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Linda Deierling aus Frankfurt fährt 3000 Kilometer mit dem Fahrrad

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Von: Theresa Ricke

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Am spanischen Strand haben sich Linda Deierling und ihr Freund ein Lager aus Treibholz gebaut, um sich vom anstrengenden Fahrradfahren zu erholen.
Etwa 3000 Kilometer fährt Linda Deierling mit dem Rad. © P

Linda Deierling fährt knapp 3000 Kilometer mit ihrem Fahrrad. Von der Reise nimmt sie viele Erfahrungen mit.

Obertshausen – Auf einer Reise mit dem Fahrrad, die etwa 3 000 Kilometer lang ist, sollte man sich mit Fahrrädern auskennen. Und wer vor der Reise kein Profi ist, ist es spätestens danach. Diese Erfahrung hat Linda Deierling gemacht. In der ersten Nacht der Tour, die sie zusammen mit ihrem Freund von Lissabon über Nordspanien und die französische Atlantikküste zurück nach Deutschland geführt hat (wir berichteten), hat ihr vermutlich eine kleine Nadel von einem Baum ein winziges Loch in ihren Fahrradschlauch gestochen. Seitdem hat sie Luft nachgepumpt.

Kurz vor dem Ende half auch das nicht mehr: Der Schlauch musste doch noch ausgetauscht werden. „Ich bin selbst von mir beeindruckt, wie cool ich das hinbekommen habe“, sagt Deierling rückblickend. Und auch ihr Freund gibt ihr gegenüber zu: „Das hast du wirklich gut gemacht.“

Linda Deierling nach ihrer großen Radtour: Viele neue Dinge gelernt

Fahrräder zu flicken ist nicht das Einzige, das die Obertshausenerin auf ihrer langen Reise gelernt hat. Rund siebeneinhalb Wochen ist das Paar unterwegs gewesen. Mit dem Handy wurde navigiert, geschlafen wurde im Zelt. Einen genauen Tagesplan gab es nicht. Keine alltäglichen Erfahrungen, die die beiden zusammen auf ihren Fahrrädern machten. „Mich hat es morgens oft gedrängt loszufahren“, erzählt Deierling. Sie hatte das Gefühl, Strecke schaffen zu müssen.

An einem Nachmittag kommen sie an einen Strand in Spanien. Sie sind ganz allein. „Es war wunderschön.“ Sie beschließen, dort zu übernachten, und an diesem Tag nicht mehr weiterzufahren. „Ich habe gelernt, dass man den Dingen ihren Lauf lassen muss. Wir hätten tolle Menschen nicht kennengelernt, wenn wir morgens früher losgefahren wären. Ich habe ein Vertrauen entwickelt, dass es am Ende so kommt, wie es kommen soll. Und das ist dann auch gut.“

Das möchte sich Linda Deierling, die in Obertshausen aufgewachsen ist und mittlerweile in Frankfurt wohnt, beibehalten. Die Umstellung vom Alltag zum täglichen Fahrradfahren sei ihr leichter gefallen als andersherum, sagt sie. Jetzt schläft sie bei offenem Fenster, nachdem sie so lange nicht in einem geschlossenen Raum und auch nicht in einem Bett geschlafen hat.

Linda Deierling nach ihrer großen Radtour: Geprägt durch viele Menschen und Gespräche

Ausgemacht hat diese Reise für sie auch die Begegnung mit den vielen Menschen auf dem Weg. Sie hätten dem Paar oft Tipps gegeben, wo es besonders schön ist, wie sie besser fahren können. Das könne ein Navigationsgerät nicht leisten. Bei diesen Begegnungen kommt es auch immer wieder dazu, dass Deierling von der Spendenaktion der Hausener Gemeinde St. Josef erzählt, auf die sie mit ihrer Fahrt aufmerksam machen möchte.

Das sei bei allen gut angekommen: „Ein Portugiese mit 20 Fahrrädern in der Garage hat uns eingeladen, bei ihm zu übernachten. Er hat 50 Euro gespendet.“ Auf ihrem Instagram-Kanal „lindaslifeaffair“ hat sie Interessierte mit auf die Reise genommen und verbreitet weiter Highlights aus den vergangenen Wochen. Dort sind rund 1000 Euro für das Projekt in Indien zusammengekommen. Einen größeren Anteil nehmen die Spenden ein, die direkt an das Spendenkonto der Gemeinde gegangen sind. Knapp 5000 Euro sind es geworden. Damit können 46 Kinder für ein Jahr mit Mahlzeiten versorgt werden. „Das hätte ich nie erwartet“, freut sich Deierling über die Summe.

Linda Deierling nach ihrer großen Radtour: Neue Pläne in der Pipeline

Ideen für die nächste Fahrradreise gibt es auch schon. Der Balkan, an der Nordsee entlang oder Island könne sie sich als Ziele vorstellen. In Europa wollen sie bleiben und nicht mehr ganz so lange unterwegs sein. Dann möchte Deierling, die eine Ausbildung als Coach gemacht hat und bei der Deutschen Bahn arbeitet, wieder ein Projekt unterstützen. Es könnte sich für den Klimaschutz einsetzen oder für Mobilität durch Fahrräder. „Ich bin oft mit dem Fahrrad gefahren, wenn andere mit dem Auto abgeholt wurden. Das hat mir zu einer gewissen Selbstständigkeit verholfen“, sagt Deierling.

Der Natur fühle sie sich verbunden. Sie fährt gerne am Main entlang. „Das beruhigt mich.“ Sie ist sich sicher, dass wenn der Umwelt geholfen wird, die Menschen etwas zurückbekommen. „Alles hängt miteinander zusammen.“ Dazu möchte sie ihren Teil beitragen. (Theresa Ricke)

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