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Syrer muss sich wegen versuchten Mordes an Ex-Frau verantworten

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Stühle in einem Gericht (Symbolbild)
Ein Mann muss sich wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten, weil er seine Ex-Frau in Obertshausen mit einem Beil angegriffen hatte. (Symbolbild) © Caroline Seidel / dpa

In Obertshausen hat im Sommer vergangenen Jahres ein Mann seine Ex-Frau mit einem Fleischerball angegriffen. Nun beginnt der Prozess zu der Tat.

Obertshausen/Darmstadt – 28. August 2021, 14 Uhr, S-Bahnhof Obertshausen. Extrem brutal rächt sich ein enttäuschter Ehemann in aller Öffentlichkeit an seiner getrennt lebenden Frau. Mit einem Fleischerbeil hackt Sohil A. der 45-Jährigen beinahe beide Unterschenkel und den linken Unterarm ab. Seit gestern muss sich der 59-Jährige vor der Schwurgerichtskammer des Landgerichts Darmstadt dafür verantworten. Die Anklage lautet: versuchter Mord.

„Ich wollte sie entstellen, aber nicht töten. Ich wollte ihr die Schönheit nehmen. Es tut mir sehr leid,“ lässt der Nieder-Rodener durch seinen Verteidiger Hans Georg Kaschel verlauten. Man sei zu einem Täter-Opfer-Ausgleich bereit. Angesichts der schweren Verletzungen und Folgeschäden klingen die Worte eher trivial und schwer glaubhaft. Neun Monate verbrachte die Mutter zweier erwachsener Söhne in der Klinik. Nur durch das Eingreifen eines Ehepaares und einer Notoperation konnte ihr Leben und die Gliedmaßen gerettet werden. Noch heute kann sie die linke Hand nicht richtig gebrauchen, sich nur mithilfe von Rollator und Rollstuhl bewegen. Ob die Folgen des Angriffs jemals wieder verschwinden, ist ungewiss. Die Ehefrau tritt im Prozess als Nebenklägerin auf, will dem Täter jedoch nicht gegenüber treten. Ihre Vernehmung soll deshalb in Kürze per Video-Liveschaltung geführt werden.

Nach Angriff mit Fleischerbeil in Obertshausen: Wohl kein Alkohol und keine Drogen genommen

Weder Alkohol noch Drogen sollen Einfluss auf die Attacke gehabt haben. Um den geistigen Zustand und die Schuldfähigkeit des Angeklagten zu klären, wird ein psychiatrischer Sachverständiger hinzugezogen.

Die erste Ehepause erfolgte 2020 für mehrere Monate. Danach zog die 45-Jährige jedoch wieder zurück in die gemeinsame Wohnung in Nieder-Roden. Im Frühjahr 2021 kam dann die endgültige Trennung. Sie zog ins Frauenhaus, er blieb. Eine gerichtliche Maßnahme nach dem Gewaltschutzgesetz verbot dem Syrer fortan, sich der Ehefrau mehr als 50 Meter zu nähern.

„Ich habe die beiden 2015 im Flüchtlingsheim kennengelernt, habe sie als ganz normales Ehepaar erlebt“, erinnert sich eine 47-jährige Freundin des Opfers, „Sie hat aber auch erzählt, dass er sehr eifersüchtig sei und sie kaum aus dem Haus dürfe. Sie fühlte sich eingesperrt.“ Immer wieder habe sie gesagt, sie habe Angst vor ihm. Er würde sie bedrohen, hätte schon einen Spiegel zertrümmert. Einmal sei die Freundin auch Zeugin eines Vorfalls geworden: „Es gab einen Streit der beiden bei mir zuhause. Er nahm sich in der Küche ein paar kleine Messer und drohte damit, wollte sie hinaus zerren. Sie hat sich gewehrt. Verletzt wurde niemand.“ Ein Nachbar habe versucht zu schlichten. Die Freundin: „Er ist eigentlich ein guter Mensch. Nur beide zusammen, das geht nicht!“ Im Krankenhaus habe ihr die Verletzte erzählt, dass er das Hackmesser vor zwei Jahren mit den Worten „Das werde ich irgendwann brauchen“ gekauft habe. „Wir haben die Drohungen beide nicht ernst genommen. Er hat sie doch geliebt,“ meint die Zeugin.

Mann attackiert Ex-Frau mit Fleischerbeil in Obertshausen: War er eifersüchtig?

Staatsanwalt Christian Dilg will wissen, ob es einen Grund zur Eifersucht gab. „Ich weiß es nicht. Ich schaue nicht in ihr Herz,“ so die wörtliche Übersetzung aus dem Arabischen.

Der 27-jährige Sohn des Paares bestätigt die ehelichen Probleme: „Sie diskutierten viel, waren nie einer Meinung. Manchmal gab es Handgreiflichkeiten, von beiden ausgehend.“ Die Mutter habe Probleme gehabt, sich an die Regularien zu halten, zu erklären, wann und wohin sie gehe. Sie habe dann nicht die Wahrheit gesagt. Von Drohungen seitens des Vaters wisse er nichts. „Da hatte sich wohl was angestaut bei ihm. Ich bin absolut gegen diese Tat. Ich habe ihn danach gefragt: ‘Wieso machst du so was?’“ - die Äußerung des Sohnes zur Sache klingt in der Übersetzung eher hölzern als traurig. Er habe schon lange keinen Kontakt mehr zur Mutter – aus persönlichen Gründen, die er nicht thematisieren will. Bis Anfang September soll verhandelt werden.

Von Silke Gelhausen

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