1. Startseite
  2. Region
  3. Obertshausen

Ein Spanferkel nach dem Spiel

Erstellt:

Kommentare

Die Fußballmannschaft musste im Laufe ihrer Geschichte häufig ihren Platz wechseln.
Die Fußballmannschaft musste im Laufe ihrer Geschichte häufig ihren Platz wechseln. © p

Spartak – an diesen Namen erinnert sich kaum noch jemand. Aber so haben sie sich genannt, als sie in Dudenhofen die ersten Pässe geschlagen haben. Seit einem halben Jahrhundert ist Obertshausen die Heimat des Fußballclubs Croatia. Am 24. Juni feiert die Gemeinschaft ihren 50. Geburtstag und blickt zurück auf die Anfänge eines der ältesten von Menschen mit Migrationshintergrund gegründeten Vereins.

Obertshausen – Nach den ersten Spielen auf Rodgauer Boden trafen sich die Männer aus dem damaligen Jugoslawien zu Beginn der Siebzigerjahre an jedem Sonntagvormittag auf dem Feldhandballplatz in Hainstadt. 1973 nannten sie sich bereits Jugos, doch als die Gastgeber eine hohe Platzmiete verlangten, sahen sie sich nach einem neuen Standort um. Da kam ihnen zugute, dass Maria Novosel, die Ehefrau von Mitbegründer Juraj „Juri“ Novosel, im Einwohnermeldeamt Obertshausen beschäftigt war.

Bürgermeister Robert Roth vermittelte 1975, dass die Fußballer auf dem Platz der Turngemeinde an der Heusenstammer Straße spielen durften. Als die Kickers Obertshausen drei Jahre später ins gerade eröffnete Sportzentrum zogen, konnte der FC Jugos den Platz am Rembrücker Weg übernehmen.

Im Clubheim gab’s nur zwei Duschen, Gästen haben sie immer den Vortritt gelassen, erzählen die Senioren. Nachbar Adam Köhl war Platzwart und stiftete einen Satz Trikots. 200 Zuschauer verfolgten jedes Heimspiel – vielleicht weil danach ein Spanferkel gegrillt und neun Liter heißer Slibowitz verkauft wurden, verrät Maria Novosel.

Sie hat jedes Dokument, jeden Zeitungsausschnitt fein säuberlich abgeheftet. Die Papiere halten fest, dass 1973 Branko Krisnic aus Hainstadt der erste Vorsitzende des neuen Vereins war. Auf dem Leitungsposten folgten Juri Novosel, Ivan Burnac, Josef Bursak und Ivan Abramovic.

Ab 1999 stand Oliver Weber an der Spitze, zweiter Vorsitzender war Ivan Cveljo, Milan Podnar führte die Kasse. Ab 2003 leitete Cveljo den Verein, 2005 hieß der erste Mann im Club Podnar. Nach einer Unterbrechung lenkt er seit 2010 die Geschicke des Jubelvereins. Als „ewiger zweiter Vorsitzender“ ging der bekannte Gastronom Miron Mioc in die Analen ein.

Die Elf kickte anfangs in der jugoslawischen Liga Rhein-Main, ab 1975 richtete sie nur noch Pokalwettbewerbe aus. Doch auch in der B-Liga bewährte sich das Team.

In den 1990ern verpflichtete der Vorstand den aus seiner bosnischen Heimat nach Obertshausen geflüchteten Nationalspieler Mirsad Kapetanovic, unter dem die damaligen A-Ligisten in die Bezirksliga aufstiegen. Zunächst stärkten mehrere Oberschlesier den FC, der oft die Tabelle anführte und wiederholt die Stadtmeisterschaften gewann. Anfang der Neunziger war es auch, als sich das Team nach heftigen Debatten in Club Croatia umbenannte.

Wie bereits zu den Anfängen musste das Fußballteam auch im weiteren Verlauf seiner Geschichte flexibel mit seiner Adresse sein. Als das alte Kickers-Gelände fürs Haus Jona verschwand, blieb den Sportlern nur eine Abstellkammer im Waldbad. 1989 baute die Stadt in den geräumten, fensterlosen Schießstand in der Sporthalle Badstraße zwei Fenster ein, er wurde das Zuhause für 20 Jahre. 2009 wurde der Mietvertrag nicht verlängert, der FCC wechselte an seinen aktuellen Standort, ins Gebäude der ehemaligen Werkgemeinschaft Karl Mayer.

Plaudernd erinnern die Älteren an große Folkloreabende mit bekannten Tanzgruppen und Schlagersänger Ivo Robic. Doch auch beim Obertshausener Weihnachtsmarkt waren sie von Anfang an dabei. Am 24. Juni feiert der FC Croatia nun seinen 50. Geburtstag auf dem Gelände an der Albrecht-Dürer-Straße und die ganze Stadt ist eingeladen. (m)

Auch interessant

Kommentare