In „Lost Places“ begibt sich Hobbyfotograf Ralf Otterbein auf Spurensuche

„Lost Places“ können ihren eigenen Reiz entfalten. Ralf Otterbein versucht ihn mit seiner Kamera einzufangen - auch bei Ymos in Obertshausen.
Obertshausen – Mit der Ymos AG verbindet Ralf Otterbein Erinnerungen. Früher hat er hier in den Semesterferien gejobbt. Auch sein Vater war dort angestellt. Er weiß also, wie die Gebäude früher aussahen, als sie noch genutzt wurden. Im Jahr 2018 ist Ralf Otterbein als Hobbyfotograf wiedergekommen und hat sich in den leeren Hallen umgesehen. In Tresore hat er geguckt, Akten im verstaubten Archiv durchblättert und nach den Resten der einstigen Betriebsamkeit gesucht.
Der Vergleich zu einem Detektiv gefällt dem Obertshausener: „Für mich sind ,Lost Places’ dann faszinierend, wenn noch etwas von der ursprünglichen Zeit zu sehen ist. Wenn man meint, die Zeit sei dort stehen geblieben.“ Er sucht den Charme des Vergangenen.
Das Resultat der Spurensuche ist damals eine Ausstellung im Rathaus gewesen. Otterbeins Bilder sind im Großformat ausgedruckt worden und durch alte Bilder aus dem Firmenarchiv ergänzt worden. Ein Hobbyfotografen-Kollege und Freund, Detlef Penzel, hat seine Bilder in einer Diashow auf Leinwand laufen lassen.
Mehrere „Lost Places“ in Obertshausen
Es ist nicht der einzige „Lost Place“ – ein einstmals belebter Ort, der nun verlassen ist – den Otterbein in Obertshausen fotografiert hat. Auch in der ehemaligen Fröbelschule durfte er schon mit seiner Kamera auf die Suche nach guten Motiven gehen.
Aber es müssen nicht immer verlassene Orte sein, die Otterbein interessieren. In Frankfurt hat er schon Bilder von der Skyline gemacht oder einzelne Gebäude abgelichtet, deren Bilder er gern auch mal in der Nachbearbeitung verändert. Dann knickt eins der hohen Gebäude in der Mitte um 90 Grad ab und verläuft parallel über dem Boden.
Wenn er nicht – was er besonders gern macht – Architektur oder andere symmetrische Formen fotografiert, zieht es Ralf Otterbein in die Ferne. Mit seiner Frau geht er auf Fotoreisen. Island, Nepal und Uganda waren einige der Ziele.
Hobbyfotograf ist nicht nur in Obertshausen unterwegs
In Afrika hat Otterbein seine Begeisterung für die Fotografie entdeckt. Für eine Safari in Kenia und Tansania hat er sich eine Digitalkamera gekauft. Aus den Fotos hat er ein Album gemacht. „Ich habe viel Lob dafür bekommen“, sagt Otterbein. Also bleibt er dran und erweitert seine Ausrüstung. Er fragt sich, warum er seine Werke nur Freunden und Familie zeigen sollte, und sucht den Austausch mit anderen Fotobegeisterten im Internet.
Das Forum eines Fotografie-Magazins ist sein erster Anlaufpunkt gewesen. Auch dort bekommt er viele positive Rückmeldungen und von der sachlichen Kritik habe er viel lernen können, sagt Otterbein. Denn einen Kurs oder ähnliches zur Fotografie hat er nie besucht: „Ich bin Autodidakt.“
Teil einer großen Gruppe: „Fotos & Geschwätz“ trifft sich auch mal in Obertshausen
Um sich nicht nur virtuell austauschen zu können, ist er einer Gruppe bei Facebook beigetreten, die sich regelmäßig zu „Fotowalks“ trifft. Also auch „in echt“ zusammenkommt und gemeinsam fotografiert. Die Gruppe „Fotos & Geschwätz“ hat sich 2017 gegründet und mittlerweile 350 Mitglieder. Sie bezeichnet sich selbst als „die wohl größte Foto-Community im Rhein-Main-Gebiet“. Dort ist Otterbein einer von mehreren, die Unternehmungen organisieren. Sie fahren etwa mit der Mainfähre, besuchen Städte wie Büdingen oder Idstein, probieren sich an der Sportfotografie beim Rugby oder Boxen und treffen sich auch mal in einem „Lost Place.“ Das führte ihn auch wieder zu Ymos. „Wir konnten mit kleineren Gruppen von 15 bis 20 Fotografen mehrere Fotowalks dort machen“, sagt Otterbein. Mittlerweile besteht allerdings ein zu hohes Einsturzrisiko. Es wird keinen Fototermin mehr geben. Überhaupt betreten die Gruppen „Lost Places“ nicht einfach so ohne Anmeldung. Im Alten Polizeipräsidium in Frankfurt, einem weiteren „Lost Place“, können beispielsweise Führungen gebucht werden. Bei 20 verschiedenen Fotografen entstehen dort sehr viele Fotos. Die besten zwei kann jeder an Ralf Otterbein schicken und er erstellt dann ein Album zu dem Ausflug: „Es ist immer spannend, wie unterschiedlich gleiche Motive von verschiedenen Fotografen gesehen werden.“ (Theresa Ricke)
Vulkane ziehen den Fotografen und Drohnen-Pilot Daniel Haußmann aus Obertshausen magisch an.
Infos im Internet: fotos-und-geschwaetz.de und facebook.com/fotosundgeschwaetz