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Erinnerungen an die Schulzeit

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Von: Stefan Mangold

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Thomas Zeiger rekapituliert die Historie der Schulgebäude in Obertshausen. Die meisten Zuhörer lernten auf der Joseph-von-Eichendorff-Schule Lesen und Schreiben.
Thomas Zeiger rekapituliert die Historie der Schulgebäude in Obertshausen. Die meisten Zuhörer lernten auf der Joseph-von-Eichendorff-Schule Lesen und Schreiben. © Mangold

In Erinnerungen an Kindheit und Jugend spielt die Schule eine dominierenden Rolle. Beim jüngsten Babbelstammtisch des Geschichtsvereins im Werkstattmuseum Karl-Mayer-Haus sprach Thomas Zeiger über die Geschichte der Schulen in Obertshausen.

Obertshausen - Die Seele einer Gemeinde besteht aus weit mehr als den historischen Daten der ersten urkundlichen Erwähnung oder der Frage, wann man welchem Bischof, welchem Fürsten gehörte. Besonders dort, wo jeder jeden kennt, lebt die Geschichte vor allem von Geschichten. Das wurde beim Babbelstammtisch einmal mehr deutlich

Und so erzählt Zeiger, bevor es mit dem eigentlichen Thema losgeht, wie es vor gut fünf Jahren dazu kam, einmal monatlich den Babbelstammtisch anzubieten. Auf dem Weinfest rätselten ein paar Leute, wie dieser oder jene längst Verstorbene noch mal geheißen habe. Im Verbund kam man schließlich auf die Namen.

Der 70-Jährige erzählt später von einer Lehrerin und einem Lehrer der Joseph-von-Eichendorff-Schule, deren Namen den meisten im vollbesetzten Raum geläufig sind. Einmal verließ das Fräulein Soundso im Unterricht den Klassenraum. Ihr verheirateter Kollege stellte sich beim Fremdgehen ziemlich dabbisch an, „wir konnten durch Fester sehen, wie die beiden sich küssten“. Der kleine Thomas erzählte von seiner Beobachtung seinem Vater, der wiederum den Lehrer von der Erkenntnis unterrichtete, „Du hast es mit der Soundso“. Der Pädagoge war wohl zu verdattert, um zu leugnen, sondern fragte erschrocken: „Woher weißt Du das?“

Zeiger steigt in seiner Rückschau aber weit früher ein, erzählt aus dem 19. Jahrhundert, als es den meisten Eltern noch nicht in den Sinn kam, ihre Kinder unterrichten zu lassen, weil sie es sich nicht leisten konnten, auf die familiären Arbeitskräfte in der Landwirtschaft zu verzichten. Das erste Schulgebäude entstand 1823 Ecke Häuser Weg und Obergasse, in einem weiteren saßen die Kinder ab 1876 an der heutigen Waldstraße 1 vor dem Katheter. Viel Platz gab es dort nicht, „der Volksmund sprach von Mäusesälchen“. Im ersten Stock des Gebäudes bezog der Hauptlehrer Quirin eine Wohnung, der 1890 in Obertshausen seine Stelle antrat. Der Zweitlehrer schlief im alten Haus unter dem Dach.

Fast alle, die zuhören, besuchten die 1908 gebaute Joseph-von-Eichendorff-Schule. Auf einem der alten Klassen- und Jahrgangsfotos entdeckt jemand eine Claudia, zu der ein anderer weiß: „Claudias Oma war Hebamme, die brauchte auch mich auf die Welt“. In den Chor stimmen viele ein, die in Zeiten zur Welt kamen, als die Mütter in der Regel zu Hause entbunden. „Und wir sind trotzdem alle gerade gewachsen“, lautet der Tenor.

Die Eichendorff-Schule eröffnete 1962 ihr Schwimmbad. Ein Bild zeigt die Einweihung. Jemand erzählt, damals sei es nicht möglich gewesen, jemanden aus der Lehrerschaft zu rekrutieren, der den Schwimmunterricht übernimmt. Der einfache Grund: Kein Lehrer konnte schwimmen. Jemand musste von außerhalb kommen.

Ein Zuhörer bemängelt, der Kreis Offenbach habe sich bei der Instandhaltung des Schwimmbads mit dem Kostenargument nicht übermäßig engagiert, was so weit ging, dass die Schließung im Raum gestanden habe. Doch mit dem Einwand, wo die Kinder sonst Schwimmen lernen sollten, verlief der Protest dagegen erfolgreich. Heute ist das Schwimmbad die Unterrichtswoche über voll ausgebucht, beileibe nicht nur von Eichendorff-Schülern.

Von einem Klassenfoto aus den 50er Jahren kann eine Frau so ziemlich alle Namen der damals Jugendlichen benennen. Heute dürften davon einige nicht mehr am Leben sein. Darüber wird in der Runde lebhaft diskutiert.

Und so vermischen sich beim Babbelstammtisch fast automatisch die Themen. Es geht auch um Uznamen. So trug einer den Namen „Karnickel“, nicht nur weil er Hasen besaß, sondern auch, weil man ihm auch gewisse Eigenschaften nachsagte, die er mit den Nagern offenbar gemeinsam hatte. Jemand im Publikum erinnert an den „Flieder“. So nannten Schüler und Kollegen an der Eichendorff-Schule in den 1960er Jahren einen Lehrer, der zu dem Pflanzennamen kam, „weil er auf Ausflügen immer regelrecht aufblühte“.

Von Stefan Mangold

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