Forstamt Langen: Obertshausener Wald macht Miese

Es ist zu trocken, zu warm, zu teuer: Das Defizit im Obertshausener Waldwirtschaftsplan wächst. Ein Förderprogramm der Bundesregierung könnte einen Ausgleich schaffen.
Obertshausen – Der Klimawandel kostet Geld. Das sieht man auch im Waldwirtschaftsplan der Stadt Obertshausen für 2023, der von Hessen Forst erstellt wird. Die Bilanz: etwa 18 000 Euro Minus. „Unser ganzes Handeln wird von der klimatischen Entwicklung überschattet“, sagt Melvin Mika, Forstamtsleiter in Langen und zuständig für den Obertshausener Stadtwald. Das Förderprogramm „KLAWAM“ – klimaangepasstes Waldmanagement – könnte zu einer gesunden Waldentwicklung und mehr Budget für die Mitarbeiter von Hessen Forst führen.
Die klimatischen Bedingungen im Ballungsgebiet Rhein-Main seien besonders extrem, sagt Mika. Was für ganz Deutschland gelte, zeige sich hier noch verstärkt: Es ist besonders heiß und besonders trocken. Dazu kämen Schädlinge wie Maikäfer, die teilweise aufträten, und teils sehr sandiger Boden. Mika: „Wenn Kollegen etwa aus dem Spessart zu uns kommen, können wir ihnen zeigen, wie es bei ihnen in 30 bis 40 Jahren sein wird.“ Die Folge ist, dass mehr Bäume absterben, mehr gefällt werden muss, mehr nachgepflanzt – also mehr Arbeit und mehr Kosten für Planung, Pflanzung und die Verkehrssicherung.
Wald in Obertshausen: Kiefern kämpfen gegen Pilz und Schädlinge
Es gebe große Probleme mit absterbenden Kiefern, die nur noch als Brennholz verkauft werden können. Hauptursache sei hier der Diplodia-Pilz. Die Sporen schädigen das Gewebe der Bäume, Nadeln verfärben sich und sterben ab – wie auch später die Äste. Die Rinde platzt auf, und die Bäume sind anfällig für Schädlinge wie Misteln. Die Kiefer soll trotzdem neben Eichen die Hauptbaumart im Obertshausener Wald bleiben. Dazu sollen Nebenbaumarten zusätzlich für eine Verjüngung sorgen. Bei der Küstentanne und der Douglasie bestehe Hoffnung auf eine hohe Trockenheitstoleranz. Erweitert wird das Baumspektrum mit weiteren trockenheitstoleranten Mischbaumarten wie hauptsächlich der Baumhasel und der Kastanie, aber auch Elsbeere, Linde, Flatterulme und Feldahorn sind möglich.
Wenn Obertshausen sich als erste Kommune aus dem Kreis Offenbach um das Förderprogramm der Bundesregierung bemühen würde, winken 100 Euro pro Hektar Wald für zehn Jahre. In den darauffolgenden zehn Jahren ist noch mal dieselbe Fördersumme möglich, abhängig von der Größe der Fläche, die bis dahin als „Natürliche Waldentwicklung“ (NWE) ausgewiesen ist. Denn neben der Verpflichtung auf 20 Jahre sind weitere Kriterien zu erfüllen, um das Geld zu erhalten.
Förderprogramm für klimagerechten Wald: Manche Kriterien könnten für Probleme in Obertshausen sorgen
Die meisten Kriterien sieht Mika als leicht umsetzbar an: Es gibt ausreichend heimische Baumarten, auf Totholz als Lebensraum wird geachtet und Dünger sowie Pflanzenschutzmittel würden seit Jahren nicht verwendet. Schwierigkeiten könnte es bei der Naturverjüngung geben, also eine Nachzucht auf natürliche Art und nicht durch Pflanzungen neuer Bäume. Dazu müsse die Jagd stimmen, denn Rehwild frisst junge Triebe. Innerhalb von zwei Jahren müssten außerdem pro Hektar fünf Habitatbäume ausgewiesen werden. Das sind Bäume mit Nestern oder Höhlen, die bis zur Zersetzung im Wald bleiben. „Das können Bäume sein, die viel Geld einbringen. Aber sie sind auch für die Umwelt besonders wertvoll“, sagt Mika. Fünf Prozent der Fläche müssten zusätzlich als NWE gekennzeichnet werden und wären somit stillgelegt für Holzernten, da sie nicht genutzt werden dürfen.
Über eine Bewerbung für das Förderprogramm entscheidet die Politik. Mika sieht es als Möglichkeit, den negativen Waldwirtschaftsplan etwas auszugleichen. (Theresa Ricke)