Ein Flug in die Sterne

Der Katholischen Kirchenchor Obertshausen (KKCO) steht wieder auf der Fastnachtsbühne. Die zweijährige Zwangspause ist nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, so fehlten etwa Akteure am Samstag. Was sie im Pfarrsaal St. Thomas Morus nicht vermissen mussten, war die fröhliche und familiäre Stimmung
Obertshausen – Dafür sorgte auch Diana Dutzki, die vergnügt und ungezwungen durchs Programm führte. Zunächst stellte sie Sänger mit einem Potpourri aus dem All vor. Die Arrangements zum „Sternenhimmel“ begleitete Chorleiterin Meike Buchbinder am Klavier unter dem Motto, „der KK reist in die Ferne und fliegt an Fastnacht in die Sterne“.
Als lieb gewonnene Tradition und mit viel „Hellau!“ empfingen die Obertshausener das Offenbacher Prinzenpaar, „das schönste, was Lederanien in der Fastnacht zu bieten hat“: Prinz Dennis I. mit Benzin im Blut und seine Prinzessin, die Kinderärztin Jennifer I.. Sitzungspräsident Sebastian Leinweber präsentierte Comtesse Bridget I. und Lederbaron Edward I. als erstes deutsch-amerikanisches Tollitäten-Paar.
Nicht nach Obertshausen kommen konnte hingegen Pfarrer Norbert Hofmann. Er habe aber einen „risikoreichen Beruf“, meinte der Offenbacher Stabschef, der Seelsorger musste erkrankt fernbleiben. Auch das Männerballett Rodau-Piraten hatt es erwischt. KKCO-Vorsitzende Katja Larbig erinnerte in Reimen an das schwäbelnde Büttenass Gerhard Abt, der erst Tage vor der Sitzung verstorben ist.
Dann erinnerte die Ansagerin an die Marschmusik der Achtzigerjahre mit Josef „Seppl“ Grolig. Bei der Veranstaltung am Samstag spielten die Mitglieder der Main Brass Offenbach und The Sound of Frankfurt, die sich zur Brass Sound Connection zusammengeschlossen haben und gleich zum Start kräftig Stimmung verbreiteten.
Bevor Solotänzerin Kira Frickel artistische Figuren im Takt zeigen konnte, schwang Präsident Leinweber den Besen, um den Boden der Bühne sicher zu fegen. Auch den „scharfzüngigen, närrischen Rückblick“ überließ der Chor den Babbschern. Deren Chef Andreas Murmann rechnete mit der Ampel-Regierung ab, nannte Inflation, Energiekrise und Kriegsgefahr. „Die neue Regierung zeigt, wie schlimm er ist, der Fachkräftemangel“. Im Vergleich zur Bundeswehr sei „die Ranzengarde in Bürgel besser bewaffnet“.
Mit den Sanktionen habe man „nicht Putin, sondern die eigenen Leute getroffen“, und mit dem Neun-Euro-Ticket genoss man „das Reisen in vollen Zügen: Die Bahn ist ja im Normalfall schon überfordert. Kritik äußerte Murmann auch gegenüber Angriffen auf Rettungskräfte: „Muss Berlin auch Silvester wiederholen?“, fragte er.
In knallbunten Glitzer-Kleidern sprangen die Vanity Showdancer aus Frankfurt auf einem „Jahrmarkt“ zu den Schlagern von Fischer bis Drews und Leandros. „Die Stimmung in Obertshausen ist tausendmal besser als in Frankfurt“, schwärmte die Leiterin. Anne und Liese alias Michael Möser und Oliver „Ollo“ Murmann kamen als wandelnde Kabinen und mit Handpuppen als Vorhut. Sie übten ihre „Lieblingsfiguren“ im Yoga, die „Kerze“ war jedoch eine „Duftkerze“. Dann übte der „breitbeinige Elefant“ mal zwei Minuten „nix sagen“. Vier Sängerinnen des Chors trafen sich in einer „Phobie-Selbsthilfegruppe“, keiner durfte sich entschuldigen, wiederholen oder peinliche Pausen einlegen - was natürlich nicht klappte. Siggi Müller, Gestalterin des Ordens, berichtete von ihren Erlebnissen im Krankenhaus: „Wenn de den Pups wieder riechen kannst, biste gesund“. (m)