch die ganze Anlage am Rembrücker Weg 100 braucht Pflege. Deshalb muss jedes Mitglied Arbeitsstunden leisten.
Es wird auch zusammen gefeiert. Besonders über das Gartenfest bezieht der Verein seine Einnahmen. Zum 50-jährigen Bestehen sollten im vergangenen Jahr auch interne Feste wie das Aufstellen des Maibaums öffentlich gefeiert werden – die Pandemie kam dazwischen. Umso mehr freuen sich Wilz und Schriftführerin Eveline Stiller über das dreitägige Fest Anfang Juli. Stiller: „Es wird über 40 Kuchen geben, die bestimmt schnell verkauft sind.“
Über die Feste werden auch neue Pächter, die in der Corona-Zeit dazugekommen sind, in den Verein integriert. Bisher habe sie manche kaum gesehen, sagt Stiller. Dabei ist eine Regel des Kleingärtnervereins, dass die Hecken um die Parzellen nicht höher als 1,80 Meter hoch sein dürfen – damit man einander sieht. „Wenn jemand neu ist und ich grüße auf dem Weg zu meinem Garten, schreckt derjenige schon mal hoch. Aber ein Hallo ist das Mindeste“, sagt Wilz.
Wenn es um Pflanzen geht, kommt der Austausch wie von selbst: „Meine Petersilie wächst nicht“, beklagt Wilz. Aber er ist sich sicher, dass er im Nu einen Ableger von einem Vereinskollegen bekommen würde. „Jeder zieht seine Pflanzen nach. Dabei kommen meistens mehr raus, als man Platz hat. Die werden weitergegeben an neue Pächter oder mit anderen Setzlingen getauscht.“ Das spare Geld für Samen oder junge Pflanzen. Der Ertrag ist reichlich: „Wir haben den ganzen Winter von unserem eingelegten Gemüse gegessen“, sagt Wilz. Er achtet darauf, dass biologisch angebaut wird, auch wenn chemische Dünger nicht verboten sind.
Auch ohne Garten kann man sein eigenes Gemüse ernten. Eveline Stiller rät zu Gurken extra für den Balkon. Auch Salat könne man das ganze Jahr aussäen. Wer seine Gerichte mit eigenen Kräutern würzen möchte, kann diese bei sich auspflanzen. „Dazu reicht schon eine Fensterbank. Kräuterpflanzen können beim Supermarkt gekauft werden, den Wurzelballen etwas auflockern und eintopfen. Frisch schmecken die Kräuter viel intensiver“, schwärmt Wilz. (Theresa Ricke)
Das Sommerfest des Kleingärtnervereins findet vom 1. bis 3. Juli auf der Anlage (Rembrücker Weg 100) statt. Alle sind herzlich eingeladen.