Prunksitzung der Babbscher in Obertshausen lässt baldigen Generationswechsel erahnen

Nicht mehr Schlager sondern Rap sollte gehört werden. Das sagt zumindest eine 13-Jährige, die die Prunksitzung der Babbscher in Obertshausen aufmischt.
Obertshausen – Bushido, Cro und Haftbefehl contra Helene Fischer, Vanessa Mai und Andrea Berg: Bei den Babbschern bahnt sich ein Generationswechsel an. Und mit Janne Schulz hat der närrische Nachwuchs jetzt auch die Bütt erobert. Die 13-Jährige warb bei der Prunksitzung des Obertshäuser Tanzsport- und Karnevalsvereins für Rap und Hip-Hop statt Schlager und Ballermann-Hits.
Sie hätte vielleicht auch dafür die Trommel rühren sollen, nicht mit dem Auto zur Fastnacht zu kommen. Denn das Umfeld der Mehrzweckhalle bietet kaum Parkraum, aber wer ein echter Narr ist, kam freilich per pedes! Nur ein Problem blieb am Samstagabend: Die Schürzenträger wählten die Konkurrenz mit den befreundeten Karnevalisten in der Mühlenstadt, dort feierten zeitgleich die Lämmerspieler und die Mühlheimer Wehr.
Prunksitzung in Obertshausen: Viele „Blaue“ sorgen für Stimmung
Schade, sie hätten sich bestimmt auch gerne unter den „United Colors of Fassenacht“ unterhalten, so blieben an der Waldstraße eine Reihe Plätze unberührt. Eng wurde es dagegen im Rampenlicht, als der bunt aufgestellte Elferrat, Garden und Tollitäten die Bühne bevölkerten. Sprecher Sebastian Leinweber stellte Comtesse Bridget I. und Lederbaron Edward I. vor und führte durch ein vielfältiges und auf die Minute pünktliches Programm, dass die Dragonflies im Takt der „Biene Maja“ eröffneten. Unter den jüngsten Tänzerinnen fühlt sich auch ein Junge wohl.
Später begeisterte Florentina Knill mit einem Schau-Solotanz, im Laufe des Abends verbreiten viele „Blaue“ Stimmung im Saal, von den Blue Little Wings über die Blue Magic Teens und Blue Diamonds bis zur Show der Blue Blizzards. Das Tanzbein schwangen auch die Häuser Gretchen, das DEB-Männerballett Rodaupiraten und das der Katholischen Karnevalisten Mühlheim (KaKaM). Das Rudel beeindruckte ebenfalls mit einer bewegungsreichen Nummer.
Narren in Obertshausen machen auch vor dem Bürgermeister nicht Halt
Mit Cupiditas aus Rodgau empfahl sich eine erfahrene Formation mit anmutigen, synchronen Bewegungen und artistischen Elementen in der Choreografie. Dazwischen schwang, wedelte, warf und fing die Bannergarde die Babbscher-Fahnen in unterschiedlichen Größen im Takt bekannter Melodien. Zu neuer Stärke sind die Nodebabbscher erwachsen, KaKaM-Mann Wolf-Christian Baesecke heizte dem Publikum mit Gassenhauern ein. „Hört doch einfach nur Rap, schneidet ab den alten Zopf“, plädierte Janne. „Und Bürgermeister Friedrich? Der hört wahrscheinlich Kuschelrock!“, kritisierte die Schülerin, verurteilte in Jugendsprache, der Elferrat sei „aus der Steinzeit-Fraktion, megaout, bringt null Extase, befindet sich wohl in der Fashion-Findungsphase“. So warfen sich auch „Lauch und Reddisch“, Michael Schmitt und Lukas Kreher sowie „Michael Möser und Oliver Murmann als „Anne und Liese“ in köstlichen Kostümen die Bälle zu.

Mit spitzer Feder beobachtete Protokoller und Vorsitzender Andreas Murmann das Geschehen in der Welt. Die neue Regierung in Berlin „zeigt mit ihrem Gerangel, wie schlimm er doch ist, der Fachkräftemangel“. Im Vorrunden-Aus bei der Fußball-WM in Katar erkannte er „ein Sinnbild deutscher Politik.“ Dann schmeißen die klebenden Klimaaktivisten „auf Weltkunstwerke auch mal Suppe“. Murmann fand, „auch wenn der Klimaschutz ist ehrenwert – Erpressung, die ist grundverkehrt.“
Er griff die Ukraine-Unterstützung auf, die Legalisierung von Cannabis und die Korruptionsaffäre im EU-Parlament. Zu kriminellen Migranten befand der Babbscher-Chef, „wer uns verachtet und für blöde hält, bekommt am Ende trotzdem Geld“. (Von Michael Prochnow)